Servus zusammen.
Mit DOT4 macht man bestimmt nicht wirklich etwas falsch.
Aus meiner Erfahrung, ist es allerdings bei ABS-Anlagen etwas besser, wenn man Bremsflüssigkeit mit geringerer Viskosität verwendet.
Im Automobilbereich kennt man diese "flüssigere DOT4" unter DOT 4LV, Low Viscosity.
Sprich, diese reduzierte Viskosität hilft dem ABS, was durch seine kleinteiligen Steuereinheiten, Druck- & Rückstau-Sensibilität und hoher Regelfrequenz darauf sehr sensible ist, dass die ABS-Regelung direkter, präziser und spontaner funktioniert! Und dies, auch bei niedrigen Temperaturen.
Eine Weiterentwicklung dieser "ABS DOT4", war dann die DOT5.1.
Das ".1" ist dabei sehr wichtig!!
Diese 5.1 ist mischbar mit DOT3 & 4, hat die bessere Viskosität der DOT4LV, setzt aber höhere Siedepunkte um, vor allem der Naßsiedepunkt ist deutlich besser.
Auch ist die Kompressibilität (was bei Flüssigkeiten sehr gering ist, aber ein ABS ist darauf, beim Regeln, sehr sensibel) etwas reduziert, um das Regelverhalten eines ABS im Regelbereich nochmal zu verbessern.
Im KFZ-Bereich ist diese DOT5.1 auch als "ABS-Bremsflüssigkeit" bekannt.
Ist trotz allem eine Standard-Bremsflüssigkeit, keine spezielle "Racing ", mit ganz normalen Wechselintervallen.
Ich verwendete diese 5.1 schon >20Jahre, immer mit positiver Erfahrung.
Hersteller ist dabei nicht wichtig, weil die Spezifikationen, DOT5.1, sehr detailliert seine Vorgaben macht und die Kennzahlen der DOT4, insgesamt deutlich übertrifft.
Auch bei Bremsanlagen OHNE ABS habe ich sie seit dem verwendet, immer mit den gleichen Verbesserungen....
.....Druckpunkt wird etwas fester (ganz leicht).
.... Bremse wirkt spontaner, besonders wenn man einen aggressiven Bremsdruckaufbau pflegt.
....und bei Bremsanlagen, welche relativ leicht an ihr Hitzelimit kommen, funktioniert alles etwas länger "normal-stabil", bis der Druckpunkt dann doch weich wird. Allerdings deutlich später und im Verhältnis geringer.
Das ist jetzt schon, wie gesagt, >20 Jahre her.
Zur Info!..... KTM verwendet NUR diese 5.1 Bremsflüsdigkeit, obwohl die üblichen Bremssysteme bei mehrerer Motorradhersteller gleichartig verbaut werden, so auch bei KTM.
Seit ein paar Jahren gibt es jetzt eine neue Klasse von Bremsflüssigkeit, Class 6.
Die kann alles noch etwas besser als 5.1, ist temperaturstabiler (Viskosität niedrig, auch bei sehr niedrigen Temps und bleibt relativ "zäh" bei hohen Temps), nochmal höhere Siedepunkte, weniger Kompressibilität, ......mischbar mit DOT3 , 4, 5.1, ....und steckt die alle in die Tasche!
Was diese Bremsflüssigkeit aber deutlich besser kann, als die alten Normen, sie schmiert besser!
Sprich die interne Reibung, der Brems-Kolben und ABS-Regelelemente, wird reduziert. Das ist deutlich spürbar, wenn man sie zwischen den Fingern verreibt.
Bremskolben flutschen etwas leichter (wenn man auch die Zangen mit dieser neuen Class 6 spült) und die Regelfrequenz des ABS steigt hörbar.
Aus dem "ABS-Brummen", wird ein etwas höherfreqenteres "Singen", wenn das ABS am regeln ist.
Sowohl beim Auto, als auch beim Moped.
Mir war mein Sicherheitsanspruch und die Funktionsverbesserungen an meinen Mopedbremsanlagen immer schon sehr wichtig.....deshalb hatte ich angefangen, diese Bremsflüsdigkeit vor ca. 5 Jahren zu verwenden.
Und verwende sie mittlerweile nur noch, weil ich so begeistert war/bin..... und nicht nur ich alleine.
Deshalb verwende ich, nur noch Class 6.
Im Detail die BOSCH ENV6. Die "6" ist dabei sehr wichtig!
Und wirklich teuer ist diese Bremsflüssigkeit auch nicht.
Wie gesagt, mischbar mit DOT 3, 4 & 5.1.....BOSCH ENV6.....mit ganz normalen, vllt sogar verlängerten Wechselintervallen.
Diese Info ist für alle, die etwas mehr aus ihrer originalen Bremsanlage herausholen wollen.....kein Muss....nur eine persönliche Empfehlung. Ohne die Standard-Wechselintervalle verlassen zu müssen.
Was man aber überhaupt nicht machen sollte:
- DOT3 einfüllen um ein paar Euro zu sparen, weil deren Siedepunkte viel zu gering sind....schlecht.
- Wechselintervalle der Bremsflüssigkeit überziehen, auch wenn man nicht viel fährt oder nur smooth unterwegs ist. Normalerweise alle 2 Jahre.....maximal 4Jahre......länger ist ganz schlecht.
- DOT5 (bläuliche Flüssigkeit) einfüllen, weil diese andersartige Silikon-Bremsflüssigkeit, die Bremsanlage zerstört....noch schlechter!
- Oder eine spezielle "DOT4 Racing-Bremsflüssigkeit" einfüllen, um deren extrem hohe Siedepunkte ausnutzen zu wollen.
Weil diese sehr stark Wasser zieht (oft wechseln nötig und starke Korrosions-Belastung) UND durch die Bank sehr hohe Viskositätswerte haben.
Damit tut sich eine ABS-Anlage bei Standard-Temperatur richtig schwer.
Das Regelverhalten wird "langsam", löst beim Bremsdruckaufbau oft grundlos aus, Bremsleistung kommt "leicht verzögert", wenn man diese "Racing", bei normalen Temps gebraucht.
Diese Racing Bremsflüssigkeit ist perfektioniert, auf die Funktion bei sehr hohen Temperaturbelastungen in Zange und somit der Flüssigkeit. Die hohe Viskosität ist dabei nötig um bei DAUER-Belastungen weit über 250Grad, nicht zu flüssig zu werden. Auf der Rennstrecke gut, nichts für "Rumrollen" auf der Öffentlichen.
Auch ist bei ABS-Bremsanlagen zu empfehlen, das man die Bremsanlage, vor allem den ABS-Block, regelmäßig und regelrecht spült.
Dort muss alles mit einen Volumenstrom Bremsflüssigkeit gespült werden, weil sich im ABS-Block gerne alte Flüssigkeit ansammelt (wirkt dann stark korrosiv) und eben auch Luft festsetzt, die ohne den Volumenstrom nicht raus kommt.
Das klassische "Auf-Zu-Pumpen" kann dies NICHT leisten!
Zu empfehlen ist das Spülen mit Unterdruck, mit einem hohen, konstanten Volumenstrom (teilweise mit dem Ansteuern des ABS-Moduls)......und das anschließende "ABS-Auslösen Vorne & Hinten" bei der Probefahrt.
Sodass die neue, frische Bremsflüssigkeit, auch im ABS-Block, wirklich überall hinkommt!
Meine Erfahrung.
Patrick