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Zitat von Wicked

Der Wert eines (Haupt) Schulabschlusses ist auch nach meinem Dafürhalten in den letzten Jahrzehnen gesunken. (variiert sicher von Bundesland zu Bundesland)

Früher war es "kein Problem" mit einem guten Hauptschulabschluss einen Ausbildungsplatz im Handwerk zu bekommen.
Heute - so habe ich das Gefühl - verlangt es dafür schon Abitur.

Das ist folge der Inflation. Auch die Ansprüche an den Job steigen und einfaches Handwerk und den einfachen KFZ-Mechaniker braucht heute keiner mehr. ABER dafür tun sich neue Möglichkeiten auf. Gerade erst letztens habe ich mir mal die Ausschreibungen der bahn angeschaut und war verblüfft, für was alles ein Hauptschulabschluss reicht.

Zitat von Kongo-Otto

Ist Dir das nicht selbst peinlich?

Deine aggressive Art? Nein. Die Fremdscham habe ich mittlerweile abgelegt.

Man kann über alles diskutieren, aber ich lasse mir sicher nicht die ganze Zeit immer wieder von dir vorhalten, ich sei zu dumm zum lesen, hätte keine Ahnung, habe keine Erfahrung und überhaupt (Vorsicht, ich dichte jetzt was dazu) hätte ich keinen Respekt vor älteren und die Alten haben immer Recht.

Zitat von Wicked

Der Wert eines (Haupt) Schulabschlusses ist auch nach meinem Dafürhalten in den letzten Jahrzehnen gesunken. (variiert sicher von Bundesland zu Bundesland)

Früher war es "kein Problem" mit einem guten Hauptschulabschluss einen Ausbildungsplatz im Handwerk zu bekommen.
Heute - so habe ich das Gefühl - verlangt es dafür schon Abitur.

Hauptschule ist heute zu sehr Abstellgleis geworden. Das Niveau ist teilweise so gering geworden. Es gibt 8./9. Klassen, da können die Kinder keine analoge Uhr lesen.

Engagiertes Lehrpersonal wird also zu streng abgestempelt, zu lasche Lehrer als "gechillt" "hart gefeiert".

Natürlich ist das bei weitem nicht überall so, aber schon beängstigend weit verbreitet.

Abiturienten gibt es heute viel mehr als damals. Das Handwerk hat seine Schlüsse aus der Erfahrung gezogen.

Das Schulsystem wurde ohne Not entwertet. Leider .. Die Anforderungen insgesamt sind aber auch gestiegen.

Zitat von Razopaltuf

Das ist folge der Inflation. Auch die Ansprüche an den Job steigen und einfaches Handwerk und den einfachen KFZ-Mechaniker braucht heute keiner mehr....

Ach, so ist das.

Könnte aber z.T. wenigstens auch daran liegen:

Eine Bekannte von mir ist Lehrerin. Sie unterrichtet angehende Abiturienten (???) in Nebenfächern. Die Vorgabe die sie von der Schulleitung/Schulbehörde (?) hat, ist keine Note schlechter als 4 zu vergeben - egal, wie schwach die Leistung ist.

Nun kommen solche Spezialisten in eine Handwerkliche Ausbildung und man muss ihnen den Satz des Pythagoras oder Pi erklären.
(falls dort die Noten ebenso verschenkt werden)

Razopaltuf, wir machen es so: ich lade dich für eine Woche ein, einen meiner Kollegen (bin mittlerweile der, der bestimmen darf) bei seiner Arbeit für eine Woche zu begleiten. Meinetwegen auch nur einen Tag. Dann reden wir weiter. Deal?

Bonzo, das Ding ist, ich glaube dir das sogar. Wirklich! Ich sage nur, dass dies früher nicht anders war.

Was sollen das denn für Nebenfächer sein? Wicked

Zitat von Razopaltuf

Bonzo, das Ding ist, ich glaube dir das sogar. Wirklich! Ich sage nur, dass dies früher nicht anders war.

Aber du hast doch von Früher nur dein eigenes privates Umfeld im Blick. Eine Schule, einen Mikrokosmos.

Du hast eine Meinung (völlig ok), andere aber weitreichende Erfahrung. Mein Job ist es mittlerweile mit sehr vielen Schulen in einem Bundesland die Situationen aufzuarbeiten und Lösungen anzubieten. Glaub mir, gerade erfahrenes Personal ist da sehr besorgt und weiß teilweise nicht mehr weiter. Und das sind keine verbitterten Menschen, die sind engagiert und leben ihren Job. Agentur für Arbeit, Jugendamt - alle sind der gleichen Ansicht. Tut mir leid, bitte rede aus Erfahrung und Wissen, aber nicht aufgrund von gefühlten Mutmaßungen.

