Stufenführerschein beim Motorrad - unnötig oder sinnvoll?

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  • Wenn ich mit ner 50er mit 4 PS zu früh in der Kurve den Hahn aufreiß, dann merk ich dass das zu früh war, mehr passiert aber auch nicht.
    Wenn ich das mit 100 PS mache dann säg ich mich ab.

    Also bei 4 PS und 50ccm reiß ich in der Kurve das Gas nicht auf... Da hätte ich ja vorher den Hahn schließen müssen :ablachen

    Ne mal ehrlich. wenn nun der Fahranfänger (jung oder alt) auf ner 125ccm übt, kann ein Aufreißen in der Kurve noch gut ausgehen. Wenn er dann umsteigt hat er den Salat.
    Ich denke, nichts führt daran vorbei, dass der Fahrer sich der Konsequenzen bewusst sein muss.

    Zu diskutieren bleibt ja eigentlich auch, was wäre wenn...
    würde es mehr oder weiniger Unfälle geben? Würden die Unfälle glimpflicher ausgehen? Oder ist das die Form der natürlichen Selektion der dummen unter uns? (Dabei sprech ich natürlich nur von hoher Geschwindigkeit und nicht von zusätzlicher Gefährdung durch den Motorradfahrer)

  • Ganz einfach: Seit 1985 ca. 4 Mio Motorräder und heute ca. 5,5 Mio Motorräder ist die Zahl der getöteten Motorradfahrer in Deutschland von ca. 900 auf unter 300 pro Jahr gesunken. Ich wiederhole mich hier, aber ich denke es hängt mit der Einführung des Stufenführerscheins 1986 zusammen.

    Gruß Dirk

    Edit: Hier ist noch ne österreichische "Studie"
    http://www.kfv.at/fileadmin/webc…ehrerschein.pdf

    In Continental we trust :rocker

  • Edit: Hier ist noch ne österreichische "Studie"
    http://www.kfv.at/fileadmin/webcontent/P…ehrerschein.pdf

    Das beste an der Studie ist eigentlich die Forderung 7.6.

    Schade ist, das weder technische Errungenschaften noch verbesserte Schutzkleidung, Helme und andere Parameter Berücksichtigung fanden.

    Und auch bei den Verkehrstoten in D muss das Bewertet werden. Bessere Bremsen, Aufprallschutz der Autos durch NCAP. bessere Straßen... was ist nun wirklich Schuld am Rückgang von 900 auf 300.

  • Das beste an der Studie ist eigentlich die Forderung 7.6.

    Schade ist, das weder technische Errungenschaften noch verbesserte Schutzkleidung, Helme und andere Parameter Berücksichtigung fanden.

    Und auch bei den Verkehrstoten in D muss das Bewertet werden. Bessere Bremsen, Aufprallschutz der Autos durch NCAP. bessere Straßen... was ist nun wirklich Schuld am Rückgang von 900 auf 300.

    vielleicht der ADAC? :schmunzeln

    "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."
    Albert Einstein

  • Die Studie ist eigentlich manipuliert. Eine ähnliche Studie zum deutschen Stufenführerschein habe ich auch mal irgendwo gesehen.

    Der Fehler ist, es werden nur die Unfallzahlen ab Einführung des Stufenführerscheins betrachtet.

    Aber: Die Unfallzahlen waren schon vorher rückläufig. Seit Anfang der 80er Jahre.
    Grund sind hauptsächlich bessere Fahrwerke, Bremsen und Reifen.
    Mit einem kontrollierbaren Motorrad, das vernünftig bremsen kann und nicht bei kleinsten Bodenwellen unkontrolliert zu pendeln anfängt, baut man halt weniger Unfälle.

    Somit liegt der Rückgang der Unfallzahlen primär an der Verbesserung der Technik.

    Wäre der Stufenführerschein ein Erfolg gewesen, hätte der Abwärtstrend verstärkt werden müssen.
    Aber, er hat sich abgeschwächt. 1988 in Ö und 1989 in D gab es sogar mehr getötete Motorradfahrer als im Jahr zuvor.
    Somit war der Stufenführerschein evtl. sogar kontraproduktiv.

    Man muss die Zahlen natürlich in Relation zum Bestand, bzw. den gefahrenen Kilometern setzen.
    Zu den Kilometern habe ich leider keine Zahlen, aber zum Bestand.

    Nun die Eckdaten vom statistischen Bundesamt:
    (Ich beginne mit 1982, weil das der Höchststand an getöteten Motorradfahrern war.)
    Jahr Bestand getötet
    1982 1078114 1786
    1983 1242982 1645
    1984 1355559 1484
    1985 1406069 1328
    1986 1411714 1206
    1987 1391092 1129
    1988 1372070 1055
    1989 1378528 981
    1990 1413674 1059
    1991 1480489 992
    1992 1678701 903

    Und so schaut das grafisch aus:
    unf.jpg

    Obwohl der Bestand sogar zurück geht, sinkt die Zahl der der getöteten Motorradfahrer ab 1986 nicht mehr so stark wie in den Jahren zuvor.

