Reifen-Test Dunlop SportSmart Mk3

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  • Hallo zusammen,

    nachdem Daniel ( Royber) schon angefangen hat, möchte ich jetzt auch über meine Erfahrungen mit dem Dunlop SportSmarkt Mk3 aus der Testfahrer-Aktion berichten.

    Auch bei mir vorab: Ich habe die Reifen kostenlos von Dunlop bekommen. "Gegenleistung" dafür ist, dass ich über meine Erfahrungen berichte. Wie diese aussehen oder in welchem Format oder welcher Form ich das tue wurde nicht besprochen. Ich bin also vollkommen frei in meiner Meinung und berichte so, als ob ich die Reifen selbst gekauft hätte. Sonst hätte ich mich auf die Aktion auch nicht eingelassen.

    Bisher bin ich auf der MT07 einen Satz Bridgestone BT023M (~ 7tkm Laufleistung, dann hinten fertig) und danach mehrere Sätze Conti RoadAttack 3 (vorne ~8-9tkm, hinten ~6tkm) gefahren. Vergleich erfolgt maßgeblich zum CRA3, mit dem ich sehr gut zufrieden war/bin. Bin diese Saison vorher noch mit einem quasi neuen CRA3 vorne 1500km gefahren. Das letzte Mal einen Monat vor dem Mk3, aber es ist zumindest kein Vergleich eines abgefahrenen Reifens mit einem neuen.

    Relevante Änderungen an meiner MT07 für Eindrücke vom Fahrverhalten: Wilbers Federbein, Wilbers Gabelfedern mit original Gabelöl, Gilles Fußrastenanlage mit Raste in der hintersten und oberen Position, Gabelbrücke Lenkerhalter umgedreht, Gummilagerung mit Unterlegscheiben außer Gefecht gesetzt, LSL AN01 Lenker (Superbike flach)

    Ist alles schon ne Weile dran, also keine Änderung zwischen CRA3 und Mk3.

    Bei mir gibt es eine etwas unsortierte Reihe an Eindrücken, so wie sie eben reinkommen :)

    (Und natürlich wird es etwas länger - ihr kennt mich...)

    Erster Zwischenbericht: 280km Laufleistung - 210km bei 20-25°C bewölkt bis kurzzeitig blauer Himmel; 70km feuchte Straße bis Weltuntergang bei nur noch 16-20°C; Reifendruck vor Abfahrt auf 2.3/2.5 eingestellt, CRA3 bin ich bei 2.3-2.4/2.5-2.7 gefahren, je nach Laune

    Reifen im Neuzustand:

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    Ich war positiv überrascht, wie wenig Trennmittel noch auf den Reifen vorhanden war. Habe das Einfahren etwas vorsichtiger angehen lassen als zuletzt beim CRA3, aber bin definitiv nicht auf Eierschalen gefahren. Gab keinerlei Probleme. 2-3x beim erstmaligen harten Angasen in größerer Schräglage gab es ein leichtes Schmieren. Gibt es ähnlich auch beim CRA3, aber beim Mk3 war es noch etwas weniger aufregend. Keinerlei Gefühl von Unsicherheit.

    Reifen nach 65km:

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    Jetzt glaubt man mir das mit dem vorsichtig anfahren vielleicht nicht mehr so ganz, aber ich habe ehrlich langsam Schräglage aufgebaut und dann das gemacht, was der Reifen mir als gut machbar vermittelt hat. Da war dann die Stiefelkante rechts auch schon einmal auf dem Boden. Fahre meist so, dass der Stiefel zuerst aufsetzt, rechts etwas weiter raus als links. Rechts kommt halt nach Bremshebel und Fußraste relativ bald der Auspuff und dann wird's unschön. Reifen war aber nach meiner Betrachtung links wie rechts zumindest kurz auf der Kante. Vorne bei weitem nicht, aber das geht bei dem glaube ich auch einfach nicht.

    Bis zu diesem Punkt waren es eigentlich nur sehr gut asphaltierte Straßen, mir mehr als gut bekannt. Der Reifen vermittelt sehr gutes Vertrauen und er will einfach in Schräglage. In der Kurve fährt er seine Linie blitzsauber durch, Umlegen geht vieleicht minimal leichter als mit dem CRA3, aber kein nennenswerter Unterschied. Aufstellmoment bei unter 50 ist in meinen Augen ne gute Ecke stärker als beim CRA3, aber reine Gewöhnungssache. Auf der Bremse kann man nämlich auch wunderbar einlenken, dann langsam überblenden von Bremse auf Gas - alles ohne Ruckelei oder Nervosität. Da ist der CRA3 etwas nervöser in meinen Augen. Wobei das schon an Haarspalterei grenzt. Mein Gedanke nach 65km: Ui, das macht ne Menge Spaß, ich will mehr.

