Getriebeschaden niedertourig fahren?

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  • @ Johannes:

    Motoren sind ja für ein definiertes Arbeitstemperaturfenster konstruktiert. Außerhalb dieses Temperaturbereichs, z.B. nach einem Kaltstart, sind sowohl die Abgaswerte und der Verbrauch erhöht, das gleiche gilt aber auch für den Verschleiß. Insofern ist es sicher nicht direkt schädlich, aber eben auch suboptimal, wenn ein Motor durch übertrieben vorsichtiges, also lastarmes, Fahren unnötig lange in diesem ungünstigen Temperaturfenster verbleibt.

    Im Extremfall ist es dann so wie bei einem Industriemotor, den wir vor Jahren mal wegen auffällig zahlreicher, vorzeitiger Ausfälle auf dem Prüfstand hatten. Der kam bei Umgebungstemperaturen unter 5 Grad im Standby-Betrieb überhaupt nie in den Bereich seiner Arbeitstemperatur. Nach der Demontage zeigten sich dann auch diverse, verschleißbedingte Schäden, die nach nur 3500h Betriebsstunden völlig untypisch waren. Nach der Wärmeisolierung einiger Teile und durch ein angepasstes Lastmanagement hat der Hersteller diesen Antrieb noch viele Jahre ohne weitere Auffälligkeiten produzieren können.

    genau:daumen-hoch

    p.s. dies ist auch der grund warum man einen Motor, v.a. im Winter, nicht im Stand->Standgas warm laufen lassen sollte!

  • @ Johannes:

    Motoren sind ja für ein definiertes Arbeitstemperaturfenster konstruktiert. Außerhalb dieses Temperaturbereichs, z.B. nach einem Kaltstart, sind sowohl die Abgaswerte und der Verbrauch erhöht, das gleiche gilt aber auch für den Verschleiß. Insofern ist es sicher nicht direkt schädlich, aber eben auch suboptimal, wenn ein Motor durch übertrieben vorsichtiges, also lastarmes, Fahren unnötig lange in diesem ungünstigen Temperaturfenster verbleibt.

    Im Extremfall ist es dann so wie bei einem Industriemotor, den wir vor Jahren mal wegen auffällig zahlreicher, vorzeitiger Ausfälle auf dem Prüfstand hatten. Der kam bei Umgebungstemperaturen unter 5 Grad im Standby-Betrieb überhaupt nie in den Bereich seiner Arbeitstemperatur. Nach der Demontage zeigten sich dann auch diverse, verschleißbedingte Schäden, die nach nur 3500h Betriebsstunden völlig untypisch waren. Nach der Wärmeisolierung einiger Teile und durch ein angepasstes Lastmanagement hat der Hersteller diesen Antrieb noch viele Jahre ohne weitere Auffälligkeiten produzieren können.

    Bei der Konstruktion eines Verbrennungsmotors, der in einem Fahrzeug verbaut wird, sind Kaltstarts, auch bei wirklich niedrigen Temperaturen, ein expliziter Auslegungsfall. Ebenso der Motorbetrieb bei unterschiedlichen Motortemperaturen. Das wird auch explizit abgetestet und in Haltbarkeits-Zyklen berücksichtigt. Ein wesentlicher Faktor für den höheren Verbrauch bei niedrigen Temperaturen ist bei heutigen Motoren übrigens die benötigte Leistung für den Antrieb der Ölpumpe, da das Öl einfach noch eine deutlich höhere Viskosität aufweist als bei betriebswarmem Motor.

    Ein maßgeblicher Treiber für den Verschleiß ist übrigens die Last mit der der Motor betrieben wird. Neben Kaltstarts (der Start, nicht das Warmfahren) hat das den größten Einfluss auf die Lebensdauer. Wenn man jetzt einen kalten Motor mit höherer Last betreibt, ist das zunächst verschleißfördernd.

    Spannenderweise sind sich aber auch die Leute, die es halbwegs wissen sollten nicht wirklich einig, was die beste Variante ist, um einen Motor warm zu fahren. Gängige Praxis ist wiederum, das bei niedrigen Lasten und Drehzahlen zu machen, mit der Unterstützung von den Konditioniereinheiten, die Kühlmittel und Öl bei laufendem Motor heizen können. Es gibt Sonderaufbauten für stehende Motoren, die sind aber teuer und werden meist nur für's Kühlen verwendet um schnell viele Kaltstarts zu machen.

    Wenn man einen Motor, wie den von dir beschriebenen Industriemotor, lange bei einer Temperatur-/Lastkombination für die er nicht ausgelegt wurde betreibt, ist das verschleißfördernd, da stimme ich dir vollkommen zu. Aber das ist in dem Fall ein Anwendungsproblem, was nur schwer auf unsere Motoren übertragbar ist. Für den Motor wäre es aber sicherlich auch besser gewesen, wenn er mit weniger Last betrieben worden wäre. Oder jemand auf die Idee gekommen wäre, ein Thermostat einzubauen.

