Ventilkappe sorgte für platten Reifen

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  • Moin,

    mein Vorderreifen war heute einfach mal Platt und das auf der Landstraße mit 80 km/h.

    Ich hatte zum Glück keinen Unfall und möchte euch mein heutiges Erlebnis schildern. Über Tipps und Anregungen bin ich sehr dankbar.

    Ich hatte mir diese Zubehörventilkappen in Würfel Optik gekauft. Außen sind sie aus Plastik und innen müsste es Alu sein. Im Gewinde ist noch so ein Oring drin.

    Nach den Tankvorgängen ist mir bereits öfters aufgefallen, dass der Oring beim raus schrauben der Kappen irgendwie immer an anderer Stelle hing und teilweise schräg verkantet im Gewinde.

    Manchmal war der Oring auch nicht mehr in dem Gewinde von der Kappe, sondern klebte auf dem Ventil fest.

    Ich hatte mir immer nichts bei gedacht, weil es ist ja "nur" ein Oring der das ganze ein bisschen besser abdichtet.

    Als ich dann heute tanken war und den Luftdruck geprüft und ein bisschen Luft zugeben habe, muss sich der Oring ganz unglücklich vor den Ventilstift geschoben oder verkeilt haben, so dass bereits nach wenigen Metern nach dem los fahren, die Lenkung eingeschränkt war.

    Ich hatte mich nur gewundert warum das Kurven fahren auf einmal so schwergängig ist und das Bike eigentlich nur geradeaus fahren will.

    Bei langsamen Geschwindigkeiten wurde es logischerweise noch schwergängiger.. Bin dann auf die Landstraße und es wurde nicht besser.

    Ich musste erstmal realisieren, dass irgendwas nicht stimmt und bin dann direkt beim nächsten Dorf angehalten und hab den platten Reifen entdeckt.

    Dachte erst, dass ein Nagel oder Schraube ein Loch in meinen Reifen verursacht hat aber Fehlanzeige.

    Ein netter Dorfbewohner, der zufällig auch Biker war, hatte einen Kompressor und mir wieder Luft auf den Reifen gepumpt.

    Ich hatte keinen Druckverlust mehr und bin gut nach Hause gekommen.

    Die Oringe habe ich jetzt für die Heimfahrt weggelassen aber ich habe gelesen, dass diese zwingend notwendig sind?

    Ich bin jetzt total verunsichert und mache lieber wieder Plastik Ventilkappe drauf.

    Problem ist aber immer noch, ob mit oder ohne Oring?

    In einigen Berichten wird dringend davon abgeraten, ohne Oringe zu fahren. Bei höheren Geschwindigkeiten hilft wohl der Oring evtl. Druckverlust durch die Fliehkräfte zu verhindern.

    P.S. Den Artikel habe ich dazu gefunden!

    Vorsicht vor Zubehörventilkappen! reifen-kastenholz.de

    Was meint ihr?

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    Einmal editiert, zuletzt von vapebuddy (13. Oktober 2021 um 19:11)

  • Ventilkappen mit Gummidichtung sind mist. Es gab (oder gibt es vielleicht noch immer) mal metalerne Ventilkappen mit integriertem Ventilausschrauber, ebenfalls mit Dichtung. Die hatte ich in meiner Jugend am Auto und die durfte man nur ganz locker anziehen, weil die Dichtung sonst das Ventil betätigte.

    Mach die Kunststoffkappen ohne irgendeine Dichtung drauf.

  • Ich bin jetzt total verunsichert und mache lieber wieder Plastik Ventilkappe drauf.

    Problem ist aber immer noch, ob mit oder ohne Oring?

    In einigen Berichten wird dringend davon abgeraten, ohne Oringe zu fahren. Bei höheren Geschwindigkeiten hilft wohl der Oring evtl. Druckverlust durch die Fliehkräfte zu verhindern.

    Vergiss O-Ring in Ventilkappen. Druckverlust durch Fliehkräfte halte ich für ein Gerücht. Wenn das Ventil in Ordnung ist hast du auch ohne Kappe keinen Druckverlust. Die Kappe dienst nur dazu das Ventil fremdkörperfrei zu halten.

  • Puhh, ging ja zum Glück glimpflich aus!

    Normale Kappen drauf und regelmässig Luftdruck prüfen. Ab und zu Ventileinsätze nachziehen.

    Falls so ne Gummikappe mal während der Fahrt abfliegt ist das auch nicht weiter schlimm, anders bei dem Zubehörkram..

    Apropos Dorf:

    Bin neulich in nem Dorf mit der MT mitohne Benzin gestrandet... :blumen

    Mir hat auch ein "Dorfi" ausgeholfen mit nem fast vollen Bezinkanister -da hat ja jeder nen Rasenmäher... :toeff

    dirtbike.gif

  • Ich habe immer gedacht, Winkelventile sind obligatorisch bei schnellen teuren Motorrädern, da erstens das Befüllen und Prüfen des Luftdrucks einfacher ist und zweitens das Fliehkraft Problem nicht auftritt.