    Reifen nach 150km:

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    Bild und Eindruck von 65km setzt sich fort. Ich fahre mit dem Reifen bei mir bekannten und unbekannten Strecken intuitiv mehr Schräglage. Nicht weil ich ihn besonders austesten will - das war für heute absolut nicht der Plan. Ich kenne den Reifen nicht, da will ich nicht auf Teufel komm raus auf die Kante oder sonstwas. Das war einfach nur das, was der Reifen einem als vollkommen in Ordnung vermittelt. Ok, ich habe dann schon auf den Strecken um Adenau in den schönen Kurven wirklich am Gas gezogen am Ausgang. Das macht man da aber eh, wenn der Reifen das her gibt. Ich hatte tierischen Spaß.

    Zwischendrin waren auch einige engere Ecken mit Flickenteppich dabei. Technisch anspruchsvoll mit so 1.5 Autos Fahrbahnbreite, viel Unebenheiten, Wald, Haarnadel usw. An nem ganz gemütlichen Tag umfährt man das vielleicht. Ich wollte schauen, ob der Reifen sich da anders verhält als der CRA3. Und das tut er wirklich. Er hat deutlich mehr Eigendämpfung. Beim CRA3 weiß ich, dass er trotz holpriger Strecke das ganze wuppt und ich ihn nur laufen lassen muss. Da muss ich mich aber immer mal wieder zu zwingen und es ist gerade zu Saisonbeginn nicht angenehm. Der Mk3 kommt da einfach souveräner rüber. Viele der kleineren Schläge kommen einfach nicht oder deutlich reduziert an. Auch die großen Schläge sind weniger spitz. Das macht diese Art von Strecke deutlich einfacher und angenehmer. Da war ich echt überrascht.

    Bei dem Fahrprofil zwischen 65km und 150km wäre beim CRA3 schon Graining sichtbar gewesen nach meiner Erfahrung. Das macht der CRA3 aber auch recht früh und verhält sich, abgesehen vom Aussehen, dabei unauffällig. Könnte mir aber vorstellen, dass der Dunlop als Sportreifen bei hohen Temperaturen noch etwas mehr Luft hat. Vom Grip-Niveau konnte ich heute keine Unterschiede herausfahren, da der CRA3 das auch entspannt weggesteckt hätte.

    Wesentliche Unterschiede sind die Eigendämpfung (das macht für mich wirklich viel aus) und die Souveränität in Schräglage und beim Übergang zwischen Bremsen und Gas beim Einlenken/in der Kurve. Da ist der CRA3 zwar vielleicht einen Ticken agiler, aber eben auch einen etwas größeren Ticken nervöser. Aufstellmoment bei langsamen Ecken ist beim Mk3 deutlich mehr.

    Spannende Beobachtung: Das ABS scheint mit dem Mk3 besser zu harmonieren als mit dem CRA3. Beim CRA3 hat es bei mir immer ziemlich hart reingehauen und die Maschine hat sich gefühlt etwas gewehrt. Das ist beim Mk3 angenehmer, wenn auch immer noch kein Vergleich zu den wirklich guten ABS-Systemen. Kurz vorm und kurz nach dem Regelbereich war es für mich auch etwas leichter zu dosieren. Das kann aber auch etwas Tagesform sein. Warmgefahren wimmern sie beide beim starken Bremsen.

    Apropos Warmfahren: Der CRA3 ist nach ner kurzen Pause bei Kurve 3 voll da, der Mk3 spätestens bei Kurve 5. Von der Tendenz her. Der Unterschied grenzt an Kaffeesatzleserei. Einfach die ersten 3 Kurven etwas entspannt und dann stetig steigern, dann ist man mit beiden auf der sicheren Seite. Da ich das eh so mache, konnte ich vielleicht keinen Unterschied rausfahren, auch wenn er da sein mag.

    Zum Schluss kam dann bestes Eifelwetter. Von leicht feuchter Straße über Bäche quer über die Straße bis zu komplettem Weltuntergang war alles dabei. Der Mk3 hat sich unauffällig geschlagen. Ich hatte keine Motivation die Grenze des Reifens ausführlich zu erkunden. Bremstests waren voll ok (weniger Grip als trocken ist klar), bei wenig Schräglage auf gutem Asphalt härter Angasen hat nicht zu Rutschern geführt. Auch auf Fahrbahnmarkierungen und den üblichen Bitumenstreifen gab es keine Rutscher, habe es aber auch nicht provoziert. In Schräglage bei moderater Geschwindigkeit kein Übersteuern oder langsames Wegschieben, wie der BT023M das in Perfektion beherrscht. Man kommt sicher und entspannt nach Hause, wenn man ganz normal fährt. Da hatte ich bei einem Sportreifen ganz ehrlich so meine Bedenken und war nicht glücklich, als es nass wurde. Aber alles ok. Mehr konnte und wollte ich heute nicht erkunden.

