Ich würde solche Behauptungen ("Dampf") nicht in den Raum stellen. Vieles hängt von der Motorabstimmung, der Getriebeübersetzung und der Fahrweise ab, die Nm des Motors müssen auf die Straße gebracht werden. Letztlich zeigen nur die Zahlen objektiv, was ein Motorrad im Vergleich zu einem anderen leistet. Die MT-07 kann in 3,8 s von 0 auf 100 km/h beschleunigt werden, das ist eine klare Ansage. Meine R1200GS mit 125 PS und 125 Nm soll das in 3,6 s schaffen, die Vorgänger-GS lag noch bei 3,8s. Die MT verbraucht ca. 0,7 l weniger Benzin als die GS bei gleicher Fahrweise bis ca. 130 km/h. Bezogen auf diese Leistungsdaten ist die MT effizienter (und erheblich leiser mit Originalauspuff). Wenn die GS im 4. Gang von 50 an beschleunigt wird, dann bleibt die MT im 4. Gang zurück. So würde ich dann aber auch die MT im Vergleich nicht fahren. "Dampf" ist nicht alles, außer man liebt niedertouriges Fahren.
Nicht umsonst gibt es z. B. bei BMW die S1000RR mit einer Beschleunigung auf 100 km/h in 3,2 s, aber deutlich höherem Verbrauch als der Boxer. Und das S1000XR-Modell mit weniger Spitzenleistung trotz gleichem Hubraum, aber anderer Motorabstimmung.
Die Unterschiede zeigen sich erst bei Geschwindigkeiten oberhalb von 100 km/h und/oder beim Beschleunigen aus höheren Gängen.
Für mich ist die MT-07 ein Top-Motorrad für 1 Person. Wenn die Sitzgeometrie für diese Person und die Sitzbankqualität passt, dann macht der CP2 auch von niedrigen Drehzahlen her Freude, Vibrationen oder Ruckeln sind hier kein Problem. Der Wendekreis und der Lenkeranschlag sind im Vergleich zur GS bescheiden, aber wer wendet die MT schon regelmäßig auf einem Feldweg oder einer sehr schmalen Straße.
Wenn ich dann aber die Sozius- oder Sozia-Tauglichkeit und den Gepäcktransport betrachte, fällt die MT-07 für mich extrem weit zurück. Ich packe bei der GS das komplette Gepäck für meine Frau und mich für 2 Wochen Tour inkl. Wandern drauf, das merke ich nicht bei der Straßenlage, egal ob in den Alpen oder auf Sardinien. Bei der MT wird so etwas zu einem eher wabbeligen Geschäft. Meine Frau muss sich nicht mal hinter mir auf der GS mit den Händen festhalten, die Beinhaltung ist so gut gelöst, dass sie irgendwie bei mir "festhängt". Auch bei starkem Beschleunigen hebt sie nicht ab. Daher ist für mich die GS das "rundere" Motorrad, aber signifikant teurer und schwerer.
Enge Serpentinen bergauf fahren sich mit der GS wegen des breiten Lenkers und dem bulligen Drehmoment viel leichter als mit der MT. Aber wer die Drehzahlen (und das stärkere Ausholen) nicht scheut, kann damit trotzdem extrem flott unterwegs sein. Für mich ist das mit der MT aber anstrengender, trotz des um 70 kg niedrigeren Gewichtes. Der Fahrer wird dann mehr gefordert.
Für wen Sozius-Tauglichkeit in der Alpenregion ein sehr wichtiges Kriterium darstellt, der sollte in Frage kommende Motorräder auch so testen und dann entscheiden. Die Aussagen von Einzelfahrern helfen nicht weiter. Wer die Strecken rund um den Gardasee mit Sozia sportlich angehen will, muss bei einem anderen Motorrad als der MT landen. Ich bin dort oft genug mit meiner Frau als Sozia gefahren. Wer Kurven mit Sozia schnell schwingen will, der soll die Finger von der MT lassen, Vergnügen und Leichtigkeit sehen anders aus, wenn man das einen Tag machen möchte.
Gruß
Klaus