Motorradunfälle und Folgen

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  • Gestern war ich auf einem Vortrag der Polizei und Unfallchirurgie zum Thema Motorradunfälle.

    Für mich neu/interessant:

    - die meistens Unfälle sind selbstverschuldet (ca. 2/3)

    - und davon die meisten wegen zu schnell und beim überholen.

    Ja, Binsenwahrheit vielleicht, aber wenn man sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hält und nicht jedes Auto vor einem als Aufforderung zum überholen sieht, kann man sein Risiko wirklich drastisch senken. Eigentlich halte ich mich immer dran, aber so beim nachdenken habe ich auch gemerkt, je mehr man das Moped im Griff hat umso "zackiger" fährt man. Und überholt mehr...

    Hier noch vom "Metzger" (Chirurgen):

    - "das gefährlichste Bauteil am Motorrad ist der Tank". Dann zeigte er uns Bilder von total zerschmetterten Becken, denn das wird beim Aufprall als erstes regelrecht "zerlegt", Röntgenbild sah aus wie ein Puzzle, aber sie haben es wieder hingekrieg (allerdings blieb der inkontinent und impotent), Endurotank wären besonders schlimm, weil die meistens höher sind und länger einwirken.

    . "bei 120 ist es scheißegal, ob Du nackt auf dem Motorrad sitzt oder Schutzkleidung. Der "Leitplankenkontakt" oder Gegenverkehr zerlegt jeden noch so festen Rückenprotektor". (War jetzt KEINE Aufforderung nackt zu fahren, es gibt ja auch Unfälle mit weniger Krafteinwirkung wo es hilft!!). Er zeigte Bilder mit abgerissenen Beine, Arme usw, sein tägliches Brot.... Der abgerissene Arm war von einem Außenspiegel des Gegenverkehrs und von einem 17 jährigen 80er Fahrer.

    - für die D-Miesmacher: Deutschland hat eines der besten Notfall-Versorgungsprogramm. Die meistens, die sie wieder zusammenflicken, würden in anderen Länder einfach sterben, auch in europäischen Länder, weil wir Hubschrauber und Schockräume haben und fast alle innerhalb von Minuten (und nicht Stunden) dahin kommen. Das ganze würden Milliarden kosten. (Klar, hilft ALLEN Unfallopfer, nicht nur Motorradfahrer, aber ich bin froh, daß wir das haben und naja, dafür zahlen wir halt auch monatlich etwas an die Krankenkasse)

    Vielleicht bei der nächsten Ausfahrt einfach mal ein bißchen die "Luft" rauslassen und mehr genießen. Ich werde es (wieder) verstärkt so machen. Hoffentlich...

    Wünsche Euch allen eine gute unfallfreie Fahrt und daß wir NIE bei dem im Schockraum liegen werden.

    PS: Frage an den Polizisten nachdem er einen schweren Unfall gezeigt hatte: hat der Fahrer überlebt? Dann sagte er: "Ja, ich habe überlebt". Boah, der saß. Er war sein Unfall, er wurde übersehen.

    Freiheit für die Straßen, weg mit dem Teer!

    Einmal editiert, zuletzt von B52 (22. Juli 2019 um 20:35)

  • Hallo Jürgen,

    danke für Deinen Beitrag - und für das in-Erinnerung-rufen, daß wir doch alle nur aus Fleisch und Blut bestehen.

    Und es zeigt sich: Man kann noch so vorsichtig sein, wenn ein anderer einen übersieht kann man eben doch den Kürzeren ziehen...

    Euch allen: Seid wachsam und laßt Euch nicht provozieren. Stets gutes und gesundes Ankommen bei all Euren Fahrten!

    Schönen Tag noch.

  • Hallo Jürgen,

    vielen Dank für deinen Post.

    Da kommt man doch selber wieder ins Grübeln, und muss sich auch selbst an der Nase packen. Nur zu treffend schreibst du dass man nicht jedes Auto als Aufforderung zum Überholen ansehen soll.