    Die nächsten Berichte werden kürzer und nur noch ergänzend/bestätigend/korrigierend.

    Mir macht der Reifen Spaß und ich bin echt froh, dass ich die Chance habe ihn zu testen. Ohne die Aktion hätte ich ihn mir vermutlich nicht geholt, da ich mit dem CRA3 eigentlich wunschlos glücklich war.

    VG
    Johannes

    Einmal editiert, zuletzt von johannes (11. Juli 2021 um 09:44)

  • Bin jetzt auf insgesamt 650km. Entgegen meiner Erwartung habe ich vorne dann wohl doch noch etwas mehr genutzt. Bilder kommen bei 1-2tkm nochmal. Bei etwas schönerem Wetter bekommt der Hinterreifen so ein sichtbares, aber ideales, Ablaufbild. Also so ein leichtes Wellenmuster. Kenne ich als Aussage des Reifens "mir geht's super, aber ich werde etwas beansprucht". Die mk3 Vertiefungen sind etwas angefressen - der Reifen zieht mich weiterhin häufiger in starke Schräglage als der CRA3. Nicht dass ich den nicht bis zum Aufsetzen der Rasten bekommen hätte. Aber das hat sich etwas gezwungen angefühlt, beim Mk3 passiert das einfach so, wenn man laufen lässt.

    Hatte heute einen Rutscher beim Beschleunigen - ca. 30km/h, zweiter Gang, Haarnadel wo die Autos richtig rutschen und dann recht hart ans Gas. Also durchaus provoziert. An ähnlicher Stelle (nicht die selbe) hatte ich mit dem CRA3 auch mal nen Rutscher. Bei beiden Reifen undramatisch und ohne Gefühl von Unsicherheit. Beim Mk3 - das zieht sich etwas durch - etwas sanfter, souveräner.

    Bin einmal noch in Schräglage durch ne Pfütze - da hat's mich etwas seitlich versetzt. Ich glaube, das hätte der CRA3 an der Stelle nicht gemacht. Aber es war unaufgeregt und nur so 5-10cm bei 30cm Breite der nassen Stelle. Einfach ein leichtes Wegschieben über beide Räder, was sich dann sanft wieder gefangen hat. Denke, dass der Mk3 nicht den Anspruch hat, dem CRA3 bei Nässe ebenbürtig zu sein.

    Interessant ist noch, dass bisher keinerlei Sägezahn zu beobachten ist. Den habe ich beim CRA3 hinten eigentlich immer gehabt, egal was für ein Luftdruck. Und beim CRA3 auch so, dass die Ecke entgegen der Laufrichtung (also die, die hoch steht) sehr scharf war. Beim Mk3 sind bisher beide abgerundet, die in Laufrichtung etwas mehr.

  • Aufschlussreich, flüssig geschrieben.Gut gemacht. Dafür kann Dir Dunlop noch mal einen neuen Satz sponsern. :daumen-hoch

  • So, bin jetzt bei insgesamt ca. 1900km und habe ein paar weitere Eindrücke sammeln können.

    Hier das Reifenbild auf dem Weg nach Frankfurt bei 1000km, 25-27°C, Sonnenschein:

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    Das ist soweit das übliche Verschleißbild, wenn man den Reifen etwas bis etwas mehr rannimmt. Bei entspannter Gangart sieht es noch unauffälliger aus. Fahreindrücke sind soweit gleich geblieben, macht viel Spaß. Auf der Bremse einlenken ist super, das Aufstellen ist wirklich maßgeblich bei sehr niedrigen Geschwindigkeiten stärker spürbar. Aber konsistent, also hat man sich sehr schnell dran gewöhnt. Bitumenstreifen sind ok. Je nach Ausprägung fährt man natürlich eine andere Linie, aber ich erschrecke mich da nicht und es ist minimal angenehmer als mit dem CRA3.

    Hier dann ein Bild 20km später nach einer spannenden Strecke im Wispertal.

