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  • Die Straße verläuft unspäktakulär und ereignislos. Ich fahre im Spritsparmodus und lasse die Maschine knapp 80Kmh im 6 Gang laufen - mag sie zwar nicht, ich mag das Ding zu schieben aber weniger.

    Als die ersehnte Stadt in Sicht ist, trifft mich der Schlag. Vieles gewöhnt und erwartet aber sowas?! Die Stadt steht im dunklen Dunst und sieht aus wie nach einem Atomkrieg. Alles ist grau, KEINE Farben, komplett unbewohnbar. Ich habe einen extremen Kulturschock und rolle über die Hauptstraße und werde wie ein Affe im Raumanzug angeschaut. Heilige Scheiße! Hier war noch nie ein Tourist. Ich komme langsam zu mir und frage einen Passanten nach einer Bank oder Tankstelle. Dieser schüttelt nur den Kopf und sagt Murmansk! Ich wollte jetzt nicht nach einem Hotel fragen.

    Am Ortsausgang sind ein paar Soldaten, die gerade die Stadt für den 9. MAI aufräumen. Der 9. Mai, der Tag des Sieges der Sovietunion über Nazideutschland ist in Russland Nationalfeiertag und wird extrem groß und heftig gefeiert.

    Ich frage die Soldaten nach einer Tankstelle oder Bankautomaten, auch diese nennen mir Murmansk.

    Keinerlei Möglichkeit muss ich wohl oder übel versuchen nach Murmansk zu kommen.

    Die nächsten Kilometer werden aufreibend und zum ersten mal habe ich Panik und Angst 100Km von der nächsten Stadt liegen zu bleiben und so krieche ich richtung Murmansk als der worst case eintrifft. Mein Motorrad geht auf Reserve, heißt 50-60Km schaffe ich noch. Bei 90 Km Restweg wird das ein schwieriges Unterfangen. Ich finde mich damit ab und versuche so weit wie möglich zu kommen um weniger schieben zu müssen als ich ein Polizeiauto an einem Monument sehe. Allen Warnungen über die russische Polizei zum Trotz bleibe ich stehen. Mit riesigen Augen gucken die mich an bis ich mein Helm runternehme und mir ein freundliches Guten Abend entgegnet. Entgeistert steigen die beiden aus und hören sich meine Bitte nach 2-3 Litern Benzin um Murmansk zu erreichen in Ruhe an. Der eine Polizist mitte 40 und der andere wohl ein junger Azubi. Der Ältere geht zum Nummernschild um sicher zu gehen, dass ich tatsächlich aus Deutschland Reise und nicht mit 3 Promille Märchengeschichten erzähle.

    Nein, wir haben keinen Sprit an Bord sagt der Ältere. Wie viel KM schaffst du?! Knapp 50Km. Der ältere Polizist denkt kurz nach und weiß auch nicht weiter. Ich bedanke mich und will schnell weiter. Währenddessen telefoniert der Polizist im Auto und fordert mich auf meinen Helm abzusetzten. Er habe einen Militärstützpunkt in der Nähe erreicht, die haben Sprit. Er eskotiert mich dahin. Klar, was soll schon passieren?! Deutscher Motorradfahrer mit einer Bundeswehrkiste auf dem Motorrad will im russischen Kasernenbereich Sprit abzapfen. Kurz vor dem 9. Mai. Mir bleibt nichts übrig. Wir machen uns fertig und er fährt los. Nach 5 Km erreichen wir eine Kaserne und fahren rein. Ich denke GARNICHTS - zu surreal ist für mich die Situation. Kurz darauf kommen auch schon Soldaten angestürmt - der Polizist und ein älterer von denen quatschen kurz, dann fragt mich ein Soldat ob ich einen Kanister habe - hab ich. Er nimmt diesen und füllt mit seinem Freund das Benzin ab. Ich will ein Foto machen und frage den Chef. ja, ausnahmsweise ohne Gesichter. Die Fotos und Skizzen der Kaserne leite ich umgehend an Ursula von der Leyen weiter - mach was draus Uschi!

