Kurvenguide
Hast du eine Empfehlung für Equipment zum Durchspülen, was auch für eine private Garage oder den Straßenrand anwendbar ist?
Hinsichtlich der nicht ganz so kleinen Luftblasen macht deine Aussage auf jeden Fall Sinn. Ich würde aber davon ausgehen, dass die Restmenge durch häufiges konventionelles Entlüften trotzdem eher gering ist. Im Betrieb findet ja noch etwas mehr Durchmischung statt und die Luftblasen werden tendenziell etwas kleiner, dafür aber mehr. Und die kommen dann eben auch leichter wieder raus. Sehe ich in der Praxis z.B. durch das Verhalten beim Wechsel auf Stahlflex-Leitungen bestätigt. Ich habe, mangels Equipment oder Diagnosetool die neuen Leitungen verbaut und ganz konventionell von oben entlüftet. Ok, erstmal unten auf und einfach durchpumpen bis überhaupt was kommt und dann solange bis 5x Behälter nachfüllen keine Luftblase mehr kam. Dann habe ich die Bremse gezielt 1x richtig heiß gefahren durch viele Bremsungen, auch aus höherer Geschwindigkeit und direkt im Anschluss noch einmal durchgespült. Das hatte dann noch einmal einen deutlich spürbaren Einfluss auf den Druckpunkt und die Druckpunktstabilität.
Alte Bremsflüssigkeit aus dem Bremssattel rausbekommen ist schwierig. Ich hatte da mal mit einem kleinen Rennwagen (Formula Student), der einige Jahre eingelagert war, eine Odyssee. Wir haben locker 5-6 Stunden lang die Bremse konventionell entlüftet. 3-4L Bremsflüssigkeit durchgejagt bei keinem halben Liter Systemvolumen (kleines Fahrzeug, kein ABS, Bremssättel nicht größer als bei der MT vorne). Wir haben das Auto sogar mit nem Kran noch in allen Richtungen um 90° gekippt. Pedal war komplett scheiße. Fahrer am nächsten Tag sagte, ist so gerade fahrbar für einen Systemcheck. Bremse wurde dann natürlich auch heiß gefahren und beim anschließenden Entlüften kam richtig dunkle Suppe raus. Wurde dann im laufenden Betrieb scheinbar doch mit der frischen Flüssigkeit die bis zum Entlüftungsnippel kam durchmischt.
Weil man eben das System nicht vollständig gespült bekommt, bin ich ein großer Fan des jährlichen Wechsels. Wenn man seine Bremse nicht sonst nie fordert, erfolgt nach dem Wechsel eine halbwegs sinnvolle Durchmischung. Wenn der Rest alte Flüssigkeit dann nicht komplett hinüber ist, passt der Mischungszustand. Bei einem Motorrad was länger eingelagert war, würde ich persönlich mehrfach das Prozedere Bremse heiß fahren, mit 3-4x Systemvolumen durchpumpen, wieder heiß fahren, durchpumpen usw. machen. Bremskolben zurückdrücken ist ein super Tipp - das nehme ich mal in meine Prozedur auf. Dass ich da noch nicht drauf gekommen bin ärgert mich etwas, aber man lernt nie aus.
Das was die Werkstätten normalerweise machen bringt nach langer Standzeit in meinen Augen nicht sonderlich viel. Egal mit welchem Equipment - die Spülen halt durch und fertig. Die Suppe die im Bremssattel steht, interessiert sich dafür nicht. Ja, die Bremse ist dann erstmal viel besser und auf den ersten Blick vielleicht auch ganz ok. Aber eigentlich müssten die wenigstens das heiß fahren und dann nochmal Durchspülen auch machen. Kenne keine Werkstatt, bei der ich annehmen würde, dass die so gewissenhaft arbeiten. Der durchschnittliche Kunde ist ja auch nicht bereit, das zu zahlen.
Witzige Anekdote für die PKW-Welt: Bei meinem Golf 7, Baujahr 2018, war ich der Meinung, dass die Bremse etwas Biss verloren hat und sich matschiger anfühlt als sie schonmal war. Habe bei der nächsten Inspektion gesagt, dass die bitte die Bremsflüssigkeit wechseln sollen. Musste da 3-4x drauf bestehen, weil die ja erst 2 Jahre alt sei. Gab dann auch noch nen Anruf aus der Werkstatt, dass die getestet hätten und noch alles total super sei. Ich wollte es trotzdem. Hinterher fühlte sich die Bremse wieder so an, wie ich es gewohnt war. Soviel zur "Kompetenz" der Werkstätten in dem Bereich.