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    Habe da ganz aktiv versucht, den Reifen hinten zu überfordern. Also aus jeder Kurve bei hoher Drehzahl mit Vollgas raus. Auch wirklich bei höherer Schräglage gesteigert bis quasi digital an's Gas. Rutscher konnte ich nicht provozieren. Auf manchen Strecken mag mehr gehen, aber auf der Strecke war mehr im Straßenverkehr für mich persönlich nicht drin. Bild ist für mich hinten eigentlich nahezu perfekt. Leichte Gummipickel zeigen, dass der Reifen gut warm geworden ist, aber noch vollkommen ok.

    Muss mal irgendwann noch >35°C testen, aber Stand jetzt sehe ich nicht, dass ich den Reifen über sein Limit kriege. Der CRA3 hätte bei der Gangart schon sehr wild ausgesehen und meiner Meinung nach auch etwas angefangen zu schmieren. Weit ab von problematisch, aber es ist sicher nicht unerwartet, dass der CRA3 früher aufgibt.

    Auf dem Rückweg dann bei 1650km, wieder nach dem Wispertal, aber nur 23°C:

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    Habe hier nicht ganz so aggressiv am Kabel gezogen, dafür war die Strecke länger nur Kurve Kurve Kurve.

    Man sieht, dass der Reifen sich hinten echt immer wieder gut bis auf die Kante fährt. Ganz außen am Profil kann man vielleicht einen leichten beginnenden Sägezahn (gerade rechts hinten) sehen. Insgesamt ist das aber für mich voll im Rahmen und ich merke absolut nichts davon. Da sieht der Conti wirklich erheblich schlimmer aus hinten. Vorne ist der Mk3 gefühlt einfach nur gelangweilt. Gript richtig schön, lenkt toll ein und dämpft mehr weg als der CRA3. Den Einfluss der Reifentemperatur merke ich so richtig nur auf der Bremse. Kalt geht da natürlich etwas weniger. Nicht dramatisch, aber man merkt es, wenn man Bremstests macht.

    Nach den Bildern konnte ich noch etwas mehr auf nasser bis abtrocknender Strecke und auch teilweise stehendem Wasser testen (toll, oder?). Habe versucht Antriebsschlupf auf Fahrbahnmarkierungen oder etwas glattem Asphalt zu provozieren, aber nur bei Geradeausfahrt. Ohne "Erfolg", also kein Rutschen. Durch ne Pfütze von ca. 5cm habe ich mich auch mal getraut, auch ohne Probleme. Habe mich in der Schräglage zunehmend gesteigert, bin aber noch nicht bei dem, was ich mich mit dem CRA3 getraut habe. Liegt aber nicht an dem Mk3, sondern daran, dass ich mich da einfach sehr langsam rantaste. Ist jetzt auf dem Level, dass man mit den Autos auf ner nassen Landstraße entspannt mitfährt. Waren dann auch nur noch 17°C.

    Bei 1900km hat der jetzt hinten zwischen 3.9 und 4.5mm Restprofil, vorne ist es meine ich im Bereich 3.7-4mm (erinnere mich nicht mehr genau). Werde ich hier noch korrigieren, wenn ich dran denke. Weiß jemand, was der Reifen neu hat? Habe leider nicht gemessen.

  • Schöner Bericht, wie immer :)

    Wispertal ist sehr geil zu fahren, schon was zu schnell für die MT. Aber diese runden Schilder mit Zahlen drauf bremsen auf MT genehme Geschwindigkeit runter.

    Neu hat er hinten in der mitte 6 und außen 5.

  • Schöner Bericht den ich beinahe unkommentiert so unterschreiben würde :) Ich bin gerade in den französischen Alpen um Barcelonnette unterwegs. Zwei Tage bei teilweise nicht so gutem Wetter habe ich hinter mir, heute und morgen soll das Wetter sehr gut werden. Ich hatte/habe die Gelegenheiten den Reifen in einer Menge Situationen unter verschiedensten Umständen zu testen. Ich werde berichten sobald ich wieder Zuhause bin und da werde ich auch nochmal auf deine letzten Beitrag eingehen :) Kurzer Spoiler: falls der Sportsmart nicht signifikant weniger KM hält als der CRA3 werde ich in Zukunft den MK3 verwenden.

    :boingser:boingser:boingser

  • Tja, typisch Johannes, sehr schöner und informativer Bericht.

    Ich werde wohl doch als nächstes mal diesen Sportsmart MK3 auf die Superduke ziehen, denn die braucht einen 200/55er für hinten und die gibt es nur im Bereich der reinrassigen Sportreifen. Mit dem S22 und dem Sport 5 bin ich zwar vom Gripniveau her extrem zufrieden, aber halt ganz sicher nicht mit dem Verschleiß und auch bei den Kaltlaufeigenschaften musste ich Einschränkungen hinnehmen. Wenn der Dunlop da mit dem DSS3 eine Schippe drauflegt und auch kalt noch etwas früher und besser performt, hätte ich einen neuen Lieblingsreifen, zumindest für die reifenmordende Superduke, aber womöglich aber auch auf den kleineren Moppeds. Ich bin gespannt!