    Gerade mir als Neueinsteiger gibt das doch sehr zu denken!

    Gute - und vor allem unfallfreie Fahrt an alle!

  • Kann mich den Ausführungen nur anschliessen. Hatte leider auch mal so ein ähnliches Ereignis.....

    wie mein Opa schon sagte: "immer mit der Dummheit der Anderen rechnen"

    Ich wünsche Euch trotzdem viel Spass auf Euren Bikes.

  • Gutes und wichtiges Thema!

    Speziell in Kurven verunglücken auch viele Fahrer, Selbstüberschātzung?

    Vielleicht wollen auch zuviele Leute Rennfahrer sein, haben aber halt die Fāhigkeiten dazu nicht.

    Ich selbst habe großen Respekt vor Kurven und Straßen die ich nicht kenne und einsehen kann.

    Rennfahrer will ich auch nicht mehr werden, oberstes Ziel kein Unfall erleiden, danach Spaß haben.

    BMW R1200R LC, 2017-2019 Tracer700, vorher Kawasaki ER-6n

  • oberstes Ziel kein Unfall erleiden, danach Spaß haben.

    Das ist mir leider erst nach drei Jahren Motorradfahren und einem Unfall klar geworden. Alleine fahre ich eher entspannt. Mich betrifft das eher in Gruppen. Mit 26 hab ich ein paar Kollegen für die "cool" halt noch das wichtigste Attribut beim Motorrad und beim Fahren ist. Das führt dann manchmal zu einer, sagen wir mal ungünstigen Gruppendynamik. Da war ich früher schon verleitet auch mit einem Tempo durch Kurven zu fahren das ich nichtmehr voll im Griff hatte oder riskanter zu überholen nur um dranzubleiben. Inzwischen ist es mir völlig egal wenn irgendjemand in der Truppe schneller vorausfährt und ich "nicht hinterherkomme". Ich fahr mein Tempo und halte mich an die normalen Mitfahrer und die paar, die schnell fahren wollen können das machen.

    Insgesamt ein sehr wichtiges Thema für das meiner Meinung nach viel zu wenig Bewusstsein bei jungen Fahrern besteht!

    :boingser:boingser:boingser

  • Selbstüberschätzung ist die häufigste Unfallursache bei Motorradunfällen.Die schnelle Hilfe durch NAW und NAH helfen auch nicht gegen die Spätfolgen schwerer Unfälle.Solche Vorträge sollten von Jedem einmal besucht werden.Vor allem Hirn einschalten beim Fahren.

  • Einen solchen ähnlichen Vortrag hab ich direkt innerhalb meiner Motorrad-Theorie beim Schein bekommen.

    Ich hatte von Anfang an riesigen Respekt.

    Ich weiß, warum ich Tausende für Schutzkleidung ausgebe. Und das geile: Ich kann sogar beim Stürzen mitreden. Ich hatte bis jetzt 6 davon. Zum Glück ohne Einschläge aber einen davon sogar um die 100km/h.

    Dank geht an dieser Stelle an Helite - meine Wirbelsäule überträgt noch zuverlässig alle Daten.

    "Immer mit der Dummheit anderer rechnen"

    Aber bitte dabei nicht die eigene Dummheit außer Acht lassen, die sehe ich nämlich viel öfter bei Bikern.

    Und ich kann bis heute nicht einmal in der Stadt für 5 Minuten in kurzer Hose, ohne Handschuhe und T-Shirt fahren. Ich fühle mich so uncool... Ich kann es einfach nicht :P

    In der Kurve schnell fahren kann jeder. Aber auf der Geraden - da braucht man Leistung!

  • Wo findet man diese Vorträge ?

    den Teilnehmer wurde mehrfach und ausdrücklich untersagt, Bilder zu machen. Die Unfallfotos sind aus "den Aktem" und nicht öffentlich, Bilder mit abgerissenen Gliedmaßen sollte man vielleicht auch nicht frei verteilen. waren teilweise Privatfotos vom Arzt

    Wir haben also keinen Link oder Unterlagen bekommen.