    Ich bin von der Hilfsbereitschaft paralisiert und will den Herren Euro anbieten oder die sollen sich was aus meinem Gepäck aussuchen, Aspirin, irgendwas. Sie lehnen ab und einer meint bis St Petersburg werde ich das Aspirin selber brauchen. Wie Recht er doch hatte.

    Es ist schon nach 21:00 Uhr, zum Glück da ich über dem Polarkreis bin, wird es nicht richtig dunkel und ich könnte theoretisch noch lange weiterfahren. Praktisch bin ich am Ende meiner Kräfte und will nur noch nach Murmansk.

    In Murmansk angekommen empfängt mich feinster Ostcharme mit einem wahnsinnigen Verkehr. Wer die Dashcamvideos bei Youtube kennt, dem kann ich bestätigen dass es genauso abläuft. Ich muss aufpassen nicht über den Haufen gefahren zu werden und suche nach einem Hotel. Der Verkehr ist absolut extrem. Hier gilt immernoch das Recht des Stärkeren - je größer das Auto, desto mehr eingebaute Vorfahrt hat man. Mit dem Motorrad ist es relativ erträglich.

    Ich erreiche ein Hotel, parke mein Motorrad und mache mich auf den Weg etwas zu Essen aufzutreiben.

  • Mehhhr :mega
    Ohne Mist, das ist astreines Material für die MOTORRAD :daumen-hoch
    Spannend geschrieben und mit super Bildern hinterlegt :)
    Bin gespannt wies weiter geht ;)

    Der, der die nackte Britin reitet, welche auf flotte Dreier steht

    Gemacht:
    Bodis Duobolico,LSL 2Slide Rastenanlage,LSL AX00,Highsider Victory+ABM Lenkerenden,Wilbers Federn,DWS Sitzbank,V-Trec Hebel,Flyscreen,Bugspoiler,Soziusabdeckung,Radabdeckung,Highsider PenHead Blinker,Protech KZH,Barracuda Kettenschutz,Carbonkettenfinne,Triumph-Motorschutz+Rahmenschutz+rote CNC-Öleinfüllschraube+Bobbins+Achsslider,Osram Cool Blue Intense,Scottoiler e-SystemV2,Rizoma Griffe

  • Sehr mutig und klasse dass du deine Erlebnisse so spannend teilst. mir gegefallen solche Abenteuer sehr. kann meine Tour von letzter Woche vom niederrhein in die sächsische Schweiz nicht mithalten

    • Offizieller Beitrag

    Ich brauche die genaue Route, das mache ich auch! :D

    Ich steh auf so zeug. Ich liebe deine Tour und deinen schreibstil! 100 Daumen hoch! :)

  • Ich hab den Anfang gelesen und konnte nicht mehr aufhören, sehr gut geschrieben! Normalerweise warte ich bis der Film draussen ist :D
    Auf so ein Abenteuer hätt ich auch Lust, sollten das mal als Forumsausfahrt im Hinterkopf behalten... :geht-klar

  • Du bist doch in Echt Autor gibs zu :D
    Sehr geil geschrieben...ein richtiger Krimi...bin gespannt wie es weitergeht!! :daumen-hoch

    Männer verfahren sich nicht!
    Sie kreisen ihr Ziel ein!
    :rocker:daumen-hoch

  • Zwischen Murmansk und Sankt Petersburg gibt es nur kleine Ortschaften, sodass mir als heutiges Etappenziel nur die Stadt Kem übrig bleibt, die etwas abseits der M18 liegt, jedoch mit 2 Hotels im Vergleich zu anderen Ortschaften mir wie ein Kurort vorkommt. Ich breche relativ früh auf, tausche noch Geld und tanke mein Motorrad und den Reservekanister voll. Der Norwegische Konzern Statoil hat hier Einzug gehalten und man findet nahezu das selbe Angebot an der Tankstelle wie in Norwegen.

    Ich komme auf dem Weg an Monchegorsk vorbei und sehe was die Bundmetallindustrie mit der Landschaft anrichtet. Es sieht aus wie nach einem atomaren Schlag - hier wird so schnell nichts mehr wachsen. Die ganze Stadt ist in einem grauen Rauch gehüllt.