    Ach ja:

    Johannes schreibt ja sinngemäß, dass man mit diesem Reifen von ganz allein und mit höchstem Wohlbefinden größere Schräglagen als sonst fährt. Das ist meiner Erfahrung nach bei so ziemlich allen modernen Sportreifen so. Da schaut man mit schleifender Fußraste schon fast gelangweilt mal auf den Tacho und wundert sich, dass man in einer wohlbekannten Kurve deutlich schneller als je zuvor unterwegs ist, und sich dabei auch noch rundum sicher und wohl fühlt. Dieses fehlende Unbehagen im ansonsten wohlbekannten Grenzbereich auf macht auf der Landstraße den wesentlichen Unterschied zwischen Sport- und Tourenreifen. Und es macht leider auch ein bisschen süchtig nach noch mehr Schräglage ... und verleitet so natürlich auch zu noch höheren Kurvengeschwindigkeiten und den damit verbundenen Risiken. Auf der Rennstrecke sind diese Reifen ohne echte Alternative, insbesondere im Vergleich zum CRA3. Der ist spätestens nach zwei Runden Attacke "durch", mit dem Sportreifen fährt man dagegen, bis die Zeit um ist.

  • Habe gestern noch ein Fahrsicherheitstraining (Intensiv-Training in Grevenbroich) gemacht. War zwischendurch kurz feucht, auf dem Rückweg auch und wir haben natürlich auch Bremsen bei bewässerter Strecke inkl. ganz guter Pfützen in der Anfahrt der Bremsübung gemacht. Ein entscheidender Punkt ist, dass der Reifen eigentlich immer oder zumindest immer wieder kalt ist. Man steht bei dem Training doch sehr viel rum (Erklären oder warten bis die Übung frei ist), die Geschwindigkeiten sind relativ niedrig usw.

    Für mich war das vom Reifen unauffällig. Auch bei dem Teil, wo man ne ganze Weile am Stück 2 Linkskurven fährt, konnte ich kein Progression vom Reifen erkennen, nachdem sich die Truppe mal von den Abständen einsortiert hatte. Das ist zwar nicht am Limit, aber die Bergauf-Kurve bin ich oft kurz vor Fußraste gefahren. Mit Serienraste hätte ich laufend aufgesetzt.

    Bleibt für mich dabei, dass der Reifen viel weniger Warmfahren braucht als ich erwartet hätte.

    wortex

    Wispertal fand ich mit der MT schon echt in Ordnung. Man könnte da am Kurvenausgang an einigen Stellen deutlich mehr Leistung absetzen, als die MT hat. Aber dafür kann man mit der MT halt den Hahn wirklich komplett aufreißen und ansonsten über Schräglage sehr sehr viel Spaß in den Kurven haben.

    Nachtrag zu den Profiltiefen: Bei ziemlich genau 2000km waren es vorne 3.6 in der Mitte, 3.7 außen und hinten überall ~4.6. Hinten muss man beim Messen echt etwas aufpassen. Manche Profilrillen sind da so 0.5-0.7mm weniger tief. Sind jetzt auch nur relativ grobe Angaben, da das natürlich doch etwas schwankt. Generell habe ich links etwas weniger als rechts hinten, aber das spielt sich im Bereich von vielleicht 0.1mm ab, was dann in der Toleranz einigermaßen untergeht. Kanten sind bisher nicht drin. Wenn der Verschleiß linear weitergeht und die 6mm Mitte, 5mm Außen neu stimmen, müsste ich den wegen Verschleiß in der Mitte wohl nach etwas über 6tkm wegschmeißen. Das fände ich echt in Ordnung. Kann mir vorstellen, dass sich das Bild noch etwas verschiebt, weil ich auf den 2000km dann doch so 150-200km Autobahn gefahren bin aus der Not heraus. Wenn mehr Kurven und weniger geradeaus dazu kommen und auch weniger Testen was der Reifen hergibt, dann kann sich das verschieben.

    Weiß jemand, was der Reifen vorne neu hat?

  • johannes: guck da mal in den Videos vom KurvenradiusTV bei Youtube, ich glaube der hatte den mal gemessen.

