Alles anzeigenAls Energiewandlungsmaschine ist der Elektromotor dem Verbrennungsmotor überlegen, da stimme ich dir zu. Flüssigkraftstofftanks sind aber Batterien als Energiespeicher in jedweder Hinsicht überlegen. Ob die Kombination Verbrennungsmotor+Flüssigkraftstofftank oder die Kombination Elektromotor+Batterie besser ist, das ist die interessante Frage. Und je nach Anwendungsfall und gesetzter Bilanzgrenze (Strom kommt nicht aus der Dose und Benzin auch nicht aus der Zapfsäule) kommen da unterschiedliche Ergebnisse raus. Bis dato häufig mit Vorteil auf Seiten Verbrennungsmotor. Das wird sich mehr in Richtung Elektromotor verschieben, soviel ist hinreichend bekannt. Aber ziemlich sicher nicht so schnell wie man es aus ökologischer Sicht gerne hätte und auch nicht vollständig.
Den Verbrennungsmotor als schlechteste noch von Menschen in Serie produzierte Technologie zu bezeichnen halte ich für mindestens fragwürdig und naiv. Überhaupt von "dem Verbrennungsmotor" allgemein zu sprechen ist so unpräzise, dass es schon schmerzt. Selbst wenn du, davon gehe ich mal aus, von PKW-Antrieben sprichst muss man z.B. zwischen Otto und Diesel differenzieren und auch klarstellen, dass man sich für die Bewertung des aktuellen Technologiestandes auf die neuen Motorenkonzepte der letzten < 3 Jahre beschränken sollte. Ich ziehe ja auch nicht die Negativbeispiele für Elektroautos heran.
Der Mehrverbrauch rein durch kalte Umgebungstemperaturen ist beim Verbrenner wirklich zu vernachlässigen. Und Winterreifen, Schnee usw. kann man getrost ignorieren, das gibt es ja auch analog an nicht ganz so kalten Tagen. Dass Winterreifen pauschal einen höheren Rollwiderstand haben würde ich so übrigens nicht unterschreiben. Persönlich brauche ich bei gleichem Reifenformat mit jeweils nem Reifen des gleichen Herstellers aktuell +- 5% genau gleich viel. Genauer kann man es mit der Verbrauchsanzeige des Autos wirklich nicht messen.
In der Spitze haben moderne Benzin- und Dieselmotoren übrigens Wirkungsgrade von > 40%. Und ein großer Fokus der Entwicklungsarbeiten der letzten Jahre war und ist es, den Bereich mit hohen Wirkungsgraden auszuweiten, sodass der mittlere Wirkungsgrad beim Fahren besser wird. Habe mal testweise durchgerechnet für e-Golf, Golf Benziner und Golf Diesel mit Werten vom ADAC Ecotest (siehe links):
Mit einem Heizwert von 42 MJ/kg und einer Dichte von 0.75 kg/l bei Benzin bzw. 42.5 und 0.85 bei Diesel komme ich dann auf 508 bzw. 502 kWh/100km verbrauchter Kraftstoffenergie gegenüber 17.3 kWh/100km verbrauchter Energie aus der Batterie. Das liest sich schon recht erschreckend wenn ich ehrlich bin. Spannend, und weiten Teilen der Bevölkerung nicht bekannt, ist, dass sich Benzin und Diesel fast nichts tun, wenn man rein auf die thermodynamischen Größen schaut. Das Problem ist, dass der volumenbezogene Heizwert (und dann die Kosten an der Tanke) das ist, was der Kunde bemerkt. Und da haben wir dann halt 31.5 bzw. 36.1 MJ/l. Da kommt dann der Gedanke auf, dass der Diesel effizienter ist. War lange genug auch so, aber nicht so extrem wie man im Auto denkt. Mittlerweile ist man in der Forschung gleichwertig bis weiter beim Ottomotor.
Erklär mir bitte mal, wo der Audi e-tron Kompromisse eingeht. Würde mich wirklich interessieren, nachdem ich letztens mal einen sehr detaillierten Vortrag zu dem Auto von einem der Entwickler gehört habe.
Wie stark die Reichweite einbricht hängt massiv vom Auto und der verbauten Technologie ab, da gab es letztens mal einen Test, wo sich erhebliche Unterschiede ergeben haben. Es ist nicht massiv, man sollte es aber in der Berechnung der "garantierten" Reichweite berücksichtigen. Die wird letztlich immer eine wesentliche Kenngröße bleiben um ein Auto zu bewerten. Am Ende verfällst du nochmal auf die Ignoranz, dass ein nicht sonderlich stark verbreiteter Anwendungsfall die sinnvollste Nutzung ist. Macht es also doch nur Sinn, wenn man zuhause laden kann?
Bei deiner Heizwert-Berechnung hat sich ein Fehler eingeschlichen. Ich vermute, dass du Joule und Watt nicht ordentlich umgerechnet hast. Ansonsten kann ich deine Berechnung nicht nachvollziehen. Dass ein Verbrenner sooo schlecht ist, würde ja nicht mal ich behaupten. Du darfst aber auch gerne den Brennwert benutzen. Ist ja nicht mein Problem, dass es dem Sprit schon Energie kostet sich selbst zu verbrennen. Wenn du beim Sprit von einem Energiegehalt von grob 10 kw/h pro Liter ausgeht, liegst du richtig. Diesel etwas mehr, Benzin etwas weniger. Also je nach Spritverbrauch, verbraucht ein Verbrenner 50 - 80 kWh auf 100 km. Ein Elektroauto 12 - 20. Wenn du jetzt einfach einen Spitzenwirkungsgrad von 40 % nimmst, ein Elektroauto aber offensichtlich um den Faktor 3 mindestens besser ist dann kommst du bei 120 % Wirkungsgrad raus. Kann nicht sein. Da sind wir uns einig, oder? Man kann hier also nur in Durchschnittswirkungsgraden rechnen. Alles andere ist nicht mal unter den günstigsten Umständen real.