    Aber das gehört wohl ins Reich der Legenden. :freak

    Egal, aber so komische Würfel würde ich mir nicht auf die geraden Ventile schrauben, auch wenn die MT-07 nur 207 läuft.

    Gruß Dirk

    In Continental we trust :rocker

  • Danke Jungs und Mädels für die aufschlussreichen Kommentare.

    Dann kommen die Würfel jetzt runter und es gibt wieder die Kunststoff Ventile ohne Oring. 🥲

    Und beim Reifenwechsel die Winkel Ventile.

    Meine Freundin hat diese schon ab Werk an ihrer neuen Trident 660 von Triumph. 🤗

  • Eine Frage noch wegen dem gefahrenen platten Reifen und der Felge:

    Werden diese Schäden von sich getragen haben?

    Auf den ersten Blick kann ich nichts erkennen aber ein wenig besorgt bin ich immer noch. 🤔

  • Guck mer doch mal:

    Wenn ich mich nicht total verhauen hab, kommt unter der Annahme, dass der Ventilstift 0,5 Gramm wiegt bei 250km/h ungefähr 10N Fliehkraft raus mit F= m*((v*v)/r), als Kreisbahndurchmesser hab ich 0,25m gesetzt und v müsste ja auch auf der Kreisbahn, die das Ventil beschreibt der v des Motorrads entsprechen, also so ca. 70m/s bei 250 Sachen.

    Hab ich nen Denkfehler?

    10N ist nicht wenig. Das wäre ungefähr entsprechend 1kg. Reicht das um die Feder einzudrücken?

    Ingenieure an die Front!

    The road of excess leads to the palace of wisdom. (William Blake: Proverbs of Hell)

  • dawari

    bitte denn Luftdruck innerhalb des Reifen nicht vergessen, der drückt ja das Ventil mit 2,5 bar zu.

    Solange mann nicht mit kompletten Platten auf der Felge rumeiert und noch ein Restdruck vorhanden ist, glaube nicht das der Reifen einen Schaden hat.

  • Guck mer doch mal:

    Wenn ich mich nicht total verhauen hab, kommt unter der Annahme, dass der Ventilstift 0,5 Gramm wiegt bei 250km/h ungefähr 10N Fliehkraft raus mit F= m*((v*v)/r), als Kreisbahndurchmesser hab ich 0,25m gesetzt und v müsste ja auch auf der Kreisbahn, die das Ventil beschreibt der v des Motorrads entsprechen, also so ca. 70m/s bei 250 Sachen.

    Hab ich nen Denkfehler?

    Etwas, ja. Der Reifen hat einen höheren Abrollumfang (Laut Google bei nem 12/60 R17 sind das 1,74 m -> r = 0,55 m), als die Kreisbahn, die das Ventil macht.

    Gehen wir den Weg über die Winkelgeschwindigkeit w:

    F_z = m * w^2 * r

    mit w = v_Reifen / r_Reifen

    ergibt das

    F_z = 0,0005 kg * (70 m/s / 0,55 m)^2 * 0,3 m = 2,4 N

    Nehmen wir noch den Gegendruck durch den gefüllten Reifen dazu, dürften das bei nem angenommenen Innendurchmesser des Ventils von 4 mm, wenn ich mich nicht irre

    F = p*A = p*pi*r^2 = 2,5*10^5 Pa * pi*(2*10^-3 m)^2

    sein.

    Bleibt also ein Überschuss von 1,4 N (bzw. 140 g), die Die Feder des Ventils halten muss. Zuzüglich Bodenwellen usw.

    2 Mal editiert, zuletzt von ndrs! (14. Oktober 2021 um 10:36)

  • Ich wusste dass ich was vergesse, wenn ich erst ein Tasse Kaffe intus hab.

    Danke, 140g sind auch schon was.

    So ganz absurd erscheint mir das nicht, dass ein dichte Ventilkappe ihre Berechtigung hat.

    Die ganze Rechnung hängt natürlich noch an den 0,5g für den beweglichen Teil im Ventil, die ich mir einfach mal so willkürlich aus dem Wertesten gezogen hab.

    Wer opfert sein Ventil und wiegt nach?

    Das muss jetzt aber auch fertiggenerdet werden!

    The road of excess leads to the palace of wisdom. (William Blake: Proverbs of Hell)

  • Die Kunststoff-Ventilkappen sind halt definitiv nicht dicht. Wenn damit die Luft nicht raus geht, geht sie auch ohne nicht raus. Eigentlicher Zweck der Ventilkappe ist ein Schutz gegen Schmutz, der dann im Ventil hängen bleibt.

    Hatte mal beim PKW ein defektes Ventil. Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass man die Ventileinsätze einfach tauschen kann. Mit Kunststoffkappen war das nach 3-4 Tagen bei so 0.5bar Druckverlust. Dann habe ich mir solche Ventilkappen geholt:

    TRVC3S-100-VENTILKAPPE-GABELSTOSSDAAMPFER-1-SATZ-5-STUECK-1.jpg

    Kosten nahezu nichts und halten dicht.