Der Hauptschulabschluss hat klar an Bedeutung verloren, doch es kommt drauf an was jeder damit anfängt. Ich kenne viele Erwachsene (50+) die einen Hauptschulabschluss haben, aber trotzdem nicht schlechter da stehen wie ein Realschüler oder einer vom Gymnasium. Das ist heute natürlich anders.
Jeder ist ein bisschen für sich selbst verantwortlich, was er mit seinem Schulabschluss macht. Ich kenne auch einen, der hat gerade seinen Hauptschulabschluss gemacht, nicht weil er dumm ist, sondern weil er einfach Probleme mit Sprachen hat. Er hat trotzdem seinen Traumberuf bekommen und macht nun seine Ausbildung. Auch sind meiner Meinung nach Hauptschüler oft nicht dümmer als Kinder vom Gymnasium. Ich behaupte sogar, dass das handwerkliche Geschick, die Lebenserfahrung und die Reife eines Hauptschülers sogar oft höher ist, als die eines Abiturienten nach 12 / 13 Schuljahren.
Ich hab es selbst erlebt, wie stark einen das Gymnasium die Kindheit versauen kann. Man hat keine Freizeit mehr sich grundlegende Dinge anzueignen(wie repariere ich einen Wasserhahn), stattdessen wird Latein gelernt. Die Kinder versuchen sich dann abzulenken, den Stress abzubauen. Raus gehen war gestern cool, nur da darf man nichts mehr. Durch den Wald laufen, da meckert der nächste Förster. Mit nem alten Mopped durch die Wiesen, da gibts ärger mit der Polizei. Freizeitaktivitäten (wenn man dafür überhaupt zeit hat) kosten oft sehr viel Geld, vor allem wenn es Spaß macht. Das Internet ist spannender. Da kann man mal für ne halbe Stunde Action erleben. Diese Freizeit die einem Kind genommen wird holen sich die vom Gymnasium oft nach dem Abschluss nach. Freiwilliges Soziales Jahr, Ausland oder einfach nichts tun. Hat zwar auch vorteile, aber oft sind das die ersten Anzeichen von "ich weiß nicht was ich machen soll".
Es gibt so viele Probleme, die wir mit unserer alten Politik nicht bewältigen werden, da man da nur ans sparen, einer schwarzen 0 und so denkt. Es fängt damit an, dass Eltern zu wenig Zeit für das Kind haben und hört mit Altersarmut und unterbezahlten Pflegekräften auf. Sowas kommt dann dabei leider raus.

Bonzo, gerade erfahrenes Personal stellt ja auch nichts anderes dar als ihre persönliche Sichtweise. Die harten Fakten gibt es indes nicht und kann es aktuell auch gar nicht geben, weil man der Untersuchung früher keine oder im besten Fall nur wenig Zeit gewidmet hat. Was man aber weiß ist, dass im Alter viele Dinge verklärt werden und gerade negative Erfahrungen ausgeblendet oder abgemildert oder sogar ins Gegenteil verklärt werden. Deswegen sind Rückblenden größtenteils wenig wert. Das weiß man gerade von Menschen die den Holocaust miterlebt haben.

Zitat von Razopaltuf

Was sollen das denn für Nebenfächer sein? Wicked

Irgend eine Fremdsprache und das andere weiß ich nicht.

Geht jedenfalls der Schule in erster Linie darum, dass man sagen kann, man hätte "erfolgreich" Wissen vermittelt.

Ich muss dazu sagen, dass es sich bei den Schülern wohl vorwiegend um welche mit Migrationshintergrund handelt.

Wenn das in HB bei manchen Abiturienten so gehandhabt wird (will nicht sagen, dass das üblich sein muss), dann möchte ich nicht wissen, welches Niveau Hauptschüler erlangen.

Und dann braucht es keine inflationär gestiegene Anforderungen (was ich zudem so pauschal bezweifle), damit viele Schulabgänger nicht ausbildungsfähig sind.

Zitat von Razopaltuf

Was sollen das denn für Nebenfächer sein? Wicked

Es gibt Schulen, da werden die Problemfälle mit einer 4 durchgewunken, damit sie ja nicht noch ein Jahr länger bleiben. Abschieben in andere Schulen kann man auch nicht endlos, zumal das dann gegenseitigen Unmut unter den Schulen hervorrufen würde.

Beispiel: ein Junge in der 8. Klasse, konnte weder Deutsch noch seine Muttersprache richtig. Er war dadurch natürlich unsicher und wollte durch auffälliges Verhalten seinen Status verbessern. Was eben auch geklappt hat, er war der Alpi der Klasse.

Statt ihm die Chance für eine Auszeit geben zu können, um endlich richtig intensiv Deutsch zu lernen (denn er ist alles andere als dumm), musste er in der Klasse bleiben. Es gab schlicht keine Möglichkeit, so flexibel ist unser System nicht. Die Eltern waren nicht fähig ihn einzufangen. Er wurde also nach vielen Bemühungen seitens der Schule als hoffnungsloser Querulant durchgewunken, weil es eben keine wirkliche Alternative gab. Sein Abschluss war so schlecht - er hat keine Chance. Er kam danach in einen Aufbaukurs, nach dem Motto "Eingliederung ins Leben". Dort fand er leider nur Jugendliche mit dem gleichen Schicksal. Was aus ihm wurde, nachdem er wegen ständigem Fernbleibens rausgeworfen wurde (und das dauert, bis da gehandelt wird) weiß ich leider nicht.