    In Karelien muss ich jede Tankstelle mitnehmen die auf dem Weg liegt - 2 Tankstellen erreiche ich mit 50 Km auf Reserve. Zum Glück habe ich den Reservekanister mitgenommen. Heute ist der 9. Mai - Nationalfeiertag in Russland. Das feiere ich mit einem Premiumessen:

    Ich werde nahezu überall wo ich eine Pause mache angesprochen. Der Russe ist ein sehr freundlicher und neugieriger Mensch. Ich komme leicht ins Gespräch - das liegt vermutlich daran dass ich alleine reise und fließend Russisch spreche.

    In Gedanken fliege ich diesmal, genauso wie in Norwegen, am Polarkreis vorbei. Dieser wird in Russland nur durch eine große Statue markiert. Diesmal nur ein Foto und kein Kühlschrankmagnet

    An der Kreuzung nach Kem erfüllen sich meine Befürchtungen. 15 Km extrem schlechte Schlaglochpiste, die ich nur langsam befahren kann. Absolut genervt erreiche ich nach zahllosen Flüchen die "Stadt" Kem. Stadt ist hier leider das falsche Wort. Ortschaft passt hier besser. Man kann Kem in jedem Ziegelstein den Zerfall der Sovietunion ansehen. Verlassene Gebäude, kaputte Straßen, Ruinen. Früher vermag Kem eine wunderschöne Stadt gewesen sein, heute ist es nur noch ein trostloser Fleck auf der Karte wohin sich kein Tourist verirrt. Bis auf mich.

    Das erste Hotel kostet 600 Rubel pro Nacht (Ein heruntergekommene Bruchbude in Murmansk kostet ca. 3000 Rubel nur um einen Eindruck zu bekommen welchen Eindruck das jetzige Hotel gemacht hat. Der fehlende Wellnessbereich veranlasst mich, mir das zweite Hotel anzugucken.

    Vor dem 2. Hotel höre ich schon eine Gruppe Menschen die den 9. Mai feiern. Weil ich an der Rezeption niemanden finde, wende ich mich an die Feiergesellschaft und frage ob den jemand den Eigentümer ausfindig machen kann. Nach einem kurzen Gespräch und den offenen Mündern als ich sage, dass ich aus Deutschland mit dem Motorrad hier gelandet bin, wird jeder eingespannt um mir den Eigentümer des Hotels zu finden um mich anschließend einzuladen mitzufeiern. Ich willige ein, muss mich jedoch erst um Gepäck und meine 20 Schichten Thermosachen kümmern.

    Als die Dame an die Rezeption kommt, werde ich mit einer abwertenden Handbewegung gebeten kurz zu warten während sie ihr Telefonat erledigt. Normalerweise lasse ich mir sowas nicht gefallen und fahre weiter - hier gibt es jedoch kein zurück und so ertrage ich das belanglose Telefonat um anschließend um eine Unterkunft zu bitten. Das Hotel scheint schon lange geschlossen zu sein. Es gibt kein Internet, die Essenzeiten an der Wand sind reine Deko und obwohl mein Motorrad unbewacht vor dem Hotel steht, zahle ich eine Gebühr für das Parken. Welcome to russia!

    Das Zimmer ist geschmackvoll eingerichtet und auf internationale Gäste ausgelegt. Man merkt dem Hotel nicht an, dass es eine ehemalige Offizierkaserne war. Den Wellnessbereich konnte ich leider nicht finden - die kalte Dusche war jedoch Wellness genug.

    Um mein Versprechen einzulösen begab ich mich zu der feiernden Gesellschaft und wurde jedem vorgestellt und herzlich in die Runde aufgenommen. Der Umgang mit betrunkenen Russen fällt mir leicht, sodass ich nachdem die Stimmung langsam ihren Zenit erreichte, mich verabschiede und mich in mein Zimmer zurückziehe. Es hat gut getan mich länger mit Menschen zu unterhalten. Nach mehr als einer Woche oberflächlichem Smalltalk und Selbstgesprächen habe ich meinen Konversationsakku für den Endspurt aufgefüllt.

