Trotz ABS nicht voll in die Bremse langen

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  • Hoi Ihrs,


    Hatte ich neulich hier noch einen Gutschein gefunden, um treue Verdienste bzw. Beitragszahlung an den ADAC und mich dann auch nach dem glücklichen Fund um einen Termin bemüht. Der Gutschein beschränkte sich auf ein Basis- oder Intensivtraining.

    Wenn ich das richtig verstanden habe, so ist der Unterschied beim Intensivtraining, dass die Veranstaltung auf einem supi ausgestattetem Übungsgelände Termin hält. Ich habe mich für Grevenbroich entschieden. Das Areal ist toll, weitläufig, eine Menge Teer, Fläche, Kurven, Einrichtungsdedöns, Übungshügel und bestimmt noch viel mehr, was ich alles nicht an dem Tag zu Gesicht bekam.

    Mit dem Instruktor wurden wir per Kopfhörer verbunden, der uns dann auch entsprechend anfunkte, respektive generell funkte, nannte einen Namen und der Rest hörte mit.

    Interessant war beim gemeinsamen Vorgespräch, wie neben der Maschine, ABS vorhanden oder nicht, und welches Bremssystem, z.B. Kombibremse, weitere elektronische Helferlein abgefragt wurden.

    Neben den beiden Kandidaten ohne ABS, kam ich mit der XSR auf die Intensiv-Beobachtungsliste. Somit scheint eine gewisse Sensibilisierung unter den Instruktoren zu bestehen.

    Was hängen blieb:

    Egal wieviel Du im Jahr fährst, oder sonstwie an Kilometern auf dem Buckel hast, es braucht einfach den Tag wo man sich und sein Tun analysiert und analysieren lässt. Die ganzen Schlampereien wie Nachlässigkeiten müssen aufgedeckt und erkannt werden. Am einfachsten geht sowas mit einem gemeinsamen Trainingstag.

    Erschreckend fand ich, wieviel "Anfänger", Neueinsteiger, Wiedereinsteiger in einen Motorradladen spazieren und mit dem dicksten verfügbaren Eisen wieder herauskommen. Ich habe so den leisen Verdacht, dass Verkäufer, aber auch schon viel früher die üblichen Testberichte einem oberflächlichen Betrachter ein hübsches Wunschbild zu einem Krad malen, das nicht in der Realität bestehen kann. Wie arg über die ganzen mitgeschleppten Kilos der Maschine gehadert wurde. Wieviel sich über die Elektronik an Bord gewundert wurde und die Anzahl der Fragen zu Verstellmöglichkeiten und vor allem wo, ich stand teils abseits und summte.

    Daraus ergaben sich auch die für die Fahrer wichtige Themen, die neben den Übungsaufgaben vielleicht noch erarbeitet werden sollten. Das war dann vorrangig Kurve, dem einen war es kopfüber in einer Kehre stehend und nicht weiter wissend, dem anderen ist es ein Problem flüssig dem Kurvengeläuf zu folgen. Meines Erachtens bot das Gelände die Möglichkeiten und der Instruktor die Fähigkeit mit den Fragenden die entsprechende Theorie zu erläutern und die Übungen einzufahren.

    XSR700 Heck kommt hoch, ist ja hier auch der themengebende Titel. Je schlampiger die Vollbremsung ausgeführt wurde, desto leichter stieg das Hinterrad. Nicht dass ich das immer mitkriegte, aber voll ankern, Blick nicht weit geradeaus, dabei noch die Arme versteifen lassen sowie gegen langsam die Bremse zukneifen, und schon brachte ich den Instruktor auf Puls.

    Was mich an der Sache ein wenig ärgert ist, dass ich wirklich wenig Gefühl dafür habe, wann es hinten hoch geht. Ich habe auch gar keine Ahnung, wieviele Trainingseinheiten ich mir verschreiben muss, bis ich dafür ein Gefühl kriege. Irgendwo sagen die schlampigen Posensoren: "Huh, hier ist steil!" Und ich öffne ein wenig die Bremse. Aber in der Beobachtung ist das schon arg spät bzw. übelst verzögert, oder eben erst bei Stillstand.

    Andersherum aber auch die Erkenntnis, die sauber ausgeführte Bremsung führt zu keinen Nebeneffekten. Und auch das Wissen, dass der Großteil der Alltagsbremsungen eben keine Vollankerung ist.

    In Summe ein schöner Tag, lieben Gruss

    hombacher

  • Hombacher ich war auch in Grevenbroich. Fand ich absolut super, wie dort auf die einzelnen Maschinen eingegangen wurde. Vielleicht bin ich der Grund, dass die XSR auf der Beobachtungsliste ist, denn am Start schien die Trainerin die Karre nicht besonders zu kennen.

