Metallteile brünieren / chemisch schwärzen

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  • Moin,

    da Normteil - Improvisationen aus der Metall-Grabbelkiste häufig irgendwie billig (oder gar pfuschig) wirken wollte ich mal probieren, ob man diesen Eindruck mit etwas Oberflächenbehandlung abschwächen kann.
    Schwarz sieht da gleich eher nach edel gekauft und "soll-so" aus. Aber kein 1K Dosenlack!
    Nun hatte ich das Brünieren schon mit Erhitzen des Metalls und Abschrecken in verschiedenen Ölen probiert - das war aber alles nicht zufriedenstellend, mein Gasbrennerchen liefert wohl zu wenig Hitze.
    Darum fiel die Wahl auf einen Test mit der Schnellbrünierung von Ballistol. Nicht weil es als bestes Mittelchen der Wahl bekannt wäre. Die verkaufen nur angenehm kleine Gebinde für Leute, die keine komplette Langstreckenhaubitze behandeln wollen ;)
    Das ist auch nicht Bio sondern so richtig ätzige Chemie die reinhaut, also wird ausnahmsweise mal echt mit Handschuhen und Brille gebastelt.

    Die Testobjekte bestehen aus ein paar Karosseriescheiben und einer Distanzhülse, die ich Kraft meiner Eisensäge und dem gesammelten Know How vom Werkunterricht an der POS Fritz Reuter in mehrere kleine Hülsen zerstückelt und anschließend mit Bremsenreiniger entfettet habe:
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    Viel hilf viel, darum wollte ich die Teile anstatt sie zu bepinseln einfach in der Brünierung versenken. Also ab in ein Chemieglas mit dem Zeug und Testlauf:


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    Halb rein mit der Scheibe... Sichtbar dunkler nach ein paar Sekunden. Rabenschwarz.

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    Also ab dafür.

    Der professionelle Galvaniker schlägt sicher die Hände über den Kopf zusammen. Wie ich hinterher gelesen habe (nicht in einer der in Details voneinander abweichenden Anleitungen des Herstellers) sollte man nur gleiche Metalle zusammen baden lassen. Außerdem reagieren die Oberflächen nicht ganz so gleichmäßig wenn mehrere Sachen übereinander oder platt auf dem Gefäßboden liegen, auch wenn man etwas schwenkt. Aber man kann die Brünierung dann auch noch per Wattestäbchen auftragen und das Metall dunkelt nach.


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    Wenn sich nach ein paar Minuten solch ein Belag bildet soll das Material mit Wasser abgespült werden


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    So sieht es dann schon etwas weniger traurig aus. Dies bessert sich noch beim nachfolgenden vorsichtigen Behandeln mit Öl. Das reagiert alles noch etwas herum und braucht nun 24h bis die Oberfläche mechanisch voll belastbar ist:


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    Die Verzinkung der Distanzhülse hat etwas schlechter und ungleichmäßiger reagiert, an den blanken Schnittflächen hingegen ist das Schwarz kräftiger. Man hätte die Oberflächen vorher mit feiner Stahlwolle polieren sollen...das stand aber nicht auf der Flasche, nur im Internet. Nächstes mal vielleicht, dazu hätte ich eh keine Lust gehabt und für den angedachten Zweck reicht es. Bin gespannt wie sich das Material über die Saison entwickelt:

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    Einmal editiert, zuletzt von Gonzo (12. April 2021 um 22:39)