Sind 75 PS ausreichend?

Darf ich mich gleich anschließen, ich teile die Einschätzung von PhilMT.

Meine (motorradmäßig) nicht sonderlich ambitionierte Nachbarin hat sich als Wiedereinsteigerin nach 15 Jahren Pause von Ihrem Händler so einen 4-Zylinder-Restposten in Form einer XJ-6 andrehen lassen. Die hat fast die gleiche Leistung, wie die MT/XSR700, nämlich 78 PS, nur halt einen völlig anderen Charakter. Wir haben kürzlich mal getauscht und dann dämmerte es mir auch wieder: stimmt, so schrecklich waren diese kleineren 4-Zylinder eigentlich immer, hatte ich nach so vielen Jahren auf Ein- oder Zweizylindern schon fast vergessen.

Erst mal habe ich die XJ abgewürgt, peinlich. Beim zweiten Versuch dann ordentlich Gas und Drehzahl ... geht doch - klingt nur peinlich. Beim Beschleunigen war dann der erste Gedanke: kaputt, Spritmangel, oder sonst irgendwas nicht in Ordnung. Die zog nämlich überhaupt nicht. Irgendwann, so gegen 6000 U/min und dem zugehörigen Getöse, konnte man so etwas wie ein Beschleunigungsgefühl registrieren, zwar nach wie vor nur sehr wenig, aber immerhin mehr als das gefühlte Nichts so um die 4-5000 Umdrehungen. Kurz darauf, so ab etwa 8000U/min war aber schon wieder Feierabend, tote Hose, nur diesmal unter noch unerträglicherem Geheul in höchsten Tonlagen. Ok, Schalten ... und dann geht dieser Mist halt wieder von vorne los.

Nach den ersten Kurven war auch schnell klar, das diese ganzen Zylinder so ein Mopped auch viel schwerer, unhandlicher und zu allem Überfluss auch noch kippelig machen. Die Federung und Dämpfung ist auch noch schlechter als auf der MT07. Ich habe dann sehr schnell keine Lust mehr auf diese Heulboje, so machte das überhaupt keinen Spaß und es hat mich auch nicht mehr gewundert, das diese öde Karre nach 2 Jahren noch keine 3000km auf der Uhr hatte.

Beim Zurücktauschen auf die MT07 dann: aaahhhh, geil, geht das schön satt und gleichmäßig von unten heraus, ist das wendig und handlich, klingt das erwachsen. Sooo muss heutzutage ein Mopped fahren, es ist buchstäblich in jedem einzelnen Kriterium so einem Vierzylinder-Alteisen weit überlegen.

Und meine Nachbarin war ganz erschrocken, wie heftig die MT schon beim Anfahren los rockt und wie superleicht das plötzlich alles geht. Sie wollte jedenfalls noch nicht zurücktauschen und wird auf jeden Fall wohl bald mal bei Ihrem Händler vorbeischauen ...

Zitat von Kurvensucher

....nach 15 Jahren Pause von Ihrem Händler so einen 4-Zylinder-Restposten in Form einer XJ-6 andrehen lassen

was hab ich für ein Glück gehabt, gleich bei einer Tracer zu landen. Selbst wenn man früher viel fuhr, so spontan ist es nach Jahren doch schwieriger einzuschätzen, wie gut das Moped läuft. Aber positiv war für mich gleich: nicht abgewürgt beim losfahren. Zweitens untertourig fahren kaum möglich und ab Standgas kann man aufdrehen, egal welcher Gang. Plus Klasse Optik und sie war meins. Nichts anderes angeschaut oder probegfahren. Puh, hätte auch in die Hose gehen wie bei der netten Nachbarin. Aber alles gut, nein, bestens!