  • Aus der einen oder anderen Notbremsung kenne ich das steigende Hinterrad der MT07 ganz gut. Vor allem wenn man zum Schluss gescheit reinpackt und vorne einen guten Reifen montiert hat, geht das recht schnell. Wie von Hombacher schon beschrieben, hat man so wohl nicht den optimalen Bremsweg und verschenkt bestimmt, je nach vorheriger Geschwindigkeit, den einen oder anderen Meter.
    Wenn man die Hinterradbremse mit betätigt zieht sich das Heck weiter nach unten, wodurch man infolge auch mehr Bremsmoment an der Front aufbauen ohne das Hinterrad steigen zu lassen. Ich habe das bereits auf einer Übungsstrecke trainiert, in der Praxis aber so NIE einsetzen können. Bisher hatte ich aus dem Gedächtnis heraus etwa 3 "echte" Vollbremsungen bei denen es interessant wurde. In der kürze der Zeit hat meine Reaktion aber nie ausgereicht, um auch noch die Hinterradbremse zu betätigen, bevor ich schon an der Front am Ankern war.

    Ein ADAC Training steht bei mir entsprechend noch aus - ein Gutschein liegt auch vor. Allerdings möchte ich das erst kommenden Jahr zum Saisonstart machen. Ich glaube das ist besser, als das gegen Ende der Saison zu tun.

  • Das mit dem steigenden Hinterrad ist mir bekannt. Nach dem Sicherheitstraining war es dann aber kein Thema mehr.

    Wichtig ist der sofortige und kräftige Einsatz der Hinterradbremse. Das ABS-System muss sofort merken was Sache ist.

    Die Vorderradbremse nicht zaghaft aber auch nicht abrupt ziehen.

    Einfach kräftig zudrücken als wenn man eine Orange zerdrücken will.

    Ah, noch der Hinweis des Instruktors:

    Den Kopf immer gerade aus und den Blick nach oben bei einer Vollbremsung.

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  • Wichtig ist der sofortige und kräftige Einsatz der Hinterradbremse. Das ABS-System muss sofort merken was Sache ist.

    Das ABS macht genau garnichts am steigenden Hinterrad!

    Genau darum ging es doch zu Anfang von diesem Thread. Das ABS verhindert individuell für jedes Rad ein Blockieren. Nicht mehr und nicht weniger. Was du mit dem Hinterrad veranstaltest, interessiert das ABS für das Vorderrad einfach nicht.

    Nichtsdestotrotz hilft es natürlich, hinten mitzureisen, damit das Fahrwerk insgesamt erst etwas einfedert, dadurch der Schwerpunkt niedriger ist und somit der Hebel um's Vorderrad verkleinert wird.

  • Laut Aussage des Sicherheitstrainers benötigen einige Motorräder mit normalem ABS den Impuls der Hinterradbremse, damit das ABS am Vorderrad "weiß", dass es eine Vollbremsung wird und somit schneller regelt und nicht die volle Bremskraft aufgebaut wird.

    Nach diesem Wissen hob das Hinterrad nur noch leicht ab.

    Wenn man die Hinterradbremse nicht oder nur leicht betätigt verschenkt man etliche Meter an Bremsweg, besonders bei hohen Geschwindigkeiten.

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  • Wenn man zu spät hinten bremst, dann ist das ABS hinten für die Katz.

    Also merke, hinten sofort Bremsen, ABS setzt merklich ein und somit sind betreffende Systeme "scharfgeschaltet".

    Motorräder mit entsprechenden Sensoren sind da halt weit im Vorteil.

    Die MT-07 ist an Sicherheitstechnik da etwas schlank aufgestellt.

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  • Laut Aussage des Sicherheitstrainers benötigen einige Motorräder mit normalem ABS den Impuls der Hinterradbremse, damit das ABS am Vorderrad "weiß", dass es eine Vollbremsung wird und somit schneller regelt und nicht die volle Bremskraft aufgebaut wird.

    Eh, das widerspricht der hydraulischen Wirkweise eines ABS ziemlich stark. Hört sich nach einer Erklärung von jemandem an, der das System technisch nur teilweise verstanden hat. Da wird es in meinen Augen immer gefährlich und der Instruktor sollte nochmal in einen entsprechenden Kurs gehen.

    Wundert mich nicht unbedingt, dass ein Instruktor bei solchen Feinheiten Mist erzählt. Mir meinte mal einer erzählen zu können, wie ein Reifen technisch funktioniert. Das war spannend.

  • ABS hat auch was mit Elektronik zu tun.

    Jedenfalls wenn man den Bremsvorgang so macht wie beschrieben, dann passiert so gut wie nichts.

    Kopf immer nach oben, dann geht man automatisch etwas nach hinten.

    Mehrmals aus voller Fahrt praktiziert.

    Keinerlei Probleme mehr, auch nicht auf ner 07.

    Wichtig ist halt üben, üben und nochmals üben.

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  • Ich sage ja auch nicht, dass das angesprochene Verhalten vom Fahrer falsch ist. Das hilft aus den von mir beschriebenen Gründen, die nichts mit dem ABS zu tun haben.

    Natürlich spielt bei dem ABS die Elektronik eine entscheidende Rolle. Aber ein ABS regelt halt in der Standard-Version jedes Rad einzeln. Gibt fortgeschrittenere Sachen, dann aber meist unter einem anderen Namen.