    Und hinten 6 und 5 mm stimmen. Und ja, ich habe auch schon festgestellt das manch Rillen weniger tief sind. Man sollte wohl an den Indikatoren messen.

    Ich bin mal gespannt wie lange meiner hinten hält. Vielleicht ist doch noch so gut, dass ich den beim fälligen Reifenwechsel vor der Alpentour mit heim nehme und jemand anders gebe :D

  • Ich schreib die Profiltiefen im Neuzustand mal hier rein, statt in den allgemeinen Reifenthread.

    Jeweils gemessen neben dem Indikator:

    Vorn Mitte 4,5

    Vorn außen 4,7 (nein, ich hab‘s nicht vertauscht)

    Hinten Mitte 6,2

    Hinten außen 5,8

    An den tiefsten stellen, die ich abseits der Indikatoren finden konnte waren es vorn wie hinten 0,1 mm mehr.

  • So, lange hat's gedauert, aber jetzt ist der Reifen hinten nach 5800km gesamt durch. Hat links nur noch min. 1.5mm - also runter damit.

    Vorne habe ich noch min. 2.7mm. Die Minimalprofiltiefen sind bei mir vorne und hinten auf der linken Seite, etwas mehr als Hälfte zwischen Mitte und äußerstem genutzten Bereich.


    Vorderreifen:

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    Leichte Sägezahnbildung, rechts mehr als links. Aber nicht stark und auch für mich nicht spürbar. Da kann der CRA3 viel mehr und auch das merke ich nicht.

    Nicht ganz so schön finde ich die Kante, die ich mir reingefahren habe:

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    Ist jetzt ein Bereich des Reifens den ich niemals nutzen könnte (Hinten ist auf Kante und es setzen schon sämtliche Bauteile wie Fußrasten, Schalthebel, Bremshebel, Auspuff und Seitenständer auf wenn ich das unbedingt möchte). Trotzdem irgendwie nicht ganz so toll. Und scheinbar fahre ich mir den Reifen über die Zeit etwas weniger spitz.

    Hinterreifen:

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    Soweit so unauffällig. Stellenweise minimaler Sägezahn, aber undramatisch. Habe links mehr Kante genutzt als rechts, auch das wundert mich nicht. Kritisch für den Verschleiß ist bei mir dann etwas über der Hälfte der nutzbaren Schräglage, ähnlich wie vorne. Habe am Ende nur noch bei den Indikatoren gemessen - ein paar Profileinschnitte sind wie gesagt unterschiedlich tief.

    Am Ende bleibt zu sagen, dass mir der Reifen sehr viel Spaß gemacht hat. Wobei die MT07 das einfach immer macht. Habe heute nochmal 140km mit einem nahezu neuen CRA3 Vorderreifen und einem ziemlich abgefahrenen CRA3 Hinterreifen gefahren. Der CRA3 ist dann bei nicht extremer Fahrweise schon präziser. Beide lassen sich gut korrigieren, aber irgendwie habe ich beim mk3 öfter den Bedarf dafür. Wenn man beim mk3 gewissenhaft auf die Blickführung achtet ist alles prima. Wenn nicht, muss man etwas öfter nachbessern als beim CRA3.

    Der mk3 giert auf jeden Fall mehr nach Schräglage als der CRA3. Weiß nicht wie man das objektiv beschreiben soll. Beim einfach drauf los fahren fährt man mit dem mk3 tendenziell etwas mehr Schräglage als mit dem CRA3.

    In Wechselkurven war jetzt der CRA3 zackiger als der mk3 - kann aber auch der Effekt eines nahezu neuen Vorderreifens sein. In jedem Fall hat der CRA3 erheblich weniger Aufstellmoment. Beim mk3 absolut beherrschbar und vorhersehbar, aber nicht wenig.

    Eigendämpfung muss ich meine anfängliche Aussage etwas zurücknehmen. Im Vergleich gestern zu heute hat der CRA3 eher die Oberhand. Vielleicht war gestern bei fast 15° mehr Außentemperatur aber auch die Dämpfung des Fahrwerks der springende Punkt. Viel tut sich da sicherlich nicht. Interessanter ist die Kombination mit dem Aufstellmoment. Das führt dazu, dass der mk3 bei z.B. Gullideckeln in langgezogenen Kurven (habe hier eine langgezogene rechts, bei der man zwangsläufig über so 10-15 Gullideckel fährt...) etwas unruhiger wird als der CRA3. Beide absolut in Ordnung, aber der CRA3 ist etwas entspannter.