    Achja, moderne Motoren werden so gebaut, dass sie sich deutlich schneller aufheizen als frühere Generationen. Das wird erreicht durch Abschalten von Teilen des Kühlsystems (z.B: kein Kühlmittelfluss im Motorblock, reine Zirkulation im Zylinderkopf) zusammen mit dem altbekannten Thermostat, der den Kühler absperrt. Treiber dafür ist zum einen eine Reibungsreduktion, was den Kraftstoffverbrauch im Zyklus senkt (Reibung bedeutet dabei letztlich aber nur alle Verluste außer Wärme und Abgas, also z.B. auch Ölpumpenantrieb). Zum Anderen, und wirklich erstaunlich wichtig, geht es um Komfort. Namentlich, wie schnell die Heizung warme Luft bereitstellt. Wenn ich da meinen Polo von 2006 mit einem aktuellen Golf vergleiche, ärgere ich mich bei meinen 15-20 Minuten zur Arbeit jedes Mal im Winter.

    Meine ganz persönliche Meinung ist übrigens, dass man einfach kurz oder direkt nach Motorstart losfahren sollte. Dann halt einfach piano machen, also, soweit mit dem Motor in dem Fahrzeug möglich, grob unter 50% Last und unter 50% Nenndrehzahl bleiben. Oft geht bei der Drehzahl noch weniger. Ich vermeide aber auf jeden Fall hohe Lasten. Lieber etwas mehr Drehzahl als plötzlich stark Gas zu geben. Ein Auto im Leerlauf warmlaufen zu lassen ist jetzt nicht schlimm, aber unnötig und ineffizient. Solange es aber regelmäßig etwas länger betriebswarm rumgefahren wird, ist das was an Kraftstoff und Wasser dabei ins Öl kommt auch wieder weg.

  • Danke, Johannes, für die ausführliche Darstellung der Zusammenhänge!

    Nur noch ganz kurz: Deine 50/50-Regel für Last und Drehzahl als sinnvolle Obergrenze würde ich sofort unterschreiben. Mir ging es aber auch darum, niemandem sozusagen im vorrauseilenden Gehorsam eine 25/25-Regel oder gar noch weniger aufzunötigen. Man hilft also einer MT07 nicht, wenn man knapp überm Leerlauf bei minimalen Lasten herumzueiert. Schädlich, soviel habe ich jetzt dazu gelernt (die Vorlesung "Verbrennungskraftmaschinen" ist bei mir nun bald ein halbes Jahrhundert her), ist es aber auch nicht - moderne Motoren können das ab.

  • [..]

    Ich finde um auf Geschwindigkeit zu kommen dürfte man den 5 und 6 Gang zu Anfang überhaupt nicht nehmen, denn beim Gas geben ab 3500 u. Und z. B 5 Ganz vibriert die Maschine etwas, was sich aber schnell wieder legt.

    Meine Frage. Tu ich dem Getriebe nichts gutes wenn ich niedertourig fahre und die Maschine einen kurzen Moment braucht bis sie sich entschüttelt hat.

    Wie handhabt ihr das am Anfang mit der Drehzahl?

    Über die Drehzahlen, das Warmfahren ist schon einiges hier geschrieben worden. Der Blick ins Bordbuch hätte aber Klärung geschaffen, wie ebenso schon hier geschrieben wurde.

    Um kurz noch auf Deine Frage speziell zum Getriebe zurückzukommen, es braucht idR viele viele zehntausende Kilometer, um dem Getriebe einen Schaden über zu niedrige Drehzahlen zuzufügen. Wenn Schäden beobachtet wurden, dann traten diese meist beim Zahnradpaar des letzten Ganges auf. Kilometerfresser senkten in eben diesem so weit wie möglich die Drehzahl ab, um bei den seinerzeitigen Vergasermotoren hier wie da auch noch einen Teil des Verbrauchs zu senken. Sind dann 60 oder 80 tkm dahingeschraubt, dann konnte das auch mal so aussehen:

    kl_P1010082.jpg

    Links das Getrieberad von der Abtriebswelle mit deutlichen Pittingspuren. Diese hört man aber auch mitunter, wenn man dann in seiner geliebten Spardrehzahl unterwegs ist.

    Dies geschrieben, sollte es uns auch beruhigen, dass die MT ein Sechsganggetriebe hat und eigentlich immer ein Gang zur Verfügung stehen sollten der den Triebling rund laufen lässt. Als Flachländer kann ich natürlich sagen, dass spätestens ab 3.500 U/min der CP2 Motor vibrationsfrei hochdrehen kann. Daher bin ich, wie schon an anderer Stelle geschrieben, auch ein 4.000er. Bis 20 km fahre ich tatsächlich den Motor, die Reifen und mich warm und dies bis maximal 4.000 U/min. Eine Drehzahl die absolut ausreichend ist, flott durchzukommen, nicht untertourig zu fahren und eben auch darauf beruht, dass mein erstes Fahrzeug vor über 30 Jahren ein luftgekühlter Einzylinder war. Dort waren die Einfahrdrehzahlen eben ein wenig niedriger.

    Sodele, inzwischen sollte der TE seine MT eingefahren haben und das komplette Drehzahlband nutzen dürfen. Bei Urlauben in den Bergen und Unterbringung am Pass, war es eigentlich nie ein Problem für mich, das Motorrad ordentlich warmzufahren, ohne gleich Wohnwagen, Busse und Wohnmobile bei der Passauffahrt aufzuhalten. Und auch das kleine höher Ausdrehen des Ganges, um den Anschluss zur nächsten Getriebestufe zu ermöglichen, sollte nach den ganzen Beiträgen hier, eher als probates Mittel gelten, denn als Motorkiller,

    Allzeit gute Fahrt

    hombacher