    Wenn Du möchtest kann ich gerne nachfragen.

    Freiheit für die Straßen, weg mit dem Teer!

  • Malte hast Du immer den Helite an? Respekt, und tatsächlich auch mal richtig gebraucht?

    Ich hab die Weste immer an, wenn es aus der Stadt raus geht.

    In der Stadt wäre es auch sehr sehr sinnvoll, aber das ist einfach nicht alltagstauglich als Weste drüber.

    Die hohe Anzahl an Stürzen kommt durch meine Rennstreckenakitiviäten zustande.

    5 Mal hat die Weste mittlerweile ausgelöst.

    1 Mal davon war es wirklich nötig. (Ich bin auf meiner Stirn einige Meter auf dem Asphalt gerutscht. Hätte die Weste meinen Kopf nicht fixiert, wäre er abgeknickt.)

    Da das System mit einem Gurt arbeitet, kann es nicht abschätzen, ob ich einen Highsider oder Lowsider mache, und löst daher immer aus, sobald ich mich von der Maschine "entferne".

    In der Kurve schnell fahren kann jeder. Aber auf der Geraden - da braucht man Leistung!

  • Natürlich haben wir ein gefährliches Hobby, das muss jedem immer klar sein.

    Aber man darf meiner Meinung nach auch keine Angst haben, sondern muss selbstsicher fahren, um fehlerfrei zu fahren.

    In welcher Montur man jeweils fährt, muss man natürlich auch im Einzelfall abwägen, nach Risikobereitschaft, Fahrtstrecke, Bequemlichkeit und jeweiligen Fahrmodus

    Klar sollte auch jedem sein, dass praktisch jeder mal stürzt, auch wenn er es natürlich nicht will. Ich fahre seit 1975 Motorrad und bin natürlich auch schon ein paarmal unfreiwillig abgestiegen, zum Glück nur Sachschäden, Prellungen und Schürfwunden.

    Trotzdem habe ich nie daran gedacht, das Hobby aufzugeben.

  • Die hohe Anzahl an Stürzen kommt durch meine Rennstreckenakitiviäten zustande.

    5 Mal hat die Weste mittlerweile ausgelöst.

    1 Mal davon war es wirklich nötig. (Ich bin auf meiner Stirn einige Meter auf dem Asphalt gerutscht. Hätte die Weste meinen Kopf nicht fixiert, wäre er abgeknickt.)

    Da das System mit einem Gurt arbeitet, kann es nicht abschätzen, ob ich einen Highsider oder Lowsider mache, und löst daher immer aus, sobald ich mich von der Maschine "entferne".

    Stürze auf Rennstrecken sehe ich nicht in dem Kontext. Auf der Rennstrecke bzw. Rennen mußt Du am Limit fahren um was zu reißen. D.h. deine Stürze sind mit einkalkuliert.

  • je mehr man das Moped im Griff hat umso "zackiger" fährt man. Und überholt mehr...

    Stimmt. Weil es halt auch so einfach ist.

    Ich habe mich auch schon beim Überholen erwischt, wo ich mich anschließend gefragt habe, warum ich jetzt eigentlich überholt habe. Eigentlich wollte ich gar nicht so schnell fahren.

    Danke für den Beitrag!

    Seit ich hier bin brauche ich meinen Müll nicht mehr rausbringen. Ich poste ihn einfach :lachen

  • Top Thema, 1000 mal beser als "Habe meinem Reifen immer noch nicht auf Kante bekommen" oder ähnliche Beiträge. Unfall und seine Folgen. Bei mir ganz einfach.

    Unfall: 2010 von der Straße katapultiert worden.

    Folgen: War begeisterter Fahrer von vorverlegten Rasten. Geht nicht mehr. Fuß fällt runter, sobald ich den Satz " Fuß auf Raste" mir nicht ständig gedanklich vorsage.

