Trotz ABS nicht voll in die Bremse langen

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  • Gut gemeinter Rat. Bitte noch mal die örtliche Fahrschule besuchen, wenn ihr wirklich der Ansicht seid man könnte bei einem ABS Motorrad gefühllos und stumpf einfach die Bremse voll durchlangen.

    Dort lernt man wie kraftvoll eine Vorderradbremse (speziell Mehrkolben-Doppelscheibe) beim Motorrad ist und wie gefährlich eine Fehlbedienung sein kann. Dort lernt man übrigens auch kontrollierte Vollbremsungen.


    Ein Motorrad ist kein Auto!

    Gute Besserung an die Frau.

    Ähm, doch genau das macht man bei einer Vollbremsung/Gefahrenbremsung: voll durchlangen. Und zwar unabhängig von ABS. Kontrollierte Vollbremsungen gibts nunmal in einer Gefahrensituation nicht. Bitte nicht so gefährliches Halbwissen verbreiten. Eine Fahrschule die das von dir beschrieben vermittelt ist eine Katastrophe.

  • Du bist offensichtlich auch noch etwas falsch informiert.

    Ein ABS verhindert einen Stoppie nicht. Auch nicht über 10km/h oder wo auch immer die Regelschwelle liegt. Je höher der Schwerpunkt von Fahrer+Motorrad und je größer die Verzögerung, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Hinterrad hoch kommt. Dazu kommt dann auch noch die Fahrwerksgeometrie beim Bremsen. Wenn sich der Schwerpunkt durch das Einfedern nach oben schiebt bzw. sich der Hebelarm gegenüber dem Reifenaufstandspunkt unglücklich verschiebt, verstärkt sich das ganze.

    Ich möchte wirklich keinem zu nahe treten mit den vielleicht etwas sehr direkte Aussagen. Auch ich wünsche Thommys Frau alles Gute und wünsche niemanden, sich so auf die Nase zu legen.

    Aber es existiert einfach gefährliches Halbwissen auf dem Bereich, das auch noch weiter verbreitet wird. Ein ABS am Motorrad ist einfach kein "Ich lang voll rein und alles wird gut" System. Dafür ist das System Motorrad zu schwer zu regeln und das ABS hat zu wenige Eingriffsmöglichkeiten. Auch eine Gefahrenbremsung mit ABS muss geübt und verstanden werden. Für mich persönlich fühlten sich die ersten ABS Übungen mit der MT wesentlich brutaler und unkontrollierter an als ein gelegentlich rutschendes Vorderrad an meiner Bandit ohne ABS. Da musste ich mich wirklich umstellen und üben, damit richtig umzugehen. Für mich gibt mir das ABS die Sicherheit, dass die Gefahr bei einer wirklichen Panikbremsung (versuche ich zwar generell zu vermeiden, kann aber vorkommen) das Vorderrad zu überbremsen und mich lang zu machen verringert wird. Außerdem werden von mir übersehene Fahrbahneigenheiten (z.B. Bitumenstreifen) nicht zu einem großen Problem. Alles darüber hinaus liegt immer noch in meiner rechten Hand und meinem rechten Fuß.

    Es kann gut sein, dass ich falsch informiert bin. Trotz Lesen des Handbuchs und Online recherche fühle ich mich nicht in der Lage genau einzuschätzen, was genau passiert wenn. Geschweige denn die verschiedenen Systeme im Detail auseinanderzuhalten.

    Gebe dir voll recht, normalerweise sollte das alles so sein. Leider sieht die Realität oft anders aus. Ich ticke heute auch anders als vor 3 Jahren, vor allem wenn es um Eigenverantwortung und Kopf einschalten geht. Damals habe ich die Bremsen der MT testen wollen um zu lernen wie sie sich verhält, und war überrascht dass das Hinterrad hoch ging (Dank Fahrschulmoped Honda mit Überschlagskontrolle gepaart mit einem Fahrlehrer der meinte "einfach volle Kanne reinlangen"). Zum Glück geschah das auf einem Kaufland Parkplatz und nicht während ein entgegenkommender SUV die Kurve schneidet. Spätestens da habe ich gemerkt, dass es sich lohnt damit auseinanderzusetzen. Viele machen diese Erfahrung leider auf schmerzhafterem Weg

    Rein interessehalber: Was wäre hier für dich die richtige Antwort gewesen? Hinterher kann man nur aus Fehlern lernen. Ungeschehen kann man das alles nämlich nicht machen...