Zitat von PhilMT

Mein Ding waren hauptsächlich leichte und bissige Einzylinder, Enduro, Supermoto, gelegentlich leihweise auch Motocrosser mit Supermotokit, 2- und 4-Takt, und wenn man mit sowas bei entsprechenden Fahrbedingungen mal warm geworden ist, feinnervig bis bösartig, Selbst-Zoom an die Hallenwand, Rückwärtssalto im Steilhang, ist man vermutlich versaut für typische Standard-Mehrzylinder-Straßenmotorräder. Mei früher halt, andere Zeit

geht oder ging mir ähnlich, wie unbeherrschbar 50 PS sein können sollte man mal versucht haben. Ich hatte schon ganze Zeit meine 250SX als ich zum ersten Mal ein ein 100PS Motorrad fuhr, eine XJ900. Ich hatte erst Bammel, da ich noch nie etwas über 60 PS gefahren bin, wahr aber schlagartig enttäuscht wie langweilig diese hohe Leistung sein kann. Für Vierzylinder bin ich versaut und selbst dem hochgelobten CP3 kann ich nichts abgewinnen.

Aber ein Zweitakter fehlt mir, einfach nur um ab und an mal richtig überfordert zu sein.

bin mal eine 500er Maico gefahren, das war Leistung!! Im 5. stieg das Vorderrad, egal wie "vorsichtig" man am Griff drehte. Und ne Husky irgendwas, die machte bis in 3. Gang nur schwarze Striche auf den Asphalt.

Ach ja und ne RD 350, alles was unten fehlte war oben zu viel. Damit klatschten sich paar Bekannte an die Wand.

Einzylinder hat was. Vor allen Dingen wenig Gewicht. Und man spürt was abgeht, beim Vierzylinder fühle ich mich immer wie auf dem Zahnarztstuhl mit dem summen - unangenehm.

Zitat von PhilMT

Die letzte solche Fahrt an die ich mich erinnere war eine FZ8. Es gab davor andere Leihfahrzeuge wie XJ oder Bandit, ganz ganz früher konnte ich mal eine alte 9er Vergaser-Blade fahren. Keiner dieser Motoren hatte für mich irgendeinen nennenswerten Reiz, was nicht heißt, daß die Dinger nicht gehen, sondern daß ich damit im Straßenverkehr nichts anfangen kann, macht mir keinen Spaß. Und bei den 600ern (keine Sportmotorräder, reine Mittelklasse Gurken!) war selbst der Leistungsbereich ziemlich fad. Nicht langsam, sondern fad.

Unterhalb des Leistungsbereiches ist es quasi egal, in welchem Gang man fährt, es ist überall gleich langweilig. Im Leistungsbereich ist dann mehr oder weniger Leistung da, ggfs. auch brutal Leistung vorhanden, aber die nützt mir im Alltag nichts. Das neurotische Hochdrehen im niedrigen Gang - wenn man mal aktiv fahren will - nervt wahnsinnig. Braucht man bei der MT09 (wie MT07) nicht. Einfach Gas geben. Funzt. Spontanes massefreies Anschieben.

Stimmt die FZ8 als auch die alten Bandits sowie XJs waren jetzt nicht für sagenhafte Leistungsentfaltung bekannt. Die FZ8 sowie die Bandit waren halt auch noch sackschwer dazu. Und die sind halt auch meist aufgrund des Drehzahlbandes und wegen Lärm derbe lang übersetzt, deshalb kommt gefühlt noch weniger. Und dadurch dass das Drehmoment gleichmässig kommt spürt man den "Druck" nicht so sehr. Bei den 600er Mittelklasse Gurken gebe ich dir recht, die waren fad. Ausnahme ist da die CBR600F Sport und die 600er Hornet. Bin ich beide schon gefahren und die haben schon angeschoben. Waren an sich 1-Gang Automatik Motorräder. Der zweite ging für alles.

Ich bin vor kurzen die GSXS 750 probe gefahren. Das Ansauggeräusch war mir viel zu laut wenn ich richtig Leistung brauchte.

Zitat von Breeze

Ich war ja vor dem MT Kauf offen für ziemlich alles.

Als ich die CB1000R Probe gefahren bin, hab ich sie nach 25 Minuten wieder hingestellt.

Der Motor hat so von unten in den Helm gejodelt, dass ich mich gefragt habe, wie man damit einen ganzen Tag auf Reise/Langstrecke herumfahren soll. Unerträglich.