    Für mich heißt es jetzt erst einmal wieder ne Weile CRA3. Vorderreifen ist fast neu (1500km), Hinterreifen hält vielleicht noch 1500km und der nächste liegt schon da. mk3 Vorderreifen hat erst ca. 2/3 des Verschleißweges - da müsste man also 2 Vorderreifen auf einen Hinterreifen fahren. Ähnlich geht es mir beim CRA3. Ich werde den mk3 Vorderreifen nicht auffahren - die Vorteile gegenüber dem CRA3 nutze ich zu selten - alles im Bereich sehr hoher Umgebungstemperaturen und so gerade noch landstraßentauglichem Fahren. Nach dem CRA3 kommt vermutlich dann der CRA4 - habe gutes gehört.

    "Gegen" den mk3 spricht eigentlich nichts. Aktuell fahre ich etwas entspannter als stellenweise letztes Jahr - da kann ich die Vorteile des mk3 nicht wirklich nutzen. Der CRA3 liegt jetzt erstmal da und es gab jetzt nicht das riesengroße AHA-Erlebnis, wo der mk3 den CRA3 komplett aussticht. Sind beide(!) wirklich wirklich tolle Reifen und der mk3 muss sich nicht hinter dem CRA3 verstecken. Mein Fahrprofil schreddert den CRA3 auch nicht so, dass der mk3 da was reißen würde. Laufleistung kommen sich die beiden dann auch am Ende des Tages sehr nahe. Sehe schon etwas mehr beim CRA3, da der hinten recht zuverlässig 6tkm gehalten hat, bevor ich selbst wechseln konnte. Also bis Limit vielleicht 6.5tkm. Das relativiert aber dann vielleicht so gerade den Mehrpreis von 20-40€ für nen Satz.

    Kann den mk3 auf jeden Fall empfehlen. Fährt sich toll, souverän und bietet viele der Eigenschaften die einige hier im Forum am CRA3 schätzen. Limit im Regen müsste wer anders sagen - das ist nicht mein Metier. Wer den CRA3 schonmal häufiger überfordert (irgendwann schmeißt der ja förmlich Gummi um sich), für den ist der mk3 glaube ich eine sehr gute Wahl. Macht zumindest bei Bedingungen wo der CRA3 sehr ungemütlich aussieht noch einen entspannten Eindruck. Mehr als auf den Bildern oben mal zu sehen war, kann ich persönlich mit der MT07 auf der Landstraße nicht aus diesem Reifen rausholen. Der CRA3 sieht dann schon sehr zornig aus.

    Abschließend bleibt mir nur noch ein großes Danke an Dunlop für die Möglichkeit diesen Reifen testen zu dürfen. Und ebenso an das tolle Forum und alle Mitglieder die ja am Ende des Tages der Grund sind, warum Dunlop diese Aktion gestartet hat.

  • Danke Johannes, toller und sehr detaillierter Bericht. Klasse Bilder und sehr schöne Kante im Reifen :geschockt . Das habe ich so noch nicht gesehen.

    Martin

    Fahren :daumen-hoch und fahren lassen :rocker.

  • Danke Johannes, toller und sehr detaillierter Bericht. Klasse Bilder und sehr schöne Kante im Reifen :geschockt . Das habe ich so noch nicht gesehen.

    Ja, war auch überrascht mit der Kante. Musste mich in meiner Reaktion aber dann auch zügeln, weil sie letztlich egal ist. Der Vorderreifen ist so spitz, dass man ihn vorne mit der MT07 bei weitem nicht auf die Reifen-Kante bringen kann. Habe ja schon die Gilles-Fußrasten, nur den originalen Auspuff und den Seitenständer hochgesetzt. Trotzdem setzen Teile des Motorrads auf bei noch fast nem Zentimeter Luft zur Reifen-Kante vorne. Die Kante im Ablaufbild ist also einfach nur dort, wo die maximal mögliche Schräglage erreicht wird. Merken tut man davon nichts. Lenkt sich durch alle Schräglagen weich und einfach.

    Haste den letzte Jahr gewonnen?

    5800km ist aber nicht viel, oder? :kaffeemuede

    Ja und ja. Sommer letztes Jahr war ziemlicher Murks, wenige freie Wochenenden und wenig Möglichkeit für Feierabendrunden. Jetzt liegt die Garage auf dem Heimweg. Habe die letzten 3000km des Reifens dieses Jahr gefahren...

  • Haste den letzte Jahr gewonnen?