    Generell ist mein Eindruck, dass viele Sicherheitsfeatures missverstanden werden. Das merkt man sogar hier im Forum (ich schließe mich da ein). Da es um Leib und Leben geht, denke ich dass es angebracht wäre mehr Licht ins Dunkle zu bringen und das kann beim Fahrzeughersteller/Händler anfangen, bei der Fahrschule fortgesetzt werden und auf 100 andere Wege passieren.

    Im Grunde ist jeder für sich selbst verantwortlich, aber gerade ein Fall wie hier im Forum, dass jemand von einem SICHERHEITStrainer gesagt bekommt "ich bin verwundert dass das Heck aufsteigt", sollte einem schon zu denken geben. Leider nützt es hinterher auch nichts, man hätte es selber besser wissen müssen.

    Hast du etwa nicht vorher das Handbuch aufmerksam gelesen, so wie es der relativ auffällige Aufkleber auf dem Tank sagt?

    Habe es gelesen. Sogar das meiner neuen Kawa, bevor ich zur ersten Tour aufgesattelt bin. Ich verstehe anscheinend, wie oben erwähnt, trotzdem nicht jedes Detail der Funktionsweise von ABS, aber ich habe damals wie heute erst ins Handbuch geschaut und anschließend Tests gemacht. Langsam an Vollbremsungen antasten, ein Gefühl für das Bike bekommen. Am Ende zählt für mich: Ich möchte nicht in einer Gefahrensituation zum ersten mal erleben wie sich mein Motorrad im Extremfall verhält und worauf ich dann achten muss. Am besten ab und an üben und in der Schrecksekunde die Bewegungen schon in Fleisch und Blut verinnerlicht haben.

    Einmal editiert, zuletzt von derknabe (22. April 2019 um 18:15)

  • Ähm, doch genau das macht man bei einer Vollbremsung/Gefahrenbremsung: voll durchlangen. Und zwar unabhängig von ABS. Kontrollierte Vollbremsungen gibts nunmal in einer Gefahrensituation nicht. Bitte nicht so gefährliches Halbwissen verbreiten. Eine Fahrschule die das von dir beschrieben vermittelt ist eine Katastrophe.

    Nein, eben nicht. Du bremst maximal, ja. ;)

    Aber nur so stark wie es auch deine Bodenhaftung zulässt. Voll reinlangen kannst du villeicht bei warmen Reifen, 30 Grad im Schatten und trockener Straße machen. Bei schlechtem Bodenbelag, kalten Temperaturen oder Regen musst du die Bremsleistung entsprechend anpassen (im Kopf).


    Was du beschreibst nennt man verbremst und fällt in die Kategorie Vorderrad weggerutscht und abgelegt.

  • Was du beschreibst nennt man verbremst und fällt in die Kategorie Vorderrad weggerutscht und abgelegt.

    Nein, das nennt man Gefahrenbremsung, und da geht es einzig nurmehr ums Überleben. Da nützt keine Theoretikerweisheit, sondern ausschliesslich eine sehe kurze Schrecksekunde und die maximal erzielbare Bremsprogression, sowie das Glück. Von Kontrolle kann in so einer Situation keine Rede sein. Das sind Reflexe und harte Übung.

    Niemand macht das aus Spass, ausser vielleicht Stuntmen.

    Und mehr als Rantasten kann man sich in keinem Sicherheitstraining. Im Ernstfall kann niemand sagen, wie es ausgeht.

    Die aktuellen neuen ABS können hier evtl zur Sicherheit beitragen, aber das lese und höre ich nur.

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    >>> Momentan ist es nicht so, wie es sonst immer so ist, sondern es ist so, wie es sonst nicht immer so ist <<<

  • Hi Thommy,

    zuerst einmal gute Besserung für Deine Frau und Hut ab wenn sie denn kommendes Wochenende wieder auf den Bock steigt! Sowas gefällt mir.

