Während ich, weil ende Dreißig und ohne Vorerkrankung, noch bis September mich von allem Spaß fernhalten muss, dürfen die ganzen Alten wieder alles wie früher haben...
Diese doofen Alten aber auch. Dürfen ihr Leben endlich wieder etwas mehr genießen als vorher, ohne, dass irgendjemand von denen aktiv an meiner Lage schuld ist.
Versteh mich nicht falsch, wenn die Mehrheit der am stärksten Betroffenen von Anfang an mit großen Papschildern auf denen "fickt die jungen Leute, die sollen zuhause bleiben damit ich weiter draußen über Fahrradfahrende Kinder meckern kann" steht demonstriert hätten, wäre meine Rücksicht für diese Menschen auch deutlich geringer als jetzt. Aber wie gesagt, ich sehe es so, dass keiner der bisher geimpften aktiv dafür verantwortlich ist, dass sie zuerst geimpft werden und ich nicht. Das hat sich aus ein klein wenig Nachdenken und der Gesamtsituation nun mal so ergeben. Deshalb möchte ich denen auch keine Schuld geben und denen auch keine Annehmlichkeiten verwehren.
Alles anzeigenDas finde ich, aus zugegeben egoistischen Gründen, unfair.
Weil ich jetzt auch aus Solidarität auf Freiheiten verzichte und mich auch an alles nach bestem Wissen und Gewissen halte
und das obwohl ich wohl nur ein sehr kleines Todesrisiko habe.
Viel wichtiger ist es aber, dass sich die Einschränkungen durch Solidarität leichter ertragen lassen.
Stell dir vor du wills aufhören zu rauchen, aber dein Partner zieht nicht mit.
Du möchtest mehr Sport machen, weniger essen, whatever... der Punkt sollte klar sein.
Pass auf, sonst schreib ich dir gleich einen Aufsatz über extrinsische und intrinsische Motivation
Zusammengefasst: wenn der Anreiz für etwas von innen, also von dir selbst, kommt, dann wirst du alles tun um es bis zu einem Punkt zu erreichen, bis deine intrinsische Motivation nicht mehr groß genug bzw. nicht mehr vorhanden ist. Wenn der Anreiz für etwas von außen kommt wirst du es solange verfolgen, bis der Anreiz von außen aufhört. Wenn ich also wirklich aufhören möchte zu rauchen brauche ich dafür nicht die Solidarität meines Partners Die beiden Paradebeispiele sind etwas tun weil man es liebt für intrinsische Motivation und etwas zu tun weil man Geld dafür kriegt für extrinsische Motivation.
Solidarität wäre eine extrinsische Motivation. Das bedeutet, dein "Erfolg", also deine Zufriedenheit beim zuhause zu sitzen, hängt davon ab, ob irgenwelche anderen Menschen auch zuhause sitzen oder nicht. Und wenn die aus welchen Gründen auch immer doch rausgehen haben die ihren Spaß, du kommst trotzdem nicht schneller vorran und ärgerst dich auch noch (und die kriegen nichtmal mit, dass du dich ärgerst! Was für eine Sauerei!) Weiß nicht wie es dir geht aber ich würde meine Zufriedenheit lieber so wenig wie möglich von anderen abhängig machen.
Außerdem, wie gesagt:
Das Gehacke um Impftermine wird schon so übel genug.
Nachweis und Kontrolle des tatsächlichen Impfstatuses ist auch ein großes Problem.
Das ist ein ziemlich kleines Problem. Lösung nennt sich Impfpass und gibts in Papierform schon sehr lange. Wegen mir auch gerne in elektronischer Form aufm Handy wenns anständig umgesetzt ist.
BTW: (EDIT: das galt jetzt nicht explizit Royber)
Ob man jetzt von Grundrechtseinschränkung für Ungeimpfte oder Sonderrechten für Geimpfte spricht
ist eine Unterscheidung ohne Unterschied in allen relevanten Punkten.
Seh ich auch so. Halte ich für Spitzfindigkeit in die nicht mehr Energie reinstecken möchte, da die Unterscheidung für meinen Standpunkt unerheblich ist.
Eben drum, das tue ich die ganze Zeit schon. Man hätte auch die Studios auflassen können und dann halt sagen: kommt wer will. Dann kann halt Opa Heinz nicht dahingehen wenns ihm zu gefährlich ist und ich gehe dann halt nicht zu Opa Klaus.
Der Punkt ist, dass es mit "kommt wer will" nicht getan ist. Die Übertragung passiert ja nicht nur bei bestimmten Aktivitäten sondern geschieht durch Kontakt. Die Sperrung direkter Aktivitäten hängt damit zusammen, dass es dabei eben tw. sehr intensiven Kontakt gibt. Dadurch mehr Infizierte und dadurch eine höhere Gefahr für alle, die den Kram nicht so gut wegstecken wie ich. Die einzige funktionierende Alternative wäre gewesen zu sagen, dass die Gefährdeten halt von sich aus _jeden_ Kontakt vermeiden (und nicht nur reduzieren!) müssen. Das halte ich mit den Prinzipien eines Sozialstaates und noch viel wichtiger, einer sozialen Gesellschaft, nicht für vereinbar. Ich habe auch schon vor den gesetzlichen Restriktionen auf gewisse Aktivitäten mit viel und intensivem Kontakt verzichtet obwohl ich Bock drauf gehabt hätte. Nicht, weil das eine Verordnung vorgeschrieben hat sondern weil ich durch ein wenig absehbaren Verzicht die Wahrscheinlichkeit reduzieren konnte, dass alte, kränkliche, Menschen durch komplette Selbstisolation noch mehr zu Grunde gehen.