6000 Km in 12 Tagen von Neuss über Göteborg (Schweden), durch Norwegen zum Nordkap und anschließend durch Russland (Karelien) (Murmansk - St Petersburg) nach Helsinki (Finnland) und zurück nach Deutschland. Nordkap ist das primäre Ziel - vor allem reizt mich jedoch Karelien, das finnisch-russische Grenzgebiet. Touristisch nicht erschlossen und landschaftlich unberührt. Das Visum für Russland ist relativ leicht über eine Agentur zu beantragen, schreckt jedoch viele davon ab einen Abstecher nach Russland zu machen.
ZitatEs ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom.
Dies wird wohl der Grund sein, warum Russland bisher von vielen Reisenden gemieden wird. Zu Unrecht. Die Gastfreundschaft, Die Natur und die "Zeitreise" in eine andere Welt vor der Haustür versprechen einen Abenteuerurlaub vom Feinsten. Zudem ist der Sprit mit 0,50€/Liter extrem billig und man unterstützt die GASPROMinenz.
Das Nordkap ist wohl der beliebteste Pilgerort für Biker und sowas wie eine Reifeprüfung. Was genau bei dieser Tour reift, ist jedoch noch unbekannt. Die Straße zum Nordkap hat schon viele Motorradreifen gesehen - meine sollten bald hinzukommen. Jedoch nicht zur besten Reisezeit und nicht mit einer Reiseenduro oder einem Tourer, sondern mit einem Naked bike. Im Mai.
Meine Tour sollte am 1. Mai beginnen. Das Datum vollkommen willkürlich ausgesucht und an den heimischen Wetterverhältnissen angepasst. Man lernt aus seinen Fehlern.
Nachdem Fähre und Urlaub gebucht waren, sollte man sich natürlich über das Wetter im Norden informieren. Mai, also 3-9 Grad, knapp vor Vorsaison und in den höheren Lagen noch reichlich Schnee.
Perfekte Bedingungen! Die Wettervorhersage wurde für die nächsten Wochen meine meistbesuchteste Seite und zugleich die frustrierendste. Sah der Süden Norwegens noch ertragbar aus, blieb es im Norden Norwegens und Karelien Motorradfeindlich.
Die Vorbereitungszeit plätscherte dahin und ich bereitete langsam die benötigte Ausrüstung vor. Zelt, Schlafsack, Isomatte, Kocher und anderen teuren Schnickschnack den ich jedoch sowieso nicht benutzten werde, weil es einfach zu kalt, nass oder Alternativen gibt - aber das weiß ich ja jetzt noch nicht.
Das Motorrad bleibt so wie es ist! Das einzige was reisefreundlich ist, ist die Gepäcklösung und Bernhards Sitz. Der Rest bleibt: Streetbar, Highsider, Sportrasten, RoadsItalia mit lautem Killer.
Die Eltern sollte man vielleicht auch informieren, dass man zurück in die Heimat fährt - es wird sie bestimmt freuen, sind sie ja schließlich nach Deutschland ausgewandert weil Russland so ein tolles Urlaubsland ist.
Sie kennen mich zu gut, als dass sie mir unter wehementen Drohgebärden versuchen würden diese Reise zu verhindern oder zumindest die Russlandetappe zu streichen - trotzdem versuchen sie es. Erfolglos.
"Der "Kleine" hat schon immer gemacht was er wollte", sagte meine Mutter als sie mich enterbt hat.
Mit dem Startdatum stieg die Nervosität rasant an. Die erste längere Tour seit dem Führerscheinerwerb und dann gleich Königsdisziplin Nordkap und Russland. 6000 Km in 12 Tagen (Ich bin bisher auf dem Motorrad 4000 Km in knapp einem Jahr gefahren, in NRW, bei 20°).
Die Gedanken kreisen nur noch um die Reise. Jede einzelne Stunde am Tag. Soll ich es durchziehen? Schaff ich das? Wo liegt Finnland...