    Entscheidender Unterschied zu den von dir verwendeten ist die Form der Dichtung und vielleicht noch die Vertiefung in der Mitte. Da sehe ich nicht genau, wie ausgeprägt die bei dir ist. Aber der O-Ring ist für eine Abdichtung gegen den Ventilschaft vollkommen ungeeignet. Da hat jemand das Ding einfach irgendwie zusammengerotzt und nicht nachgedacht. Man braucht da eine flache Gummidichtung. Die kann dann auch nicht verrutschen. Beim O-Ring drückt der Ventilschaft irgendwie auf den runden Teil und schiebt ihn mal nach innen mal nach außen weg, jenachdem wo der erste Kontakt ist. Und wenn der O-Ring nach innen geschoben wird, dann kann er das Ventil aufdrücken. Die flache Dichtung kann sich nicht nach innen wegschieben und ist damit komplett sicher.

    Gefahr durch Fliehkräfte ist glaube ich ein Märchen. Sonst würden Supersportmotorräder nicht mit Kunststoff-Kappen ausgeliefert werden. Ich bin mir bei meinem Reifenhändler auch sicher, dass er dann bei einem neuen Ventil immer ein Winkelventil empfehlen würde. Er empfiehlt auch andere Sachen, die die Hersteller ab Werk nicht machen. Ist früher viel Rennstrecke gefahren. Gummikappe stört ihn aber nicht, wenn man die Felge abgibt.

  • Link

    Die Gummikappen sind zwar nicht 100% dicht, aber besser als gar nichts. Wenn die Ventile nicht ganz in Ordnung sind verliert man wenigstens nicht urplötzlich den Luftdruck wenn man mit der MT-07 mit 250 bis 300 km/h den sehr steilen Berg hinunter fährt. :freak

    Gruß Dirk

    In Continental we trust :rocker

  • ..Wenn die Ventile nicht ganz in Ordnung sind verliert man wenigstens nicht urplötzlich den Luftdruck wenn man mit der MT-07 mit 250 bis 300 km/h den sehr steilen Berg hinunter fährt.

    ..

    Könnte das eine/r der hier Anwesenden bitte nachrechnen... :kaffeemuede

    dirtbike.gif

  • Hier mal ein paar Zahlen für die die daheim nachrechnen Wollen.

    20211014_145448.jpg

    Vier handelsübliche Ventileinsätze, kommen zusammen auf meiner Küchenwage auf 3g.

    Da sie zwischendurch hin und wieder auf 2g umspringt sind die 3g wohl schon die Obergrenze.

    Macht also zwischen 0,5 und 0,8g pro Einsatz. (mit mehr als einer Nachkommastelle brauchen wir uns bei dem Messaufbau wohl nicht beschäftigen ;) )

    Allerdings ist das noch nicht das relevante Gewicht!

    Nur der innenliegende Stift bewegt sich und der macht nur einen Teil des Gewichts aus.

    (https://de.wikipedia.org/wiki/Fahrradventil#Schraderventil ->Siehe Animation)

    Allerhöchstens 50% des Gewichts des Einsatzes entfallen auf den Stift (eher weniger).

    Ich nehmen einfach mal 0,3-0,4g an.

    Das Ventil (also der Stift in der Geschlossen-Position) wird nicht nur durch den Luftdruck zugehalten, sondern auch durch eine Feder.

    Meine vier Einsätze verhalten sind nicht gleich.

    20211014_145945.jpg

    Der Einsatz mit der schwächsten Feder lässt trotzdem noch mindestens ca. 250g Belastung zu ohne,

    dass ich eine Bewegung fühlen kann.

    Die anderen drei erreichen knapp 400g, bevor sich etwas bewegt.

    Etwas undicht sind sie möglicherweise schon vorher.

    Präzise Messung ist anders. ;)

    Trotzdem schätze munter weiter:

    Mal angenommen, das schlechteste meiner Ventile würde bei 200g Belastung undicht und der Stift wiegt 0,4g.

    Dann müssten eine Beschleunigung von 500G auf den Stift wirken um (Luftdruck außenvor) das Ventil zu öffnen.

    Alternativ könnte man auch sagen, dass die Feder 1,9N Zentrifugalkraft ohne Undichtigkeit widerstehen könnte.

    Abrollumfang 180/50 17 = 1,64m

    200km/h -> 55,5m/s -> 33,9 U/s Drehzahl

    Das Ventil sitzt ja in der Felge und nicht außen am Rad->

    Umfang Felge 1,36m mal Drehzahl -> 46m/s Radialgeschwindigkeit

    Radius Felge 0,216m

    Kraft auf die Ventilfeder bei 200km/h = 0,0004kg * (46m/s)² / 0,216m

    Kraft auf die Ventilfeder bei 200km/h = 3,9N (EDIT/Nachtrag: es sind also ca. 1000G)

    Demnach würde es also locker reichen um das Ventil zu öffnen.

    Es darf gerne unabhängig nachgerechnet werden ;)