Das ist kein Einzelfall!

Also tut mir leid, aber an so eine Vorgabe glaube ich nicht.

... ich glaube wir "driften" ab

Zitat von Razopaltuf

Bonzo, gerade erfahrenes Personal stellt ja auch nichts anderes dar als ihre persönliche Sichtweise. Die harten Fakten gibt es indes nicht und kann es aktuell auch gar nicht geben, weil man der Untersuchung früher keine oder im besten Fall nur wenig Zeit gewidmet hat. Was man aber weiß ist, dass im Alter viele Dinge verklärt werden und gerade negative Erfahrungen ausgeblendet oder abgemildert oder sogar ins Gegenteil verklärt werden. Deswegen sind Rückblenden größtenteils wenig wert. Das weiß man gerade von Menschen die den Holocaust miterlebt haben.

Ich bin Anfang 40, arbeite seit 12 Jahren in dem Bereich, davon 8 Jahre an der Front. Ich selbst höre auch teilweise gerne aktuellen HipHop, spiele Basketball und spreche fließend "Jugendsprachlich", wenn es sein muss. Ich bin nicht uralt, aber erfahren.

Die Erfahrenen, von denen ich spreche sind auch ab 40 und keine Greise. Wir verklären garnichts, wir vergleichen mit den Situationen der Vorjahre. Die Leute machen da teilweise einen super Job und hadern mit der Situation. Bitte zieh das Wort "Erfahrung" nicht in so ferne Sphären. Ab 10 Jahren im Beruf kann man bereits mitreden. Und selbst Lehrpersonal mit Anfang 60 ist nicht immer gleich ein abgestumpfter Besserwisser mit stumpfsinnigem Starrsinn.

Du redest von Dingen, in die du keinen Einblick zu haben scheinst. Dann glaube bitte denen, die sich dort engagieren. Oder nimm mein Angebot an.

Du glaubst - ich erlebe es.

EDIT: Die Auswirkungen verfehlter Pädagogik und Erziehung merkt man immer erst Jahre später. Es ist ein fließender Prozess, bei dem man die unterschrittene Schwelle erst bemerkt, wenn sie unterschritten wurde.

Zitat von Razopaltuf

Also tut mir leid, aber an so eine Vorgabe glaube ich nicht.

Man kann es sich natürlich so einfach machen. Ich will auch nicht Deine Lebenslügen in Gefahr bringen - lebe ruhig weiter in Deiner Traumwelt.

Ich möchte, um Missverständnissen vorzubeugen, darauf hinweisen, dass ich so nicht in die Unkenrufe a la "die Jugend von heute" mit einstimmen will, und klinke ich mich an dieser Stelle (vorerst zumindest) aus der leidigen Schul- und Jugenddiskussion aus.

Die Vorgaben gibt es leider. Ich kenne einige Lehrerinnen und Lehrer, genauso wie angehende Lehrer. Ähnliche Fälle wie Bonzo sagte fallen mir da auch ein.

Und gerade die Inklusion, Vergrößerung der Klassen, Abschaffung der Hauptschule, usw. machen das Schulsystem noch unflexibler. Die Problemkinder werden dadurch noch weniger gefördert.

Zitat von KugelBlitz

... ich glaube wir "driften" ab

Im Gegenteil, genau darum geht es! Aber es ist sehr anstrengend, das alles zu lesen, klar. Im Grunde ging es um einen unreifen Studenten, der mit einem Motorrad die Grenzen überschritten hat. Die Diskussion zeigt aber, dass wir uns dringend mit der Aufklärung und der Erziehung von Kindern und Jugendlichen befassen müssen. Denn die mediale Beeinflussung - auch zum negativen - ist leider nicht mehr zu kontrollieren. Daher müssen wir ein Auge darauf haben, dass sich andere das nicht abschauen. Habe viele Kommentare gelesen in denen stand: "Mache auch bald meine A1 oder A2, klar baller ich dann auch mal mit 120 durch die Stadt. Das machen doch alle Motorradfahrer mal."

Wenn ich sowas lese ...

Zitat von Wicked

Man kann es sich natürlich so einfach machen. Ich will auch nicht Deine Lebenslügen in Gefahr bringen - lebe ruhig weiter in Deiner Traumwelt.

Ich möchte, um Missverständnissen vorzubeugen, darauf hinweisen, dass ich so nicht in die Unkenrufe a la "die Jugend von heute" mit einstimmen will, und klinke ich mich an dieser Stelle (vorerst zumindest) aus der leidigen Schul- und Jugenddiskussion aus.

Nochmal, das ist kein Jugendbashing! Der Großteil ist super. Aber es gibt nunmal einen Teil, da driftet es in die falsche Richtung. Um diese geht es. Klar, es klingt hier oft arg verallgemeinernd, das ist natürlich Blödsinn. Denke aber, dass der Kern hier richtig dargestellt wird und um den geht es.