    Man kann auch noch die absoluten Unfallzahlen nehmen oder Verletzte zählen. Nie ergibt sich ein verstärkter Abwärtstrend nach 1986.

    Laut meinen Recherchen ist die Aussage, der Stufenführerschein hätte die Unfallzahlen reduziert, ein Märchen.
    Anscheinend ist das Bewusstsein, mit einem gedrosselten Motorrad zu fahren, eher kontraproduktiv.

    Einmal editiert, zuletzt von RatzeFummel (15. Januar 2015 um 18:13)

  • also ich finde es ok mit dem Stufenführerschein,denke mir sonst hätten wir noch mehr tödlich verunglückte Mopedfahrer zu beklagen,was mir überhaupt nicht in den Kopf geht,ist die Fraktion die sich nochmal verwirklichen möchten,da war doch was,hab doch den Mopedschein vor zig Jahren gemacht,
    mutter weißt du was,ich kauf mir ein Moped und da diese Gattung nicht mal das Geld sparen muß wie z.B.ein Student,kommt natürlich oder meistens nur was dickes in Frage,diese werden dann ohne jegliche Auflagen auf die Menscheit losgelassen,finde ich nicht in Ordnung,den je Oller desto Doller.

    Da wo ich fahre bläst der Wind von vorn :D

  • Stundent sein und Geld spielt keine Rolle???? Das sind nur Außnahmen wo die Eltern sponsorn.


    Naja ... im Absoluten sicher wahr. Aber als Student ist das, was nach Essen und Wohnung übrig bleibt doch für Spaß (welcher Art auch immer) freigegeben. Da spielen Sparpläne selten eine Rolle und sonstige "Abnehmer" (Familie und so) gibt es auch nicht.

    Ansonsten hätte ich an der Stelle auch gerne mal die "böse" Frage gestellt: Wie hat sich die Altersstruktur entwickelt? Wenn sich Generation 60+ mit ner GS mittags über die Autobahn schwingt passiert vermutlich weniger als am Wochenende mit ner R6 auf der Landstraße ohne Limit, die zu schmal für eine Mittellinie ist. (nicht hauen - ist bewusst stereotyp überzeichnet)

    Dank neuer Richtlinien wurde dieser Inhalt in meinen Bastelfred verbannt ... :kasper

  • Eine Halbierung der der Zahlen nur aufgrund verbesserter Technik innerhalb von 10 Jahren?
    Das halte ich für ausgeschlossen, zumal wirklich relevante Verbesserungen der Technik, wie z.B. ABS kamen erst viel später.

    Gruß Dirk

    In Continental we trust :rocker

  • Eine Halbierung der der Zahlen nur aufgrund verbesserter Technik innerhalb von 10 Jahren?
    Das halte ich für ausgeschlossen, zumal wirklich relevante Verbesserungen der Technik, wie z.B. ABS kamen erst viel später.

    Schau dir mal die Motorräder der damaligen Zeit an.
    Ende der 70er Jahre stieg die Motorleistung stark an. Die Fahrwerke waren anfangs aber noch unterdimensioniert.

    Bremsen, Reifen, Federung. Alles wurde besser.
    Nicht nur von den technischen Eckdaten, sondern auch von der Bedienbarkeit.
    Man braucht nicht nur kräftige, sondern auch gut dosierbare Bremsen. Reifen brauchen einen fühlbaren Grenzbereich. Und natürlich muss die Fuhre auch bei Bodenwellen stabil und beherrschbar bleiben.

    Die Zahlen, die ich da oben gepostet habe, sind natürlich viel zu wenig für eine differenzierte Betrachtung.
    Man müsste nach Altersgruppen unterteilen, die Kilometerleistung einbeziehen, Unfälle mit Personenschäden - unterteilt in Verletzungen mit/ohne bleibende Schäden, ...

    Und eigentlich müsste man das Ganze auch noch mit den Wetterdaten abgleichen. In Sommern mit gutem Motorradwetter passieren einfach mehr Unfälle.


    Fakt ist und bleibt aber: Die Zahl der getöteten Motorradfahrer ist vor Einführung des Stufenführerscheins stärker zurückgegangen als danach.

    Und bei den absoluten Unfallzahlen schaut es auch nicht besser aus:
    Unbenannt-4.jpg
    Ab 1983 waren sie rückläufig und 1987 stagnierten sie.
    Zwar sieht man zwischen 1986 und 1987 einen Knick, aber vermutlich war 1986 einfach nur zu gutes Wetter.

    Man könnte nun behaupten: In absoluten Unfallzahlen hat der Stufenführerschein den positiven Abwärtstrend gestoppt.
    Ist natürlich Quatsch!
    Aber er hatte statistisch wirklich keinerlei positiven Effekt.


    Kleine Spekulation meinerseits: Die typischen Unfallkandidaten bauen ihre Unfälle mit jedem Fahrzeug.
    Gibt man ihnen weniger PS, knallt es beim Einschlag nur nicht so laut.