...

Die alte oder die neue CB?

die alte fand ich wesentlich zu schwer. Ok, ich hatte zu der Zeit eine 150 Ps FZ1 zum Vergleich.

Also ich habe die MT relativ schnell wieder abgegeben, weil mir der Motor zu wenig bumms hatte und auch die Fahreigenschaften nicht wirklich zusagten. Dazu die Zuladung, die nun selbst kurze Touren mit Anhang unerträglich machen (auf meine Gewichtsklasse ausgelegt).

Der Umstieg auf die 1290 ist sicherlich extrem, jedoch habe ich es nicht bereut. Die Kilometer fliegen nur so, das Teil macht einfach Spaß. Die Elektronik macht Sinn, wenn ich sie auch nicht ausreize.

Die ersten 4 Böcke meiner Legende waren allesamt 4 Zylinder, kommen mir nicht mehr ins Haus.

Just my 2 cents

Zitat von Pejoth

Also ich habe die MT relativ schnell wieder abgegeben, weil mir der Motor zu wenig bumms hatte und auch die Fahreigenschaften nicht wirklich zusagten. Dazu die Zuladung, die nun selbst kurze Touren mit Anhang unerträglich machen (auf meine Gewichtsklasse ausgelegt).

Die max. Zuladung empfinde ich auch von den Konstrukteuren als schlecht gewählt. Da sollte die Grenze von 200 kg nicht unterschritten werden. Ich bin da auch schnell am Limit. Bei mir geht es gerade noch so, da ich keine mehrtägigen Mopedreisen mit Sozia durchführe.

Yamaha könnte sicherlich mehr Tracers verkaufen, wenn die Zuladung höher ausfallen würde.

Einfach nicht zeitgemäß. MT 09 und 175 kg. Aber auch die anderen, bis auf Suzuki, sind so. Wäre die Sitzbank nicht so bescheiden, wäre Sie es geworden.

Zitat von Pejoth

Einfach nicht zeitgemäß. MT 09 und 175 kg. Aber auch die anderen, bis auf Suzuki, sind so. Wäre die Sitzbank nicht so bescheiden, wäre Sie es geworden.

Ich hatte die V Strom auch im Visier, für weite Touren mit Sozia wegen der Zuladung sicherlich keine schlechte Alternative.

Die Tracer ist spritziger und nicht so wuchtig, man muss halt mit der geringen Zuladung leben.

Mich wundert es auch, dass die MT09/Tracer900 in Sachen Zuladung so unterdimensioniert ist. Zumindest in dieser Klasse hätten sie bei der Tracer 900 als Tourenmoped >200 kg anstreben sollen.

Die V-Strom bin ich letzten für 3 Tage gefahren (meine MT war in der Werkstatt)

Das Ding läst sich super fahren und hat ordentlich Reserven bei der zuladung.

Einziges Manko war das Windschield.

Meine TR1 hatte bei 241 kg 71PS, die Bulldog bei 251 kg 72PS (original 65 - mit Leistungskit 72). Mit beiden Maschinen tourte ich kreuz und quer durch Europa. Auf der letzten große Tour mit der Bulldog nach Santiago de Compostela wünschte ich mir ein Mopped wie die MT07 meines Sohnes (nur mit mehr Sitzhöhe und irgendwie "touriger"). Zurück von der Reise (Oktober 2016) zeigten mir meine Söhne die Tracer (einen Zentner leichter und drei PS mehr) - gefahren, gekauft und seither glücklich.

75 PS in diesem Motorrad reichen locker für unbeschwerte Motorradreisen....

TR1_XV1000.jpgBulldog_BT1100.jpg

Hallo,

ja, mit der bescheidenen Zulaung bei der Tracer hat sich Yamaha böse in die Nesseln gesetzt.

Ein tolles Motorrad, und dann ist man mit Sozia schon überladen? Ohne Gepäck?

Geht eigentlich gar nicht. Schade, das schreckt viele ab, sie zu kaufen.

Beste Grüße

Thommy