Von den "hingestellten Autos" würde ich den E-tron nicht als "hingestellt" betrachten. Auch wenn offenbar schon ein paar zugelassen worden sind, sind die noch nicht erhältlich. Dürften alles Händlerzulassungen gewesen sein. Die Fahrzeuge bei Testevents zeigen, dass Audi offensichtlich noch nicht fertig ist. Bei einem Fahrzeug sind ständig Fehlermeldung aufgeploppt.
Wenn er denn mal kommt, ist er nach Papierlage ein konsequentes Fahrzeug. Bis auf die offensichtlich recht schlechte Aerodynamik, die sich in einem hohen Verbrauch nieder schlägt (ca. 20 % schlechter als ein ein größeres und stärkeres Model X von Tesla). Man hat halt wenig Energie an Bord. Audi 95 kWh. Ein sehr sparsamer Verbrenner würde damit gerade mal 200 km kommen. Ein typischer SUV vielleicht um die 100. Umgekehrt würde ein Elektroauto mit dem Energiegehalt eines 50 Liter Tanks über 3000 km kommen. Und es gibt ja noch größere Tanks. 80 Liter bieten den Energiegehalt für über 5000 km. Klar, reine Theorie. Und Audi muss noch beweisen, dass sie die Ladeleistung von 150 kW wirklich halten können. Verwenden die Pouch- oder prismatische Zellen dann bekommen die die Wärme nicht raus und dann muss die Ladeleistung gedrosselt werden.
Von daher, der Audi muss erstmal beweisen, dass er wirklich konsequent ist und dazu müssen die Fahrzeuge erstmal erhältlich sein. Und ein anderes bereits erhältliches Auto wirst du nicht als völlig konsequent bezeichnen können. Von reiner Technikseite vielleicht der i3 von BMW aber der ist halt nur ein 4-Sitzer mit Minikofferraum. Aber das wird sicher über alle Marken in Zukunft besser.
Ja, dass die Jahresproduktion schon ausverkauft ist, behaupten derzeit alle. Also Porsche, Audi und Benz. Allerdings wollen die gerade mal 20.000 bauen. Also das was Tesla an Model 3 in nicht mal einem Monat baut. Wenns stimmt also keine Kunst. Allerdings ist keines dieses Fahrzeuge kaufbar sondern nur reservierbar. Bei Tesla wurde ja auch oft genug erwähnt, dass es nur Reservierungen sind und keine Käufe. Ist hier nicht anders.
Nein, es macht nicht ausschließlich Sinn wenn man zu Hause laden kann. Dafür kenn ich zu viele Fälle, die das nicht machen und die trotzdem nie mehr was anderes fahren würden. Weil es für sie funktioniert und die Vorteile überwiegen. Aber es ist halt am komfortabelsten. Ich share ab und zu einen i3. Und ich war nur an Ladesäulen wenn es kostenlos war und die eh in der Nähe waren. Gemusst hätte ich nie. Langstreckentauglich werden die Fahrzeuge übrigens nicht mit riesiger Reichweite. Klar, zu gering darf sie nicht sein. Langstreckentauglich wirds mit hoher Ladeleistung und guter Infrastruktur. Das genau bietet Tesla. Das System funktioniert einfach. Klar kann ich mit dem Diesel 800 km am Stück durchfahren. Mit dem Tesla fahre ich halt nur 300 km. Dann stelle ich das Auto an den Supercharger und erledige was man als Mensch so erledigen muss. Danach fahre ich weiter. Ich muss nach dem Tanken nicht erst umparken um meine Sachen zu erledigen. Und bei Tesla muss man sich auch keine Gedanken machen wenn man irgendwo hinfahren will. Auch wenn der erfahrene und praxiserprobte wicked das behauptet. Reinsetzen, Ziel ins Navi eingeben und losfahren. Einfach machen was das Navi sagt und nix weiter. Nochmal: das Tesla-System (aus Reichweite, Ladeleistung, Infrastruktur und Software) funktioniert. Und es ist das wo gerade alle anderen offensichtlich hin wollen wenn man sich die Ankündigungen der Ankündigungsweltmeister wie VW, usw., anhört.
Sicher sind Elektroautos, zumindest momentan, nicht die Lösung für alles aber die vermeintlichen und oft erwähnten Nachteile existieren in der Praxis oft einfach nicht. Und das merkt man halt erst wenn man seinen Horizont erweitert. Das geht über Offenheit und vor allem über Selbstversuch. Alte Weisheit: aus einem Tesla ist noch keiner weinend ausgestiegen. Höchstens weil er wusste, dass er wieder in seinen Verbrenner zurück muss.
Und aus ökologischer Sicht ist eh ganz klar: Wir müssen aus den fossilen raus und der Primärenergieverbrauch muss runter. Das geht mit Verbrennern nicht. Entweder bei den fossilen bleiben oder mit E-Fuels den Primärenergieverbrauch noch deutlich hoch treiben. E-Fuels herzustellen kostet Unmengen an Energie und dass dann in sowas ineffizientes wie einem Verbrennungsmotor reinzuschütten... Naja.
Die Null-emissions-Mobilität bei gleichzeitiger Senkung des Primärenergieverbrauchs ist nur mit Elektro möglich. Nicht mit Wasserstoff und mit E-Fuels erst recht nicht.