    Einmal editiert, zuletzt von RatzeFummel (16. Januar 2015 um 00:49)


  • Naja ... im Absoluten sicher wahr. Aber als Student ist das, was nach Essen und Wohnung übrig bleibt doch für Spaß (welcher Art auch immer) freigegeben. Da spielen Sparpläne selten eine Rolle und sonstige "Abnehmer" (Familie und so) gibt es auch nicht.

    Ich glaube ihr habt Fitschi falsch verstanden - er meint nicht Studenten die sich gleich mal ein dickes Bike holen, sondern die "alte" Direkteinsteigerfraktion, die über entsprechende Geldmittel verfügt, welche bei Studenten nur selten vorhanden sind :winken

    MT-07 Race Blue mit ABS, kurzer KZH, LED-Blinker, USB-Buchse, Handyhalterung, GSG-Sturzpads, V-Trec-Hebel (kurz; schwarz mit Titanversteller), Verkleidung Kühlergril, Roadsitalia PROJSIX (Low dB-Killer), Sitzupgrad DWS (Fahrer+Sozia) :yeehaa
    geplant:
    Wirth Gabelfedern

  • Kleine Spekulation meinerseits: Die typischen Unfallkandidaten bauen ihre Unfälle mit jedem Fahrzeug.
    Gibt man ihnen weniger PS, knallt es beim Einschlag nur nicht so laut.

    :freak Und auf dem Motorrad sind die Folgen schlimmer, in der Dose hast du Airbag, kiloweise Blech und weiß was ich zur Sicherheit ;(

    Allzeit eine gute Fahrt und die Linke zum Gruß!

    Bitte eine Runde Mitleid, ich fahre noch 125er :)

  • Also ich seh das so:
    Der Stufenführerschein ist an sich eine klasse Sache. Er ist halt dafür gedacht sich von klein nach groß zu entwickeln, klar hat man für jeden Schein dann nochmal extra Kosten die sich aber nach den ersten Schein ja lediglich auf 2-3 Fahrstunden und die notwendige Prüfung handeln (heißt ca. 200€). Ich hatte mit 16 Jahren meinen 125er Schein gemacht, mit 18 die Maschine gegen ein Auto getauscht und mit 21 den A2 für 300€ gemacht (5 Fahrstunden + Prüfung) – finde ich durchaus fair.
    Allerdings sollten die Stufen nicht durchs Alter umgangen werden können. Egal wie alt man ist – als erstes gedrosselt fahren und sich an das Fahren gewöhnen und Erfahrung sammeln!
    Nur weil jemand 30 ist und gleich den großen machen kann heißt das schließlich nicht, dass er auch fahren kann...
    Gleiche Einstellung habe ich beim Autoführerschein. Egal wie alt man ist, als erstes sollte man langsamer unterwegs sein, auch auf vier Rädern wäre das sehr sinnvoll. Ich kenne leider genug leute die sich mit 18 in den dicken BMW oder Benz von Papi hocken und meinen sie sind die coolsten und drücken ordendlich das Pedal durch. Ich fahr seit 4 Jahren meinen Polo mit 54 PS und komm von A nach B.

    Warum ich ein nacktes Motorrad fahre?
    Ganz einfach:

    Was nicht dran ist, geht auch nicht kaputt!


  • Also ich seh das so:
    Der Stufenführerschein ist an sich eine klasse Sache. Er ist halt dafür gedacht sich von klein nach groß zu entwickeln, klar hat man für jeden Schein dann nochmal extra Kosten die sich aber nach den ersten Schein ja lediglich auf 2-3 Fahrstunden und die notwendige Prüfung handeln (heißt ca. 200€). Ich hatte mit 16 Jahren meinen 125er Schein gemacht, mit 18 die Maschine gegen ein Auto getauscht und mit 21 den A2 für 300€ gemacht (5 Fahrstunden + Prüfung) – finde ich durchaus fair.
    Allerdings sollten die Stufen nicht durchs Alter umgangen werden können. Egal wie alt man ist – als erstes gedrosselt fahren und sich an das Fahren gewöhnen und Erfahrung sammeln!
    Nur weil jemand 30 ist und gleich den großen machen kann heißt das schließlich nicht, dass er auch fahren kann...
    Gleiche Einstellung habe ich beim Autoführerschein. Egal wie alt man ist, als erstes sollte man langsamer unterwegs sein, auch auf vier Rädern wäre das sehr sinnvoll. Ich kenne leider genug leute die sich mit 18 in den dicken BMW oder Benz von Papi hocken und meinen sie sind die coolsten und drücken ordendlich das Pedal durch. Ich fahr seit 4 Jahren meinen Polo mit 54 PS und komm von A nach B.

    Sehr richtig ! :daumen-hoch

    Deine Polo-Situation ist vergleichbar mit einem 125er - Moped! Man kommt immer von A und B, und läuft nicht gleich Gefahr ein Foto geschickt zu bekommen :freak

    Allzeit eine gute Fahrt und die Linke zum Gruß!

    Bitte eine Runde Mitleid, ich fahre noch 125er :)