  • Ich breche so früh wie möglich aus der schönsten Stadt der Welt auf und mache mich auf den Weg zur Hauptstadt von Karelien: Petrozavodsk.

    Die Fahrt verläuft unspektakulär und nach einer kurzen Etappe erreiche ich am Nachmittag mein Ziel. Nachdem ich ein Hotel gefunden habe schaue ich mir noch etwas von der Stadt an und bin froh, dass die Sanktionen doch Grenzen haben.

    Ich bin erstaunt, dass die USA hier eine Botschaft hat und mache unbemerkt ein Foto:

    Petrozavodsk ist eine sehr kontroverse Stadt. Hier prallen Ost auf West und Arm auf Reich extrem zusammen. Wie Öl und Wasser können die vielen Boutiquen und Einkaufstempel sich nicht mit dem sowjetischem Charm vereinen. Viele Russen versuchen das mit Chromfelgen auf ihren Ladas.

  • Mann Stani, was für eine Runde,
    mir läuft vor Neid der Sabber aus dem Mund. Und das auf der MT, denke bei so einer Resie eher an BMW GS Advanture mit Reservereifen dabei.
    Anscheinend hattest keine technischen Problem oder nen Platten.

    Danke für den echt professionell erstellten Reisebericht, nun hab ich so nen "Ausflug" auch im Hinterkopf.

    Gruß

    Roland

  • Je näher ich mich meinem Ziel nähre, desto kürzer werden die Tagebucheinträge - die Zivilisation hat mich langsam wieder und die Eindrücke sind einfach zu viele, als das man diese innerhalb der kurzen Zeit in der ich in den Städten verweile, erfassen kann.

    Auf meinem Weg nach Sankt Petersburg gerate ich 85 Km vor Sankt Petersburg in stockenden Verkehr. An einer Tankstelle erkundige ich mich ob es einen Unfall gab oder welchen Grund es hat, dass ich für 85 Km 4 Stunden Fahrt brauchen werde?! Es stellt sich heraus, dass die Russen das lange Wochenende genutzt haben um auf ihre Datscha zu fahren und jetzt zurückkommen. Perfekt!

    Wenn man den russischen Verkehr nicht selbst erlebt hat, kann man sich die Zustände nicht annähernd vorstellen. Die M18 besteht strenggenommen aus 2 Spuren. Richtung Norden und Richtung Süden.

    Im Stau gab es stellenweise jedoch bis zu 4! Spuren in eine Richtung. Im Straßenverkehr zeigt Russland eine unglaublich hässliche Fratze. Es gab Situationen in der ich überholt wurde und der Überholende auch überholt wurde. Es wird im Gegenverkehr überholt, sodass die Fahrer in die andere Richtung schon vorsorglich auf dem Standstreifen fahren um eine Kollision zu vermeiden. Es ist deshalb kein Wunder dass unzählige Kreuze den Straßenrand der M18 pflastern. Hier gilt eine primitive Hackordnung - je größer das Auto, desto mehr kann man sich erlauben. Dagegen ist der drängelnde Vertreter im Audi A6 auf der 3. Spur ein Furz im Wind.

    Wie sollte es in Russland anders kommen, als derjenige der am meisten über den Verkehr schockiert ist, an einer wohl prädestinierten Stelle einen LKW überholt und sofort von einem Polizeibeamten zur Seite gewunken wird. Fuck!

    Ich bleibe am Straßenrand stehen und überlege kurz ob es sich lohnt die Verfolgerqualitäten der russischen Exekutive zu testen. Mein Motorrad ist zu auffällig. Ein Anruf in der Grenzstation würde die Suche nach mir ziemlich leicht gestalten. Ich wende und fahre an das Polizeiauto. Leider habe ich bei meiner Reiseplanung einen Fehler gemacht und mich nicht über die Bußgelder in Russland informiert, sodass ich auf diesem Gebiet absolut keinerlei Diskussionsvermögen besitze und den Polizisten ausgeliefert bin.

    Gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr, Überholen im Überholverbot und Annektierung der Krim lauteten die Anschuldigungen. Der Polizist hatte alles auf Video und MUSSTE laut seiner Aussage das Video seinem Chef melden, Entzug des Visums und Gefängnisaufenthalt sollten die Folgen sein. Mit ausgestreckten Armen und Rubelzeichen in den Augen fragte er mich, was wir nun an dieser Stelle machen sollen?! Machen wir es unbürokratisch war mein Vorschlag. Nach mühseligen Verhandlungen wie viel nun das "unbürokratisch" kosten würde, öffnete er wie in einem schlechten Film eine Mappe und bat mich unbürokratisch das Schmiergeld dort reinzulegen. Grandios. Ich verzichte auf eine Quittung und setzte meine Fahrt fort.

    Peter, so wie die Einheimischen Sankt Petersburg nennen, ist zu groß und trifft mich zu gewaltig als das ich das Ausmass dieser Stadt erfassen kann. Ich schaffe es mit Müh und Not wieder aus der Stadt zu kommen und nehme mir ein Hotel nicht unweit des Zentrums. Zwar ist Sankt Petersburg sehr modern, fährt man jedoch wenige Kilometer in die Vororte erwartet einen wieder das typische Bild.

    Heute ist mein letzter Tag in Russland und so schaue ich mir noch ein wenig die Stadt an und nehme langsam Abschied.

  • Heute ist mein letzter Tag in Russland und meine letzte Etappe der Tour. Es geht nach Helsinki und Übermorgen mit der Fähre nach Travemünde.

    Der Tag beginnt mit einem perfekten Zufall. Nachdem ich mich über mein nächstes Motorrad für die nächste Tour informierte (Honda Africa Twin), kam in der Nacht ein anderer Gast ins Hotel:

    So einen Zufall gibt es selten - und somit stand der Nachfolger für meine MT definitiv fest.

    Der Grenzübergang von Russland nach Finnland ging schnell und problemlos. Die Zeiten von strengen Grenzkontrollen und Schikanen, wenn es diese mal gab, sind zum Glück lange vorbei und so erreiche ich im leichten Regen ziemlich schnell Helsinki. Leider reizt mich an dieser Stadt auf meiner Tour nichts, sodass ich, man mag es mir verzeihen, die Stadt nicht besuche und mich in der Nähe des Fährhafens auf einem Campingplatz niederlasse.

    Ich steige vom Motorrad und dann ist es endgültig. Die Tour ist vorbei! - bis auf die Etappe von Travemünde nach Neuss war es das mit dem Abenteuer. Morgen um 17:30 geht es mit der Fähre zurück nach Deutschland.

    Am nächsten Tag breche ich um 12:00 auf und verbringe die Zeit bis zum Boarding in einem Cafe am Hafen, lese und beobachte die Leute. Das Boarding ist kein Problem und so rolle ich mit gefühlt tausend BMW 1200GS auf die Fähre.

    Da die Kabine für die Fahrt von Helsinki nach Travemünde einfach viel zu teuer ist, werde ich die 27 Stunden in einem "Ruhesessel" verbringen.

    Die Strecke Helsinki - Travemünde ist für Motorradfahrer leider extrem scheiße weil man am nächsten Tag um 21:30 in Travemünde ankommt und somit einen Tag verliert weil man irgendwo in Travemünde übernachten muss - es sei denn man fährt 500 Km nachts nach Neuss, so wie ich Depp!

    Der Ruhesessel hat den Namen nicht verdient und weil ich mit 2 weiteren Reisenden die einzigen Idioten sind, die an diesem Punkt gespart haben, haben wir genug Platz um auf dem Boden zu "schlafen".

    Endlich in Deutschland angekommen beschließe ich die letzen 500 Kilometer nachts nach Neuss zu fahren und nicht in Travemünde zu übernachten. Übermüdet und mit Magenproblemen die ich auf der Fähre bekommen habe, fuhr ich begleitet von LKW Fernlicht nach Hause als ich endlich um 04:00 zuhause war.

    Ende! Fazit? Folgt...

  • Das Fazit dieser Tour ist ein kurzes: Norwegen ist im Mai verdammt kalt!

