Hallo zusammen,
ich muss mich in letzter Zeit subjektiv immer häufiger über andere Motorradfahrer ärgern. Nicht weil sie gerade deutlich schneller oder langsamer fahren als ich es möchte, sondern weil sie sich unkollegial bis gefährlich verhalten.
Man fühlt sich ja gerne mal von den Autofahrern gestört, aber unter uns Motorradfahrern könnte man sich ja mit einem gewissen Maß an Etikette begegnen. Würde hier gerne mal sammeln, was sich so gehört und was sich eben auch nicht gehört. Öffnet vielleicht dem ein oder anderen die Augen und ich denke, dass ich auch noch einiges Lernen kann.
Oft zuerst genannter Punkt: Grüßen
Mir recht egal. Ist nett und gibt Gemeinschaftsgefühl, aber stört auch nicht, wenn es jemand nicht macht.
Wesentlich wichtigerer Punkt: Linienwahl
Bleibt doch bitte einfach auf eurer eigenen Spur und fahrt mir nicht in meine. Selbst wenn ich den Teil gerade nicht brauche, weil man da normal nicht langfährt oder es zeitlich gerade glücklich ausgeht, gehört ihr da einfach nicht hin. Und das Motorrad hört nicht am Reifen auf. In einer Linkskurve mit dem Reifen in der Nähe der weißen Linie ist NICHT in der eigenen Spur sondern mit dem Oberkörper oder sogar weiten Teilen des Motorrads im Gegenverkehr. Weiterhin ist die "Ideallinie" im Straßenverkehr absolut fehl am Platz. Sie führt dazu, dass man mit einem minimalen Fehler am Kurvenausgang im Gegenverkehr hängt. Auch lenkt man oft schon ein, wenn man die Kurve noch garnicht richtig einsehen kann. Hinterschneiden ist deutlich sicherer und sollte der Standard sein. Oder wenigstens Ideallinie mit deutlich Abstand zur Mittellinie am Kurvenausgang, wenn alles nach Plan läuft. Tipp zur Selbstkontrolle: Wenn ihr eure Linie ändern müsst, insbesondere wenn ihr schon in der Kurve seid, weil Gegenverkehr kommt, dann ist die Linienwahl Mist.
Für mich in letzter Zeit ein ganz wunder Punkt: Spiegel benutzen und mit dem Bild im Spiegel umgehen
Regelmäßig in die Spiegel schauen. Immer und überall. Wenn man eine Idee hat, was hinter einem passiert, fährt man sicherer. Gestern ist einer fast in mich reingefahren als ich ihn gerade überholt habe, weil er weder seine Spiegel noch den Schulterblick genutzt hat. Das war alles andere als lustig und ist das Extremfall-Resultat von nicht in den Spiegel schauen.
Wenn man es dann schafft, regelmäßig in den Spiegel zu schauen, sollte man basierend darauf auch Rücksicht auf andere Motorradfahrer nehmen. Es kommt immer mal wieder jemand von hinten an, der einfach schneller fahren will. Damit macht der sich nicht über euch lustig oder will euch auf die Nerven gehen oder euch sagen, dass ihr langsam seid. Er will halt gerade schneller fahren. Und was macht man dann? Genau: nach rechts ziehen und ihn vorbeiwinken. Dann geht das nämlich auch gefahrlos bei Gegenverkehr und alle sind glücklicher. Kostet 3 Sekunden und man hat auch nicht mehr den nervigen Heizer hinter sich. Insbesondere in der Gruppe ist das wichtig! Gruppen sind im Regelfall etwas langsamer als Einzelfahrer. Und notorisch schwierig zu überholen, wenn sie nicht mitspielen. In der Gruppe sollte man ja eh auf den Hintermann aufpassen und damit wissen, wenn jemand von hinten ankommt, der nicht zur Gruppe gehört.
Nicht ganz so einfach ist das, wenn man hinter nem Auto festhängt und Gegenverkehr+Streckenführung grenzwertig sind fürs Überholen. Wenn man in einer Gruppe ist, wird man da meist nicht überholen, also lässt man die Einzelfahrer von hinten auch in der Situation natürlich durch. Ansonsten muss man versuchen abzuschätzen, ob der von hinten auflaufende sportlicher unterwegs ist als man selbst oder nicht. Also letztlich ob der in einer Situation überholen würde, wo man es selbst noch nicht macht. Wenn man garnicht erst überholen möchte und der hintere offensichtlich schon, dann sollte man ihn auch vorbeiwinken.
Überholen von anderen Motorradfahrern
Wenn man nicht gerade vorbeigewunken wurde, dann überholt man mit vernünftigem Abstand! Und das sind mal mindestens 1.5m, besser mehr. Teilweise sieht man Leute mit unter nem Meter. Gepaart mit einem viel zu lauten Auspuff ist das nicht ganz so lustig.
Wenn man vorbeigewunken wird, muss man nicht noch extra 3 Gänge runterschalten und den größtmöglichen Radau machen und so schnell wie möglich so nah wie möglich dran vorbei. Einfach normal ans Gas, dran vorbei und dann kann man wieder machen wozu man gerade Lust hat.
Ganz wichtig: Helfen bei Unfällen
Habe ich noch keine Vergehen zu gesehen, aber ich hoffe, dass es sich von selbst versteht, dass man bei einem Unfall anhält und hilft. Tipp zum Sichern der Unfallstelle: Warndreieck oder Motorrad mit Warnblinker sollten so weit weg sein, dass man auch aus überhöhter Geschwindigkeit noch recht entspannt runterbremsen kann. Auf der Landstraße sind das mindestens 100m - das ist ein ganzes Stück. Oft sieht man 20m. Trifft aber auf Autos und Motorräder zu.
Warnen vor Gefahrenstellen
Wenn man gerade an einem Unfall oder einer sonstigen Gefahrenstelle (Dreck, Teile, Fremdkörper auf der Fahrbahn, vielleicht auch ne Polizeikontrolle...) vorbeigekommen ist, für die es sinnvoll wäre, wenn der Gegenverkehr da nicht mit voller Geschwindigkeit reinbrettert, dann warnt man den entgegenkommenden Verkehr. Geht ganz einfach: Linke Hand parallel zu Fahrbahn halten und zügig rauf und runter bewegen. Gerade auf kurvigen Strecken ist das einfach unglaublich wichtig um vermeidbare Unfälle oder Gefahrensituationen zu vermeiden. Klar muss auch jeder ohne sowas zurechtkommen, aber es kostet einen nichts und hilft ungemein.
Das war jetzt das, was mir so eingefallen ist. Sicher nicht vollständig, also gerne erweitern. Wenn ihr Teile anders seht, könnt ihr natürlich auch gerne diskutieren.