    Zur Problematik ist ja schon teilweise alles und auch mehr gesagt worden.

    Meine Meinung allerdings ist, daß die Instruktoren nochmal die Schulbank drücken müssen. Die Überschlagsneigung ist gerade bei der Yamaha mit ihren langen Regelintervallen signifikant. Ich kann mich erinnern, daß ich bei meiner Multi bedenkenlos alle Hebel ziehen konnte, aber da ist ja auch der Radstand erheblich länger.

    Schlaft Ihr kommendes WE auch in Insul? Dann können wir ja ausgiebiger plaudern.

    BG
    Andi

  • Nein, das nennt man Gefahrenbremsung, und da geht es einzig nurmehr ums Überleben.

    Völlig korrekt. Was Chris beschreibt klingt eher nach Rennstrecke als im Alltag tauglich, sprich in einer Gefahrensituation.

  • Nein, das nennt man Gefahrenbremsung, und da geht es einzig nurmehr ums Überleben. Da nützt keine Theoretikerweisheit, sondern ausschliesslich eine sehe kurze Schrecksekunde und die maximal erzielbare Bremsprogression, sowie das Glück. Von Kontrolle kann in so einer Situation keine Rede sein. Das sind Reflexe und harte Übung.

    Genau, reflexmäßig kann man nur abrufen was man lange trainiert hat.

    Also: Fließig bremsen üben, damit ihr nicht (wie all die anderen) unkontrolliert überbremst und unter dem Auto landet, anstatt dahinter....

  • Ich bleibe dabei: hinten bremsen hilft gegen Stoppies. Habe am We. in Adac-Training bei Vollbremsung aus 100 wieder mehrmals gemacht/gespürt.

    Nur wenn du dafür vorne weniger bremst oder kurz bevor du anfängst vorne zu bremsen hinten bremst (Motorrad federt hinten etwas ein, senkt den Schwerpunkt). Alles andere widerspricht den Grundsätzen der Mechanik/Physik. Ob das für einen kürzeren Bremsweg sorgt wage ich zu bezweifeln, aber es ist sicherlich leichter zu kontrollieren, was bei einer Gefahrenbremsung auf der Straße nicht zu vernachlässigen ist.

    Habe nochmal in die Bedienungsanleitung meiner MT07 geschaut. Da steht nur, dass es ein ABS mit zwei getrennten Regelkreisen gibt. Selbst im Werkstatthandbuch von Yamaha steht nicht, dass ein Stoppie nicht verhindert werden kann durch das verbaute System. Wenn man auf technischer Seite versteht, wie das Ding funktioniert, ist aber klar, dass die Funktion gegen ein Abheben des Hinterrads fehlt. Ob der durchschnittliche Händler, geschweige denn der durchschnittliche Nutzer das weiß halte ich mal für fraglich.

    Ich gehöre übrigens auch zu der Fraktion, die regelmäßig (jedes 2.-5. Mal fahren, je nach Abstand zwischen den Fahrten) allerhand Bremsungen üben. Dazu gehören Gefahrenbremsungen kurz vorm Limit des ABS, im ABS, aus Landstraßengeschwindigkeit, aus Ortsgeschwindigkeit, bis zum Stillstand, bis runter auf 30. Dabei kommt immer wieder auch das Hinterrad hoch. Ist nach wie vor nicht die angenehmste Situation, aber ich habe mich daran gewöhnt und mir antrainiert, wie ich zu reagieren habe. Habe schon feststellen dürfen, dass ich auch in einer wirklichen Gefahrensituation nicht panisch, also gar nicht oder Bremse komplett auf, auf das ansteigende Hinterrad reagiere. Schreibe ich der Übung zu, kann es aber natürlich nicht belegen.