    Ich bin froh mir diesen "ungünstigen" Zeitraum ausgesucht zu haben. Ich hatte Norwegen ganz für mich alleine. In naher Zukunft werde ich mir dieses schöne Land auch im Sommer ansehen.

    P.s.: Ich hatte keine Regenkombi dabei - es stimmt dass der Mai der trockenste Monat da oben ist!

    Ich wollte bei dieser Tour die Quintessenz des Motorradfahrens erleben. Kein Windschutz, Keine Heizgriffe, kein Schnickschnack. 2 Räder, Motor und die Straße. Zudem wollte ich mir selbst den "Mythos" Nordkap nehmen und beweisen, dass es nur ein Motorrad, niedrigen IQ und Mut braucht da hoch zu fahren. Während der Vorbereitung studierte ich jeden Reisebericht zum Nordkap und musste feststellen, dass viele glauben nur mit einer Materialschlacht und dem halben Touratechkatalog am Motorrad zum Nordkap zu kommen. Irgendwann habe ich nur Reiseberichte gelesen die von Radreisenden geschrieben worden, die zum Nordkap gefahren sind. Wenn ich mich an die vielen Tipps und Tricks im Internet gehalten hätte, wäre ich niemals im Mai gefahren und niemals durch Russland.

    Selbstverständlich wäre die Tour auf einer 1200GS ADV angenehmer und entspannter, genauso könnte ich mit dem Auto da hoch fahren. Dies war nicht mein Anspruch. Ich wollte mir selber eine "Bestmarke" setzten und da ich zu faul bin mit einem Fahrrad da hoch zu fahren, musste es zumindest ein "ungeeignetes" Motorrad sein. Für meine nächste Tour werde ich mir eine Reiseenduro kaufen, kann jedoch immer behaupten ein ganz harter Hund gewesen zu sein. Umgekehrt wird es schwieriger ;)

    Trotz Streetbar und selbstgebauter Gepäckbrücke hatte ich keinerlei körperliche Probleme. Die Sitzposition war stets angenehm um bis zu 10 Stunden auf dem Bock zu sitzen. Der Sitz von Bernhard war jeden einzelnen Euro wert! Vielen Dank!

    Großes Dankeschön an Nico - der Gepäckträger hat alles ausgehalten!

    Die MT hat mich sehr beeindruckt. Ich hatte während der ganzen Tour keinerlei Probleme. Sie sprang immer sofort an und lief perfekt! Alle Straßenverhältnisse hat die MT ohne Probleme geschluckt - die Reifen haben kilometerweise Schotter, spitze Steine, Dreck etc. ohne einen Schaden ausgehalten, was mich echt verblüfft hat. Nach einer gründlichen Wäsche steht die MT wieder Top da!

    Die Reifen sind zwar eckig aber glücklich!

    Die MT kommt jetzt zur 10.000er Inspektion. Das hat sie sich verdient!


    Ich freue mich über das positive Feedback und beantworte gerne weitere Fragen!

    Stani

  • Wie viel hat die "unbürokratische" Erledigung gekostet?
    Wie hast du die Kette wieder so sauber bekommen und mit was hast du geschmiert?
    Wie hast du das mit der Wäsche geregelt? Ging unterwegs waschen?

    MT-07 Race Blue mit ABS, kurzer KZH, LED-Blinker, USB-Buchse, Handyhalterung, GSG-Sturzpads, V-Trec-Hebel (kurz; schwarz mit Titanversteller), Verkleidung Kühlergril, Roadsitalia PROJSIX (Low dB-Killer), Sitzupgrad DWS (Fahrer+Sozia) :yeehaa
    geplant:
    Wirth Gabelfedern

  • Ich habe ungefähr 70€ an die Polizei bezahlt. Später sagte mir ein Hotelmitarbeiter, dass ich da noch etwas handeln konnte.

    Ich benutzte Caramba Kettenreiniger und Kettenspray. Die Kette habe ich ganz normal mit Reiniger und Bürste sauber bekommen, während der Tour hatte ich eine Dose Kettenspray dabei.

    Ich konnte mein Motorrad erst nach Sankt Petersburg waschen. Der Dreck hat wohl alles konserviert!