    5800km ist aber nicht viel, oder? :kaffeemuede

    Nicht viel? Der MK3 ist eher Sport statt Touring. Daher wären die 5800 ein Traum. Andere sind da nach 3000 weg. Ich hatte den MK3 auf der MT-10, davor CRA3. Und muss sagen der MK3 war in allen belangen besser als der CRA3 (auf der MT-10!). Da wo der CRA3 an seine Grenzen kommt spürt man beim MK3 noch vollstes Vertrauen. Auch die ekelhaften Schweißnähte im Asphalt, fühlen sich mit der CRA3 total bescheiden an. Mit der MK3 kann man da drüber fahren wie man lustig ist. Also für sportliche Fahrer eindeutig der MK3 der bessere Reifen. Und das sage ich als CRA "Fan".

    YAMAHA MT-10 SP (2022)

    Zubehör: Akrapovic, Komfortsitzbank, kurzer KZH, Heizgriffe, SP Connect Halterung, SW-Motech Tankrucksack

    YAMAHA XSR 700 (2020)

    Zubehör: Akrapovic Double, LED H4 Philips, Rizoma LED Blinker, Rizoma Kotflügel vorn, Rizoma Heckumbau, Heizgriffe, USB Dose, SP Connect Halterung, SW-Motech Tankrucksack

  • Ok, mag sein. Ich bin eh nur touristisch unterwegs. Mein CRA hat ca.6500 runter und noch reichlich Profil. Ok sind 75 PS nicht so Reifenfresser wie Deine 160PS...?

    Da gibt's auch noch den Conti Sport Attack. Haste den schon mal gefahren?

  • Auch die ekelhaften Schweißnähte im Asphalt, fühlen sich mit der CRA3 total bescheiden an. Mit der MK3 kann man da drüber fahren wie man lustig ist.

    Das stört mich auch am CRA3. Was mir auch negativ auffällt ist die Nervosität, auch provozierbar durch leichten Lenkimpuls (Luftdruck Strasse 2,5 - 2,7). Habs ja aufs Ori-Fahrwerk geschoben. Ist das beim MK3 auch besser?

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  • Ok, mag sein. Ich bin eh nur touristisch unterwegs. Mein CRA hat ca.6500 runter und noch reichlich Profil. Ok sind 75 PS nicht so Reifenfresser wie Deine 160PS...?

    Da gibt's auch noch den Conti Sport Attack. Haste den schon mal gefahren?

    Der CSA ist auch zu schnell alle. Und das hat mit den 160 PS nix zu tun.

    Auf der XSR700 war der CRA3 nach 6000km schon leicht unter 1,6mm. Leider zu meiner Tour passiert. Hatte aufgrund Leistung auch mit 7000km gerechnet. Leider stand ich mit 1,6mm noch in Italien. Am Ende 7500km und er war glatt. Am Rand hat er sogar Löcher bekommen, keine Ahnung warum. Normal reicht der CRA3 für 5500-6500km. Egal welches Bike. Wer länger kommt fährt hat etwas gemütlicher. Wer es übertreibt bekommt weniger km raus. Der MK3 hatte auf der MT-10 noch ca. 3,5mm hinten, nach 2900km. Bei sehr sportlicher Fahrweise. MT-10 habe ich dann verkauft und kann daher keine Aussage zur Haltbarkeit Gesamt sagen. Für die neue MT-10 liegt ein Satz MK3 schon bereit.

    YAMAHA MT-10 SP (2022)

    Zubehör: Akrapovic, Komfortsitzbank, kurzer KZH, Heizgriffe, SP Connect Halterung, SW-Motech Tankrucksack

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  • Das stört mich auch am CRA3. Was mir auch negativ auffällt ist die Nervosität, auch provozierbar durch leichten Lenkimpuls (Luftdruck Strasse 2,5 - 2,7). Habs ja aufs Ori-Fahrwerk geschoben. Ist das beim MK3 auch besser?

    Ja, der MK3 ist sehr stabil. Er will mehr geradeaus. Macht aber, sofern man Kurven sauber fährt, mehr Speed und mehr Sicherheit möglich. Übrigens, auch der CRA4 ist hier mehr wie der MK3 am Vorderrad. Jedoch ist der CRA4 bei Nähten genauso empfindlich.

    Der MK3 hat mich auch im kalten Überrascht. Nie gerutscht. Und dabei habe ich es extra kalt versucht zu provozieren. Der CRA3 braucht paar Kurven. Aber beide haben mehr als genug Grip für die Landstraße. Beide würde ich empfehlen! Für sehr sportliche Fahrer eher den MK3.

    YAMAHA MT-10 SP (2022)

    Zubehör: Akrapovic, Komfortsitzbank, kurzer KZH, Heizgriffe, SP Connect Halterung, SW-Motech Tankrucksack

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    Einmal editiert, zuletzt von forenhase (20. Juni 2022 um 13:13)