    Aus einem ähnlichen Gedankengang habe ich es mir angewöhnt immer mal mit unterschiedlichem Kurvenfahrstil zu fahren und auch mal bewusst unterschiedlich weit in Kurven reinzubremsen und auch immer mal wieder in Schräglage. Geht um ein stetiges Training um in der Gefahrensituation die Fähigkeiten auch wirklich abrufen zu können. Wenn man immer drückt und nur 1x im Jahr bei nem Training sich mit dem Motorrad in die Kurve lehnt, macht man das unter Garantie in der Gefahrensituation nicht und verschenkt den minimalen aber potentiell entscheidenden Gripzuwachs.

    Mir macht der ganze Quatsch halt auch noch Spaß, sonst wäre das vielleicht etwas umständlich. Wichtig ist immer, dass man sicherstellt, dass keine anderen Leute behindert werden. Wenn wer hinter mir ist, lasse ich den Kram natürlich schön bleiben.

  • übe ab und zu auch "starkes" Bremsen, aber das Heck hoch???? Noch nie, dafür halte ich meine Tracer-VR-Bremse sogar für untauglich. Finde sie so nebenbei recht gefühlslos...

    Würde aber mit Siciherheit die VR-Bremse etwas lösen, bevor das Heck kommt.

    Ich bin aber ziemlich schockiert, daß jemand in einem Fahrtraining praktisch mit Ansage sich so hinlegt. Das kann nicht sein. Das hat mit Training wenig zu tun, eher mit Angst machen. Die Frau tut mir echt leid - gute Besserung!!!!!

    Freiheit für die Straßen, weg mit dem Teer!

    • Offizieller Beitrag

    Habe nochmal in die Bedienungsanleitung meiner MT07 geschaut. Da steht nur, dass es ein ABS mit zwei getrennten Regelkreisen gibt. Selbst im Werkstatthandbuch von Yamaha steht nicht, dass ein Stoppie nicht verhindert werden kann durch das verbaute System. Wenn man auf technischer Seite versteht, wie das Ding funktioniert, ist aber klar, dass die Funktion gegen ein Abheben des Hinterrads fehlt. Ob der durchschnittliche Händler, geschweige denn der durchschnittliche Nutzer das weiß halte ich mal für fraglich.

    wie immer: was nicht explizit drin steht, ist auch nicht drin.

    Nein, das nennt man Gefahrenbremsung, und da geht es einzig nurmehr ums Überleben

    Völlig korrekt. Was Chris beschreibt klingt eher nach Rennstrecke als im Alltag tauglich, sprich in einer Gefahrensituation.

    Ihr zwei werft hier ganz unterschiedliche Sachen durcheinander:

    Einmal gibt es die "Panikbremsung" bei der man vor Schreck die Bremse sofort zuknallt - damit dürfte das ABS dann sofort regeln und je nach Haftung und Beladung auch früher oder später das Heck hochkommen. Ich persönlich werte eine Panikbremsung als Fehlreaktion, die Leute versteifen meist komplett auf dem Motorrad, haben zumindest kurzzeitig keine Kontrolle mehr und können nicht ausweichen, wenns mit dem Anhalteweg doch nicht hinhaut. Und man verschenkt eben etwas Bremsweg. Ist aber immernoch besser als von Anfang an zu wenig zu bremsen.

    Bei der Gefahrenbremsung handelt es sich um eine kontrollierte Reaktion mit dem Ziel, auf möglichst kurzer Strecke anzuhalten. Dazu gehört die richtige Bremstechnik (nicht sofort zuknallen). Wenn sich die Haftungswerte nicht rasant ändern, regelt dann auch das ABS nicht rein, weil der Reifen seine Haftung garnicht erst verliert. Das steigende Heck muss man dabei eben kontrollieren können. Wenn man es richtig macht ist der Anhalteweg kürzer und man hat dabei die Kontrolle über die Maschine.

    Bitte unterstellt nicht unterbewusst allen Motorradfahrern, dass es keine Möglichkeit gibt so ein Bremsmanöver kontrolliert auszuführen, auch als Reaktion auf eine plötzliche Gefahresituation. Wenn bei einem selbst jede Gefahrensituation zu einer Panikbremsung führt, sollte man noch üben.

    Und nein, ich behaupte nicht, dass man durch Übung irgendwann vollkommen sicher ist vor Schockmomenten, in denen man dann falsch reagiert. Aber man kann sowas üben und die Wahrscheinlichkeit deutlich reduzieren.