    Schwere Mopeds no Chance, rechtes Bein macht teilweise was es will, auch wegknicken.

    Nerven im Bein ziemlich platt, dadurch ständige Missempfindungen und Schmerzen. Dank meiner Schmerztherapeutin ist es auszuhalten.

    Leichtes Humpeln mit Ausfallschritten ist natürlich mit im Paket.

    Und das Ganze in der City bei geringer Geschwindigkeit. Ich mach dem Kerl keine Vorwürfe, aber Sch... ist es schon. 2015 habe ich einen guten Engel kennen gelernt, der mir sagte: "Hey, da gibt es eine MT, die ist sehr leicht, mehr als die Hälfte weniger als deine bisherigen Mopeds, und ... da kannste den rechten Fuß auf die Raste packen und gut ist." So bin ich zur MT gekommen. Habe es bis heute nicht bereut. Fahre mit Respekt vor dem Motorrad und meiner Umwelt. Mittlerweile kann ich auch meine Fußbremse benutzen.

    Ach ja, als ich irgendwann auf der Intensiv nach meiner ersten OP aufwachte, stand der Doc neben mir und sagte " Das Bein ist noch dran". Ihr könnt mir glauben, es ist ein sch... Gefühl mit dem Gedanken " Wir wissen nicht, ob wir ihr Bein retten können" in die Narkose versetzt zu werden.

  • Beim Überholen immer damit rechnen, dass jemand rauszieht oder abbiegt. Das sehe ich häufiger. Wenns geht nicht innerorts überholen, die Gefahr dass jemand ohne Blinken nach links abbiegt ist zu hoch.

    Dito nicht an Stellen überholen, wo ein Weg nach links geht. Auch bei Gruppen aufpassen und schauen was der zu überholende macht, ob er dich wahrnimmt.

    Auch wenn man ein Auto überholen möchte was vielleicht ein anderes Auto überholen möchte: obacht.

    Und vorm Überholen immer in den Rückspiegel schauen, es könnte sein dass jemand genau die gleiche Idee mit dem Überholen hatte...

  • ...

    Und vorm Überholen immer in den Rückspiegel schauen, es könnte sein dass jemand genau die gleiche Idee mit dem Überholen hatte...

    noch sehr großes Defizit bei mir, schaffe ich selten, überholen beschäftigt mich zu arg. Muß ich einfach mehr üben und machen, auch wenn ich grundsätzlich das hinter mehr im Auge habe.

    Ach ja, früher haben wir über die braven Mädels gelacht, die doch tatsächlich vorschriftsmäßig den Blick über die Schulter machten. Versuche ich auch wieder passend einzubauen. Erstaunlich was man so mehr sieht....

    Freiheit für die Straßen, weg mit dem Teer!

  • Die größte Gefahr beim Überholen sind sämtliche Traktoren, da die den Blinker nicht setzen und unvermittelt und ohne zu Bremsen von der Landstraße in einen von hinten nicht zu erkennenden Feldweg abbiegen. Hab ich selbst schon erlebt, zum Glück hab ich den Braten gerochen. Die Abbiegerichtung mit Gespann ist dabei auch egal...

  • Die größte Gefahr beim Überholen sind sämtliche Traktoren, da die den Blinker nicht setzen und unvermittelt und ohne zu Bremsen von der Landstraße in einen von hinten nicht zu erkennenden Feldweg abbiegen. Hab ich selbst schon erlebt, zum Glück hab ich den Braten gerochen. Die Abbiegerichtung mit Gespann ist dabei auch egal...

    Tipp vom Traktorfahrer, der (meistens..) blinkt: vor dem überholen immer schauen, ob zumindest links ein Feldweg kommt. falls ja, Alaramstufe rot und das überholen verschieben. Man kriegt keine Krätze oder ähnliches wenn man mal paar Meter länger hinter dem Traktor (oder auch PKW) hinterherfährt. Und dann ist man doch auch wirklich ratz-fatz vorbei.

    Freiheit für die Straßen, weg mit dem Teer!