    • Offizieller Beitrag

    Die Überschlagsneigung ist gerade bei der Yamaha mit ihren langen Regelintervallen signifikant.

    Es liegt nicht an den Regelintervallen, sondern an der Geometrie.

    Zu lange Regelintervalle würden ja den Zeitraum des Blockierens verlängern, der Reifen würde also wegschmieren. Genau das Gegenteil vom Überschlag.

    Viel mehr ist es der kurze Radstand und die für die Fahrzeugmasse doch sehr potente Bremse. Wenn dann der Reifen noch warm und tauglich ist, kann man die Maschine auch wunderbar aufs Vorderrad bremsen, ohne das das ABS anspringt.

  • übe ab und zu auch "starkes" Bremsen, aber das Heck hoch???? Noch nie, dafür halte ich meine Tracer-VR-Bremse sogar für untauglich. Finde sie so nebenbei recht gefühlslos...

    Also meine Tracer Bremse mit Conti Road Attack 3 hat das mit dem Heck hoch problemlos geschaut wenn man nur wollte.

  • Ich bin auch nicht drauf gekommen, dass das Hinterrad hoch kommen könnte und habe Handbuch / Service Manual gelesen (und nach vielen Jahren als Techniker bin ich da einigermaßen geübt drin). Zumindest hatte ich vorab erfasst, dass ABS nicht beim Einkuppeln ein evtl. Blockieren verhindern kann, ist ja auch logisch. In der Fahrschule bei der Erweiterung auf A hieß es nur "rauf auf die Honda, 50-60 fahren, beim Hütchen voll v+h in die Eisen bis Stillstand. Man soll sehen dass die Gabel eintaucht". Hab ich 4-5 mal gemacht und noch ein mal bei der Prüfung, hat idiotensicher geklappt, ich hatte ja schon Fahrpraxis aufm 250er Alteisen. Da habe ich auch gedacht das wäre Standardverhalten von so einem modernen Hobel.

    Bin aber durchs Forum auf die Problematik gestoßen bevor ich die ersten 50 km mit der MT gefahren bin. Ich probiere auch alle paar Wochen mal Vollbremsungen ins ABS und reduziere irgendwie automatisch vorne die Bremse wenn das Heck leicht wird. Musste aber erst eine echte Schreckbremsung in der Stadt machen, da war das ABS aufm feuchten Kopfsteinpflaster ganz nützlich, ich war zufrieden. Bin mal aufs Sicherheitstraining Ende Mai gespannt.

  • Gut gemeinter Rat. Bitte noch mal die örtliche Fahrschule besuchen, wenn ihr wirklich der Ansicht seid man könnte bei einem ABS Motorrad gefühllos und stumpf einfach die Bremse voll durchlangen.

    Lernt man jetzt in Fahrschulen schon das Motorradfahren?

    Das war mir neu. Regeln befolgen war bei uns mehr dran.

  • Lernt man jetzt in Fahrschulen schon das Motorradfahren?

    Das war mir neu. Regeln befolgen war bei uns mehr dran.

    In meiner Fahrschule wurde auch nur das gelehrt, was unbedingt benötigt wird, um durch die Prüfung zu kommen. Weder eine ordentliche Kurventechnik noch eine realistische Gefahrenbremsung wurde beigebracht. Die Übung auf dem Platz von 50 kmh ausgehend zu bremsen bringt mir nicht viel. Mir wurde auch beigebracht, dass ich immer voll in die Bremse langen kann und dass mit ABS nichts passieren würde. Mit dem grottigen Fahrschulmoped war das auch tatsächlich der Fall. Dass das Heck schnell steigt musste ich dann erst selbst mit der MT07 lernen, aber ich bin der Meinung, dass sich das gut abfangen lässt...

  • So ziemlich das erste, was ich damals mit der neuen MT gemacht habe, war Sonntags Morgens ins Industriegebiet zu fahren und Fahrübungen zu machen - incl. Vollbremsungen.

    Dort habe ich ziemlich schnell und etwas überrascht festgestellt, dass auch der BT023 selbst bei kühlen Temperaturen genug Haftung aufbauen kann, dass das Hinterrad abhebt.

    Jedenfalls wenn man den Bremsdruck sukzessive voll aufbaut.

    Ich finde, es gehört schon etwas Überwindung dazu, so einen Stoppie zu provozieren.

    Wenn es nicht notwendig ist, ein Gesetz zu machen, dann ist es notwendig, kein Gesetz zu machen.
    Charles Baron de Montesquieu

    Was bisher geschah:

    - Tacho nach vorne mit Kit von LSL

    - GSG Sturzpads
    - Hebelleien von ABM (und zwar die SyntoEvo)
    - KZH von Evotech-rc.it (incl. Shin-yo Rückstrahler)
    - Kellermann micro Rhombus Dark
    - Magura Streetfighter FX auf LSL Klemmböcken
    - Lenkerendspiegelhaltekappen von Desmoworld + Highsider Ferrara Spiegel

    - Renthal Griffgummis
    - E3 Akrapovic

    - Wilbers vorn und hinten

    Einmal editiert, zuletzt von Wicked (23. April 2019 um 09:30)

  • Hallo,

    ich wollte hier keine Diskussion lostreten, sondern nur einen "Bericht" abliefern mit der Hoffnung, daß der eine oder andere das liest und nicht das gleiche Lehrgeld bezahlt.

    Vielen Dank für die Besserungswünsche. Sie hat nur ein paar Prellungen. Gestern Abend hat sie trotzdem mit ihrer Tracer eine 120 km- Tour gemacht.

    @ Diventreiber: Wir übernachten in Blankenheim. Aber ich denke, wir finden schon eine Gelegenheit zu quatschen.

    Grüße

    Thommy

  • Wir haben mit unseren 3 Motorrädern (MT07, XSR700, KTM Superduke GT) und zwei Freunden (Duc Multi950, KTM 790 Duke) vor ein paar Wochen auf einem Verkehrstestgelände mit unterschiedlichen Reibbeiwerten der Fahrbahnoberfläche mal ein paar Versuche zum Thema ABS gemacht. Hier ein paar Erkenntnisse aus diesen rund 100 Bremsversuchen, bei denen wir die Moppeds übrigens auch durchgetauscht haben, also fast jeder Fahrer mal auf jedem Mopped ein paar Bremsungen im ABS-Regelbereich ausgeführt hat.

    1. Die MT und die XSR haben tatsächlich vergleichsweise große ABS-Regelintervalle. Das hackt und quietscht vorne und hinten, dass man beim ersten Mal richtig Angst bekommt. Aber auch, wenn es dabei vergleichsweise spektakulär hergeht - es funktioniert einwandrei! Die Modulatoren machen auch auf den Yamahas auf, wenn die Blockiergrenze erreicht bzw. etwas überschritten ist. Die KTMs und die Duc arbeiteten allerdings viel feinfühliger, da hackt nix, es summt leise oder vibriert allenfalls etwas im Handhebel und zack - die Karre steht.

    2. Beide Yamahas neigen deutlich zum Abheben des Hinterrads. Die einen fanden das dermaßen lustig, dass sie nach diesem Tests nun (trotz ABS!) an jeder zweiten Ampelkreuzung einen Stoppie hinlegen. Die andere wollte anfangs ihre MT verkaufen, aus Angst, in einer Gefahrsituation die Bremse nicht rechtzeitig lösen zu können und dann doch noch den Salto vorwärts erleben zu müssen.

    3. Die XSR ist bezüglich der Stoppieneigung noch mal eine Klasse krasser als die MT, sie ging bei Bedarf fast jederzeit aufs Vorderrad, manchaml sogar auf der bewässerten Strecke.

    4. Beide Yamahas heben das Heck deutlich seltener und nicht so heftig, wenn hinten satt mitgebremst wird. Vermutlich erkennt die Regelelektronik, dass das Hinterrad beim Abheben spontan (oder zuminedest mit sehr großem zeitlichen Drehzahlgradienten) stehen bleibt und regelt dann vorne Bremsdruck weg. Warum das nicht immer funktioniert, konnten wir nicht herausfinden.

    5. Die KTMs der neuesten Generation sind (nicht nur auf der Bremse) eine Klasse für sich. Die kaum spürbaren Regelintervalle habe ich ja schon genannt. Hinzu kommt aber auch, dass man sie (in der Standardeinstellung) und zumindest auf der Gefälle-freien Teststrecke praktisch nicht aufs Vorderrad bekommt. In der Praxis habe ich meine Superduke aber auch an starken Gefällen hinten noch nie zum Abheben gebracht.

    6. Dieses Kurven-ABS der KTMs macht einem bei den ersten Versuchen Angst. Da kann man noch bei 30-35 Grad Schräglage zulangen, das man es nicht möglich hält und am Ende anfangs so verduzt ist, dass man beinahe vergisst, dass Bein rechtzeitig rauszunehmen, sodass mir die Kare beinahe noch im Stand umgefallen wäre.

    7. Die 790 Duike ist in der Kurve beim harten Bremsen deutlich unruhiger und will sich anfangs auch noch etwas aufrichten, die Superduke liegt da noch souveräner, man kann sogar in voller Schräglage beim harten Bremsen fast genau den angepeilten Radius halten. Fühlt sich echt monströs an, hätte ich nie für möglich gehalten, was mit modernen Reifen und diesem Haufen Elektronik an Bord in großer Schräglage auf der Bremse möglich ist.

    8. Die 950er Duc lag irgendwie zwischen der 790er und der 1290er Superduke. Sie bremst sehr stabil und ruhig, zuckte aber in leichter Schräglage beim ersten, heftigen Zulangen etwas mehr mit dem Lenker. Aber sie hatte auch noch kein Kurven-ABS an Bord, das haben erst die allerneuesten Modelle.

    9. Als alle ein bisschen geübt hatten und beim Bremsen auf die Stoppieneigung geachtet haben, konnte auch alle Fahrer bei den Yamahas das Hinterrad problemlos in der ihnen genehmen Flughöhe halten. Macht sogar Laune - siehe oben. Nach dem Üben waren auch die reinen Bremswege bei den Yamahas, wenn überhaupt, nur wenig schlechter als bei den anderen Moppeds. Da kam es eher auf den jeweiligen Fahrer, vielleicht auch ein bisschen auf den Reifen an.

    10. Bei fast allen Moppeds wurden die Bremswege kürzer und die Regelung besser, wenn man den Bremshebel zügig, aber nicht schlagartig durchzieht. Bei der Superduke war der Unterschied allerdings kaum spürbar, da wird wohl auch irgendwas aktiv geregelt.

    11. Das ganze Zeug funktioniert zumindest geradeaus mit moderen Reifen auch auf nasser Fahrbahn einwandfrei. Allerdings konnten wir das Kurven-ABS dort nicht testen, die bewässerte Strecke war dafür zu klein. Macht aber nix, denn das hätte ich mich auch gar nicht erst getraut.


    12. Die Unterschiede bei den Reifen waren bei unseren Übungen relativ klein. Allerdings waren auch nicht so viele verschiedene Reifen im Einsatz: Conti RoadAttack 3, Dunlop Roadsmart 3, auf der Duc war der Pirelli Scorpion 2 montiert und auf der 790er der originale Maxxis, der allerdings auf nasser Fahrbahn doch schon etwas längere Bremswege produzierte.

    Zusammenfassung: Die preiswerteren Moppeds ohne das ganze Elektronik-Geraffel neigen nun mal mehr oder weniger deutlich zum Abheben des Hinterrads. Wenn man das aber weiß und darauf gefasst ist, lässt sich das gut beherrschen - etwas Übung vorrausgesetzt. Mit mehr Elektronik an Bord steigt die reine Bremsperfomance nicht spürbar, aber das ganze funktioniert in Extremsituationen noch problemloser. Moderne Reifen sind, zumindest im Trockenen, kein (Brems-) Thema.

  • Danke für die Erkenntnisse Kurvensucher

    Ich müsste das ganze echt mal mit der Z auf einem leeren Parkplatz probieren, inwiefern sich da das Heck hebt.